von unserem Redaktionsmitglied Rainer Lutz Coburg — Die Asylproblematik beschäftigt die Mitarbeiter des Landratsamts über alle Maßen. "Es sind inzwischen praktisch alle Fachbereich...
von unserem Redaktionsmitglied Rainer Lutz
Coburg — Die Asylproblematik beschäftigt die Mitarbeiter des Landratsamts über alle Maßen. "Es sind inzwischen praktisch alle Fachbereiche des Amtes betroffen, die Leute arbeiten am Limit", stellte Landrat Michael Busch (SPD) bei der Sitzung des Kreisausschusses für Soziales, Gesundheit und Senioren am Dienstag fest.
Die Berichte von Jugendamtsleiterin Angelika Sachtleben und Ismene Simon, die im Schwerpunkt an der Unterbringung der Flüchtlinge mit arbeitet, untermauerten die Worte des Landrats. Im Februar war erstmals der Notfallplan zur Anwendung gekommen, der den Landkreis in die Pflicht nimmt, zu den regelmäßig eintreffenden Flüchtlingen auch kurzfristig große Zahlen von Asylsuchenden aufzunehmen. 48 Personen wurden vorübergehend in der Frankenhalle in Neustadt einquartiert. Bereits im März wurde der Notfallplan zum Dauerplan.
Es wurde allerdings August, bis der nächste Bus mit 50 Asylbewerbern angekündigt wurde. Wieder wurde auf die Frankenhalle zurückgegriffen. Als der Bus eintraf, saßen nur 32 Personen drin. Darunter ein Minderjähriger ohne Begleitung, der sofort in die Obhut des Jugendamtes überstellt wurde, wie es das Gesetz vorsieht.
Als für den 1. September erneut ein Bus mit nicht registrierten und nicht untersuchten Asylbewerbern angekündigt wurde, verlegte man die noch in der Halle lebenden Flüchtlinge in das zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig umgebaute frühere Bahnhofshotel. "Die waren erst verzweifelt, weil sie dachten, sie müssten weg", berichtet Michael Busch. Inzwischen sind die überwiegend jungen Männer eine wichtige Hilfe bei der Bewältigung der Arbeit in der Frankenhalle. Sie packen an vielen Stellen mit an und fungieren als Übersetzer.
"Ohne diese Hilfe würde alles viel länger dauern", sagt Ismene Simon.
Oft werden die Flüchtlinge nach der Ankunft in Neustadt bereits am nächsten Tag in Züge gesetzt, weil sie nach der Eingabe ihrer Daten in das Registrierungssystem anderen Standorten in Deutschland zugeteilt wurden. Ob sie dort ankommen, ist ungewiss. Immer wieder machen sich Flüchtlinge auf eigene Faust wieder auf den Weg. Ihr Ziel ist dann oft Skandinavien oder sie versuchen, große Städte in Deutschland zu erreichen, wissen die Behördenvertreter.
So trafen Anfang September mit zwei Bussen 93 Personen aus sechs verschiedenen Ländern ein, wie Ismene Simon berichtet. Gleich nach der Ankunft machten sich 16 wieder auf den Weg.
Im Laufe der Nacht verließen weitere neun Neustadt.
Der Druck wächst
Allein in den zurückliegenden sieben Tagen, berichtet Michael Busch, kamen drei neue Busse mit Flüchtlingen in Neustadt an, der letzte davon gestern.
Zum Stand am 14. September hatte der Landkreis Coburg 480 Flüchtlinge aufgenommen. Dabei ist die ständig wechselnde Belegung der Frankenhalle nicht mit gerechnet. 355 Personen wurden dezentral untergebracht, 65 in Gemeinschaftsunterkünften. 60 sind minderjährig.
Die dezentrale Unterbringung bleibt auch weiter das Ziel. Der Landkreis gibt sich alle Mühe, die Größe der Einheiten auf Objekte mit weniger als 50 Personen zu begrenzen. "Die dezentrale Unterbringung hat sich hervorragend bewährt", ist der Landrat überzeugt.
Die Erfahrung in anderen Regionen habe gezeigt, dass es vor allem dort Probleme gibt, wo die Flüchtlinge in Anlagen mit mehreren Hundert Personen zusammengepfercht werden. Daher werde der Landkreis auch weiter bei seiner Linie bleiben.
Überall in den Kommunen wird zurzeit nach geeigneten Objekten gesucht.Private Investoren richten Gebäude her, die leer stehen. Es werden aber auch Plätze in Familien gesucht, wo Minderjährige untergebracht werden können, die ohne Erziehungsberechtigte hier ankommen.
Dieses Modell habe sich gut bewährt. Nur eine Familie habe bisher nach einer Woche bekundet, sich mit der Betreuung überfordert zu sehen, berichtete Angelika Sachtleben.