Ab dem 1. August können Schüler und Auszubildende im Landkreis mit dem sogenannten 365-Euro-Ticket im gesamten VGN-Gebiet fahren. Für alle anderen ist das Ticket noch nicht erhältlich. Das liegt vor allem an den Kosten.
Andreas Scheuerer Für einen Euro am Tag im Großraum Nürnberg mit dem Bus unterwegs sein: Das ist für Schüler und Auszubildende von nun an möglich. Denn ab 1. August führt der Landkreis das im vergangenen Jahr beschlossene 365-Euro-Ticket ein. Damit folgt der Landkreis der vom Staatsministerium angekündigten Verkehrsoffensive, die das Klima schützen und Lebensqualität im Freistaat verbessern soll.
Das Ticket, das bislang nur Schülern und Auszubildenden vorbehalten ist, langfristig aber für alle kommen soll und im gesamten Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) gilt, trifft bei den Kommunalpolitikern auf große Zustimmung.
Es sei ein erster Schritt, um die Verkehrswende anzugehen, sagt der CSU-Fraktionssprecher im Kreistag und Landtagsabgeordnete Walter Nussel. "Unser Ziel ist es, dass die Menschen vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen." Ähnlich sieht das auch der Kreissprecher der Grünen, Manfred Bachmayer. Zwar kritisiert er, dass das 365-Euro-Ticket nicht von Beginn an für alle zu bekommen ist, also auch etwa für Studenten und Rentner. Der Ansatz sei aber "sehr sinnvoll".
Umstritten ist dagegen, wie das Projekt, das auf zunächst fünf Jahre ausgelegt ist, dauerhaft finanziert werden soll. Die rund 43 Millionen Euro Mindereinnahmen, die er VGN durch die Einführung des neuen Tickets erwartet, werden zu zwei Drittel vom Freistaat Bayern übernommen, ein Drittel müssen die Verbundpartner selber aufbringen. Die jährlichen Kosten für den Landkreis belaufen sich auf etwa 200 000 Euro. Wie es langfristig weitergeht, habe der Kreistag bislang noch nicht klären können, sagt Nussel. Man wolle erst einmal schauen, wie das neue Ticket angenommen wird. Klar sei aber, dass es finanzierbar bleiben muss, so Nussel.
Auch der Fraktionschef der Kreistags-SPD, German Hacker, sieht die Finanzierung als eine große Herausforderung an. Um das 365-Euro-Ticket für alle anbieten zu können, müsse man mit erheblichen Steueraufwendungen rechnen. Hinzu kommt, dass der Name des Tickets auch bei Kunden falsche Hoffnung suggeriert. Schließlich sei es allein durch Inflation und Kostensteigerungen unrealistisch, dass das Ticket auf Dauer für 365 Euro im Jahr zu haben ist. Anders als bei dem nun startenden Ticket für Schüler und Auszubildende sei die Finanzierung des Tickets für alle ein enormer Aufwand.
Eine Blaupause in der Kostenfrage könnte die Stadt Nürnberg liefern. Dort hat Oberbürgermeister Marcus König (CSU) vor kurzem angekündigt, das 365-Euro-Ticket für alle einzuführen. Spätestens bis zum 1. Januar 2023 soll in Nürnberg jeder Bürger das Ticket im Stadtgebiet nutzen können. Die Finanzierung soll hier mit Partner und anderen Geldgebern erfolgen.
Davon ist man im Landkreis noch weit entfernt. Für Karsten Fischkal, Kreistags-Fraktionssprecher der Freien Wähler, ist die Einführung des 365-Euro-Tickets für Jugendliche im Landkreis dennoch ein wichtiger Schritt. Um die Verkehrswende sinnvoll zu gestalten, müsse man bei jenen anfangen, die noch nicht Auto fahren. "Wenn wir der Jugend zeigen, wie attraktiv das Busfahren ist, verliert das Auto an Status", sagt Fischkal. Und davon profitiere wiederum der ÖPNV.