Michael Busch "Man lebt so, wie man wohnt, man wohnt so, wie man lebt." Dieses Zitat von Adalbert Bauwens könnte man durchaus in den Zusammenhang mit dem geförderten Wohnen in Herzogenaurach bringen. Denn die Philosophie ist im Grunde recht einfach: Schönen Wohnraum für Menschen schaffen, die finanzielle Unterstützung benötigen.

Ebenso wichtig ist bei dieser Idee, dass keine Ghettoisierung stattfindet. Dass die Wohnungen dort sind, wo auch andere, finanzstärkere Mitmenschen, ihre Wohnungen erwerben. Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker unterstreicht diesen Gedanken mit dem Hinweis: "Den Schritt, den wir vor drei Jahren gemacht haben, war genau der Richtige." Mit diesem Hinweis eröffnete er den Runden Tisch "Wohnen". Ein runder Tisch, an dem sich die Vertreter von Organisationen und Vereinen trafen, die über das Angebot des geförderten Wohnraums glücklich sind.

Corona spielt eine Rolle

Marcus Neeser, Leiter der Herzogenauracher Koordinationsstelle Wohnraum, gibt zu: "Corona hat meine Arbeit auch beeinflusst." Dabei ging es gar nicht um die Organisation des Runden Tisches und den fehlenden Häppchen bei dieser Veranstaltung, es ging vielmehr um das subjektive Empfinden des Leiters in den vergangenen "Corona-Monaten". Die Angebote und Gespräche fanden zunächst einmal nur telefonisch statt, Vorort-Begegnungen wurden weitgehend eingeschränkt. Die Besichtigungen wurden deutlich reduziert. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten wurde versucht den Wohnraum dennoch den interessierten vorzustellen. Aber: "Die Neuanfragen hielten in dieser Zeit unverändert an."

Ein nahtloses Anknüpfen an die Entwicklung dieser Stelle. 2017 wurde im Spätsommer gestartet. Wenige Monate später, im Februar 2018 wurden die Büros der Koordinierungsstelle in der Steggasse 15 bezogen. Zum vierten Runden Tisch musste Neeser allerdings eine schlechte Nachricht überbringen: "Wegen eines Wasserschadens in den Räumen in der Steggasse, sind wir in die Einsteinstraße 17a umgezogen." Das war aber im Grunde die einzig schlechte Nachricht.

Denn die Vermittlung läuft. "2020 haben wir die Koordinierungsstelle auf eine 100 Prozent Stelle aufstocken müssen", erklärt er am Runden Tisch. Eine Folge der bis dato 353 Anfragen, die von 764 Personen kamen. "Es sind Leute, die kommen, die bezahlbaren Wohnraum suchen", fast Neeser die Klientel der Wohnungssuchenden zusammen. Etwa 90 Prozent der Kunden suchen geförderten Wohnraum.

63 Personen konnte der Zugang zur neuen Wohnung ermöglicht werden, was 18 Prozent der Suchenden entspricht, "Das ist aus meiner Sicht eine gute Zahl", sagt der Leiter und ist sich sicher: "Die wird beim nächsten Bauabschnitt auch wieder steigen." Die größte Gruppe der Wohnungssuchenden sei mit 43 Prozent die mit Migrationshintergrund. "Das ist aber keine homogene Gruppe", ergänzt Neeser. "Von Flüchtling bis Eingeheiratet findet sich ein breites Spektrum." Besondere Fragestellungen ergeben sich unter anderem durch den Aufenthaltstitel. Denn besteht keine dauerhafte Erlaubnis, fällt der geförderte Wohnraum weg. Schwierig seien aber auch die Unerfahrenheit mit den deutschen Behörden, aber auch Sprachschwierigkeiten.

25 Prozent machen die Allerziehenden aus. "Fast nur Frauen und dort ist die Bindung zur Schule oder den Kindergarten wichtig", ergänz Neeser seine Ausführungen. "Oftmals handelt es sich bei den suchenden, alleinerziehenden Müttern um prekäre Fälle, da wo es brennt. Häusliche Gewalt spielt da oft eine Rolle."

Vermieter melden selten

Mit je 16 Prozent sind Rentner und Menschen mit Behinderung zwei weitere große Gruppen. "Hier geht es um barrierefreies Wohnen." Aber auch die Entscheidungsprozesse eine neue Wohnung haben zu wollen sind deutlich länger. Auf dem freien Wohnungsmarkt ist der Druck deutlich höher, um schnellere Entscheidungen zu treffen, daher seien die Kontakte zur Koordinierungsstelle an dieser Stelle besser angebracht.

Generell gelte: Geförderter Wohnraum ist eine einkommensorientierte Förderung. "Sozialwohnungen sind eher Geschichte, das ist so nicht mehr", erklärt der Experte. "Heute gibt es drei Förderstufen, die eben nach Einkommen gestaffelt sind."

Wichtig sei eben, dass man bei der Beantragung bereits zwölf Monate in Herzogenaurach leben sollte. Bedauerlich findet Neeser, dass freiwerdende Wohnungen in der Stadt selten gemeldet werden. "Handelt es sich um einen durch uns initiierten Umzug, fragen wir bei den Vermietern der Altwohnungen allerdings nach." German Hacker ergänzt: "Es ist wichtig, dass bestehender Wohnraum auch vermittelt wird, da muss klarwerden, dass die Vermieter auf die Koordinierungsstelle zukommen."