Nach der Vereinigung der Sparkassen Ostunterfranken und Schweinfurt bleibt der Fusionskritiker Rainer Gottwald hartnäckig und will einen Bürgerentscheid erreichen. Zu einem Vortrag nach Haßfurt kamen nur sieben Besucher.
Andreas Lösch
Rainer Gottwald war ein wenig hin- und hergerissen am Montagabend in Haßfurt. Nur sieben Besucher fanden den Weg in den Pfarrsaal am Marktplatz, wo der pensionierte Betriebswirt zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema "Rückabwicklung der Sparkassenfusion Ostunterfranken-Schweinfurt" eingeladen hatte. Noch sechs weitere solche Veranstaltungen im Landkreis lässt er folgen, da hofft er auf mehr Resonanz.
Weil: Sieben Besucher, das fanden Gottwald und die anwesenden Zuhörer denn auch "erschreckend wenig". Andererseits hatte Gottwald in den Wochen zuvor neue Motivation erhalten, wie er erklärte: Um sich einen Überblick zu verschaffen, ob in der Bevölkerung überhaupt das Interesse an einer Rückabwicklung der Sparkassenfusion besteht, hatte er eine Online-Petition gestartet, über die sich Landkreisbürger bemerkbar machen konnten, um ihren Willen zur Rückabwicklung kundzutun.
Bislang "reicht das nicht"
Insgesamt 513 digitale Unterschriften hatte die Online-Petition "in rund drei Wochen" eingebracht, wie er am Montagabend erklärte, von den 26 Landkreiskommunen seien lediglich drei (Ermershausen, Gädheim, Kirchlauter) "unterschriftslos" geblieben. Daraus schlussfolgerte er: "Es scheint doch den ganzen Landkreis zu bewegen." Er fügte aber auch an, gerade in Hinblick auf die Tatsache, dass die Unterschriften lediglich digital vorliegen, dass das nicht genug ist: "Für ein Bürgerbegehren reicht das nicht."
Sein Anliegen ist es nun, dass einzelne Bürger vor Ort aktiv werden und weitere "Mitunterschreiber" an Bord ziehen, "Nachbarn, Freunde, Familie", sagte Gottwald: "Gehen Sie mit den Listen raus und sammeln Sie Unterschriften."
Rückschau: Seit dem 1. Januar dieses Jahres firmieren die beiden zuvor unabhängigen Sparkassen Ostunterfranken und Schweinfurt unter dem Namen Sparkasse Schweinfurt-Haßberge mit Sitz in Schweinfurt. Nachdem die Fusionspläne im vergangenen Jahr bekannt geworden waren und alles zunächst "reibungslos" über die Bühne zu gehen schien, schaltete sich Rainer Gottwald, der in Landsberg am Lech wohnt, in die Sache ein.
Bei einem Vortrag in Knetzgau im November des vergangenen Jahres sagte der erklärte Fusionskritiker, dass der Zusammenschluss der beiden Sparkassen gar nicht notwendig sei, besonders aus Sicht der Sparkasse Ostunterfranken nicht: Deren Zahlen seien nämlich so gut, dass das Haus wesentlich zukunftssicherer aufgestellt sei als der westliche Nachbar.
Öffentlicher Schlagabtausch
Im Nachgang entwickelte sich ein öffentlicher Schlagabtausch hauptsächlich zwischen den Sparkassenvorständen Johannes Rieger (Schweinfurt), Peter Schleich (Ostunterfranken) und Kritiker Rainer Gottwald. Letztlich war einer der Hauptvorwürfe Gottwalds, dass die Sparkassenfusion hauptsächlich von den Vorständen vorangetrieben würde, weil durch die größere, vereinte Sparkasse auch größere Vorstandsbezüge sowie Pensionsansprüche möglich seien.
Politik stimmte zu
Die Gegenseite argumentierte, dass die Fusion Synergieeffekte mit hohem Einsparpotenzial biete und sich eine neue, größere Sparkasse im harten Bankensektor viel besser behaupten könne und dies für die regionale wirtschaftliche Entwicklung ein großer Vorteil sei.
Die Sparkasse ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und über einen Zweckverband den Kommunen zugeordnet, im Falle der (ehemaligen) Sparkasse Ostunterfranken waren das der Kreis Haßberge und die Stadt Königsberg, die beide über ihre politischen Hauptgremien Kreistag sowie Stadtrat den Fusionsplänen mit den Weg ebneten.
Gottwald behauptet, dabei sei der eigentliche Auftrag der Sparkasse, als "kommunale Bürgerbank" zu agieren, außer Acht gelassen worden. Er sieht nach wie vor eher eigennützige Ziele einzelner als Triebfeder für die Fusion, als dass die Sparkasse in öffentlichem Interesse handle. Das Unternehmen sieht das anders und weist die Vorwürfe zurück.
Da auch die fusionierte neue Sparkasse über einen neu gegründeten Zweckverband eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist, sieht Gottwald eine gute Chance, die Fusion rückabzuwickeln, nämlich durch ein Bürgerbegehren, das zu einem Bürgerentscheid führen soll. Dafür sammelt er nun Unterschriften.
Der Stadt Königsberg als Anteilseigner im früheren Zweckverband der Sparkasse Ostunterfranken rechnet er eine Sonderrolle zu: Da hier, gemessen an der Einwohnerzahl, viel weniger Unterschriften notwendig sind, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen (Königsberg hat rund 3650 Einwohner, laut Gottwald werden 320 Unterschriften benötigt), setzt er darauf, dass die kleine Stadt in der Mitte des Landkreises zum Zünglein ander Waage wird.
Die Zuhörer im Pfarrsaal in Haßfurt diskutierten anschließend mit Gottwald über das Thema und beschlossen, aktiv zu werden und Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Eine Frau, die ihren Aussagen zufolge bei der Sparkasse Ostunterfranken gearbeitet hat und nun pensioniert ist, fragte sich, warum die ganze Fusion seitens der Bevölkerung und auch seitens der Politik so unkritisch begleitet worden ist: "Früher, wenn eine Geschäftsstelle geschlossen wurde, da gab es einen Aufschrei!" Jetzt, wo die Sparkasse Ostunterfranken ihre Eigenständigkeit aufgegeben habe, passiere nichts dergleichen. Dabei gehe dem Landkreis Haßberge eine wichtige Position verloren: "Wir geben unsere Identität auf", sagte sie.