Gläubige aus dem ganzen Ebrachgrund feierten am gestrigen 1. Mai den 70 Jahre alten Gottesdienstraum in Mühlhausen. Die Notkirche soll einen Platz im Erzbistum finden.
Für Erzbischof Ludwig Schick ist es "etwas Einmaliges, das ins Guinessbuch der Rekorde gehört": Eine Werkstatt, die 70 Jahre als Gottesdienstraum genutzt wird. Das habe es in Deutschland noch nie gegeben, sagte der Bamberger Oberhirte.
Zur Feier des 70-jährigen Bestehens weilte er erstmals in der Notkirche von Mühlhausen. Das Pontifikalamt feierte er zusammen mit dem Ortsgeistlichen Pater Gabriel Ramos Valiente, sowie dem früheren Pfarrer von Wachenroth und Mühlhausen, Günter Raab und einer großen Zahl von Gläubigen. Sie waren aus dem ganzen Ebrachgrund nach Mühlhausen gekommen. Unter ihnen auch viele der einstigen Heimatvertriebenen, auf deren Initiative die Notkirche gegründet wurde.
Dass diese Nutzung bis heute Bestand hat, sei fast ein Wunder, fand der Erzbischof. Sein Dank dafür galt der Familie Pröls, die diesen Raum nach dem Krieg den Heimatvertriebenen zur Verfügung gestellt hatte.
Hütte Gottes
Für die Eigentümerfamilie hieß Otto Pröls den hohen Gast willkommen. Aus der einstigen "Hütte Gottes" sei schon bald "ein Wohnzimmer" geworden, so Pröls.
Die Glocken von Sankt Maria und Kilian, Mühlhausens evangelischem Gotteshaus, läuteten, als der Ehrengast in Begleitung von kirchlichen und kommunalen Würdenträgern und mit den Klängen der Blaskapelle Wachenroth zum Gotteshaus zog. Dort begrüßte ihn musikalisch der Chor des örtlichen Gesangvereins mit seiner Leiterin Ingrid Geyer.
Die Kirche konnte nur einen Teil der Gläubigen aufnehmen, die übrigen feierten im Umgriff des Gotteshauses mit. In seinen Willkommensworten wies Pater Gabriel auf die feste Verwurzelung der Mühlhäuser Kirchengemeinde mit der Pfarrei Sankt Gertrud Wachenroth hin. "Charakteristisch für diese Gemeinde ist die enge Verbindung zu unserer evangelischen Schwestergemeinde Maria und Kilian." Dies werde durch gemeinsame Gottesdienste, Arbeitskreise und Veranstaltungen, besonders aber durch den ökumenischen Bibelweg deutlich. Bei Bedarf stünden beide Kirchen beiden Konfessionen offen.
Vom Denkmalschutz anerkannt
"Reif für die Geschichtsbücher" ist nach den Worten des Erzbischofs, dass diese Werkstatt, die zur Kirche geworden ist, nun auch die zivile Anerkennung durch den Denkmalschutz und die kirchliche durch das Patrozinium erhalten hat. Dies werde einen Platz in der Geschichte des Erzbistums, wie auch in der Ortsgeschichte finden.
Am "Tag der Arbeit" wurde das Patrozinium "Heiliger Josef der Arbeiter" durch die Urkunde des Erzbischofs offiziell. Inhaltsreich und wegweisend sei dieses Patrozinium, das Werkstatt, Arbeit und den Schutzpatron zusammen führe, sagte der Oberhirte. "Menschen brauchen Leitfiguren. Die erste war Jesus Christus selbst mit seiner Botschaft." Der heilige Josef sei eine ganz wichtige Leitfigur. Er sei ein gerechter Mann, ein einfühlsamer Mensch, ein fleißiger Arbeiter, kompetenter Zimmermann und ein guter Familienvater gewesen. "Wir brauchen heute Männer und Frauen wie der heilige Josef." Er sei Leitfigur und Vorbild für Männer und Frauen, für gute Väter und Mütter.
Festtag in der Ortsgeschichte
Die Grüße der evangelischen Gemeinde überbrachte Vertrauensmann Bernd Holler. Aus der Not sei etwas Bleibendes entstanden. Die Kirche sei ein fester Bestandteil von Mühlhausen.
"Der heutige Tag wird als Festtag in die Geschichte von Mühlhausen eingehen", betonte Bürgermeister Klaus Faatz (CSU). Das letzte Patrozinium, das der Kirche Maria und Kilian, liege vermutlich Jahrhunderte zurück. Den heiligen Josef als Schutzpatron halte er für eine hervorragende Wahl. Seine Eigenschaften träfen auch auf die Bürger der Gemeinde zu. In Mühlhausen werde Ökumene gelebt. Die "Josefs-Kirche" werde in Zukunft das Leben der Gemeinde bereichern. Damit die etwas "versteckte" Kirche leichter gefunden wird, gab es als Geschenk der Gemeinde zum Jubiläum ein neues Hinweisschild an der Abzweigung von der Hauptstraße.