Zu hohe Geschwindigkeiten und Alkohol am Steuer - warum sich Menschen nicht an Geschwindigkeiten halten, weiß ein Verkehrspsychologe. In den Landkreisen Bamberg und Forchheim geht die Polizei nun präventiv gegen Raser vor.
Ein 18-Jähriger hat vier Weizenbier getrunken, als er sich in der Johannisnacht am 22. Juni 2018 nach 23 Uhr noch einmal hinters Steuer setzt: Er will in einem Fast-Food-Restaurant in Hirschaid Essen für sich und seine Freunde holen. "Ich habe gedacht: Das sind nur fünf Minuten, das wird schon noch gehen", sagt der Fahranfänger später. Doch die Entscheidung hat fatale Folgen: Während der 18-Jährige viel zu schnell und betrunken auf dem Rückweg ist, kann er nicht mehr rechtzeitig bremsen, als ihm mehrere Jugendliche entgegenkommen.
Ein 14-Jähriger verlor bei diesem Unfall sein Leben. Bei angepasster Geschwindigkeit hätte der Fahranfänger, einem Gutachter zufolge, noch ausweichen können - der Jugendliche wäre heute vielleicht noch am Leben.
Wie die Polizei mitteilt, sind in den Landkreisen Bamberg und Forchheim die Verletztenzahlen nach Unfällen aufgrund unangepasster Geschwindigkeiten im vergangenen Jahr enorm angestiegen. Dem will die Polizei nun mit verstärkten Kontrollen in diesem Gebiet entgegenwirken.
Positive Verstärkung
Verkehrspsychologe Harald Meyer aus Bischberg kennt die Gründe, warum Menschen deutlich zu schnell fahren: Druck von außen, Stress und Zeitdruck. Rund 90 Prozent aller Raser empfinden laut dem Professor eine sogenannte positive Verstärkung. Das heißt: Werden Raser bei überhöhter Geschwindigkeit nicht erwischt, wird die Fahrweise positiv wahrgenommen. Durch die Verstärkung festigt sich diese Verhaltensweise beim Autofahren, sie wiederholt sich. Um präventiv gegen Raser vorzugehen, kontrolliert die Polizei in den Landkreisen Bamberg und Forchheim bis einschließlich 18. Mai verstärkt Autofahrer.
Der Verkehrspsychologe kritisiert, dass Raser häufig kein schlechtes Gewissen haben - weil sie zu selten erwischt werden. Die Dunkelziffer sei trotz Kontrollen noch immer zu hoch.
Insbesondere Jugendlichen fehle es an einem umfassenden Risikobewusstsein. Das führe schließlich zu einer überhöhten Geschwindigkeit auf den Straßen. So entstünden häufig gefährliche Situationen im Verkehr. Die Folge beruflicher Überforderung kann eine Trunkenheitsfahrt sein, meint Meyer. Auch familiäre Probleme können als Ursache für Trunkenheit am Steuer genannt werden.
Verstärkte Polizeikontrollen
Bereits seit 3. Mai müssen Autofahrer in beiden Landkreisen mit verstärkten Polizeikontrollen rechnen. Der Grund: Unter anderem etwa 25 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit alkoholisierten Fahrern in 2018 als im Vorjahr. Bei 63 verzeichneten Unfällen unter Alkoholeinfluss im Landkreis erlitten 36 Menschen teilweise schwere Verletzungen. Andere Unfallverursacher waren häufig zu schnell unterwegs. Um gegen diese Unfallursachen präventiv vorzugehen, kontrollieren die Polizei Bamberg-Land und die Polizei Forchheim unter anderem in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Bereitschaftspolizei die Verkehrsteilnehmer verstärkt auf den Straßen. Im Landkreis Bamberg wurde der ehemalige Unfallschwerpunkt Würgauer Berg erneut in den Fokus genommen. Hier und im gesamten Bamberger Landkreis sowie im Landkreis Forchheim kontrolliert die Polizei noch bis einschließlich 18. Mai das Fahrverhalten und die Verkehrsteilnehmer.