Auf den Spuren der Stadt Bozen - um Ötzi kommt der Besucher nicht herum. Auch wenn der mit Erlangen nicht wirklich etwas zu tun hat. Naja, er wurde zumindest von Franken gefunden.
Michael Busch Bozen an einem Tag, das geht nicht. Zumindest nicht, wenn man sich ernsthaft und intensiv mit der Stadt auseinandersetzen möchte. Und wenn der Start am "Ötzi-Museum" ist. Dort liegt hinter dicken Türen der wohl bekannteste "Bewohner" Bozens.
Nüchtern formuliert: Das Südtiroler Archäologiemuseum ist ein archäologisches Museum. Dort ist der Ausstellungsort des "Mannes vom Tisenjoch". Besser bekannt ist er allerdings als "Ötzi". Es zieht zu allen Jahreszeiten zahlreiche Besucher an und gehört zu den führenden archäologischen Museen Italiens. Das allerdings führt dazu, dass sich in der Regel eine lange Schlange vor dem Museum bildet. Diese kann der geneigte Besucher allerdings umgehen, wenn er bis zu 24 Stunden vorher die Tickets online gebucht hat.
Gelebte Inklusion
Wer aber nun mal in die Schlange geraten ist, kann sich Gedanken machen, warum ausgerechnet Bozen als Partnerstadt für Erlangen realisiert wurde. Peter Steger, Partnerschaftsbeauftragter der Stadt Erlangen, erklärt dazu: "Gerade in Zeiten, wo es auch innerhalb der Europäischen Union vermehrt zu zwischenstaatlichen Spannungen kommt, wo isolationistische Tendenzen an Rückhalt gewinnen und wo sicher geglaubte Brücken der Verständigung ins Wanken geraten, ist es besonders auf kommunaler Ebene wichtig, die zivilgesellschaftlichen Verbindungen auf internationaler Ebene auszubauen und, soweit möglich, unabhängig von der politischen Großwetterlage zu stärken. Erlangen machte in den vergangenen Jahrzehnten bereits ausgesprochen ermutigende Erfahrungen der Versöhnung - etwa durch die deutsch-französische Partnerschaft mit Rennes und den Austausch im Rahmen der deutsch-russischen Begegnungen mit Wladimir - und pflegt eine intensive Freundschaft mit Cumiana im Piemont. Die nun vor fast einem Jahr aufgenommene Zusammenarbeit mit Bozen verspricht einen vertrauensvollen Dialog auf allen Ebenen, der, ausgehend von der gemeinsamen Geschichte, nach Wegen in eine demokratische europäische Einigung sucht."
In der Schlange stehend, wird der Besucher schnell erleben, dass dieser europäische Gedanke genau an diesem Orte leben lässt. In allen Sprachen wird sich zunächst über das lange Warten beschwert. Es folgt eine internationale Resignation, die dann aber bei langsamen Bewegungen in Richtung des großen Portals des Museums sich in Gesprächsbereitschaft wandelt. Es wird sich ausgetauscht, wo man herkommt, warum der Einzelne in Südtirol ist, und nicht zuletzt, was er schätzt. Viel zu schnell verfliegt nun die Zeit und mit einem in diesem Falle internationalem "Ciao" wird das Museum betreten.
Auf mehrere Stockwerke verteilt findet sich alles rund um den "Mann aus dem Eis". Erklärungen helfen beim Einordnen der Fundstücke und der geschichtlichen Bedeutung. Das Fotografierverbot im gesamten Stockwerk Eins weist auf die Bedeutung hin. Hier ist Ötzi untergebracht. In einer Kühlkammer. Bei -6,5 Grad Celsius und 97-99 Prozent Luftfeuchtigkeit schieben sich die Besucher an einer kleinen Scheibe vorbei, um "Public Viewing" zu betreiben.
Tipps für den Besuch
Doch Ötzi ist nicht alles, weiß auch Peter Steger. Er weiß, dass der Gast für einen Besuch in Bozen sich in jedem Fall mindestens drei Tage Zeit nehmen sollte. Der Dom mit dem Grab von Josef Mayr-Nusser sei ien Muss, immerhin begründet auf dessen Lebenslauf die Verbindung der beiden Städte. Steger ergänzt: "Aber auch die vielen Kleinodien der sakralen Baukunst sind zu sehen und dazwischen immer wieder durch die mittelalterlichen Gassen mit ihrem besonderen Flair flanieren." Doch es gibt noch ein paar Tipps mehr: "Nicht links liegen lassen sollte man daneben die Planstadt, die im Zug der Italienisierung Bozens vor allem in der Zwischenkriegszeit entstand.
Einzigartig thront Runkelstein über Bozen, eine Burg mit den größten profanen Fresken, einem großartigen Gesamtkunstwerk. Wer an moderner Kunst interessiert ist, kommt nicht an dem auch architektonisch beeindruckenden Museion und den vielen Galerien vorbei, und schließlich sind es immer wieder die überraschenden Ausblicke auf die umliegenden Berge, ein Ausflug auf den Roppen und vor allem die gastfreundlichen Menschen, die jeden Besuch zu einem Erlebnis machen in einer Stadt mit dem wohl größten eigenen Weinanbaugebiet, die schon immer einladend den Norden mit dem Süden verband, kulturell und kulinarisch." Bozen und Südtirol ist spanend - die Autonomie, die Geschichte, die Drei-Sprachigkeit und viele kleine Dinge spielen eine Rolle. Das wird abschließend in einem dritten Teil behandelt. Und auch die Frage beantwortet, was denn umgekehrt der Bozener unbedingt in Erlangen sehen muss.