Besuch im "Kraftzentrum"

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Sie waren beeindruckt von der Horst Scholz GmbH & Co. KG. Im Bild von links: Der IHK-Vorsitzende Kronach, Hans Rebhan, technischer Leiter Karl-Herbert Ebert, Minister für Bundesangelegenheiten Florian Herrmann und der Vorsitzende der Dr. Schneider Geschäftsführung, Parag Shah. Foto: Veronika Schadeck
Sie waren beeindruckt von der Horst Scholz GmbH & Co. KG. Im Bild von links: Der IHK-Vorsitzende Kronach, Hans Rebhan, technischer Leiter Karl-Herbert Ebert, Minister für Bundesangelegenheiten Florian Herrmann und der Vorsitzende der Dr. Schneider Geschäftsführung, Parag Shah. Foto: Veronika Schadeck

Staatskanzleichef Florian Herrmann informierte sich gestern bei der Firma Horst Scholz GmbH & Co. KG in Gundelsdorf und sprach mit Vertretern der regionalen Wirtschaft, die mehr Unterstützung von der Politik forderten.

Veronika Schadeck Gundelsdorf — Wie schafft es der Landkreis, 20 000 Einwohner und mehr in die Region zu bringen? Wie können 241 offene Ingenieurstellen besetzt werden? Wie kann die Politik die heimischen Unternehmer unterstützen? Darum ging es am Freitagnachmittag, als der Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), bei der Firma Horst Scholz GmbH & Co. KG war.

Der Minister muss wissen, wo den Landkreis der Schuh drückt. Er soll sich vor Ort ein Bild machen über die High-Tech-Unternehmen in unserer Region, so MdL Jürgen Baumgärtner (CSU).

Baumgärtner will "Modellregion"

Und er sagte auch Herrmann, wie die Politik den Landkreis unterstützen müsse. So soll der Landkreis Modellregion werden, wenn es um die Einführung von 5G geht, also um neue Mobilfunkstandards. Dies würde nicht nur die Datenraten erhöhen, sondern auch wichtig sein bei Themen wie Industrie 4.0 und autonomes Fahren.

Weiterhin muss die Förderkulisse sich dahin gehend ändern, dass die Unternehmen im Landkreis davon profitieren. Die Kreisstadt muss eine Hochschule im Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung bekommen.

Oder, so Baumgärtner: "Sie geben uns eine Milliarde Euro und wir können damit in den nächsten fünf Jahren machen, was wir wollen - Sie werden sehen, was da herauskommt."

Zuvor brachten der technische Leiter der Scholz GmbH, Karl-Herbert Ebert, der Geschäftsführer der Wiegand-Glas Unternehmensgruppe, Nikolaus Wiegand, der Vorsitzende der Dr. Schneider Geschäftsführung, Parag Shah, sowie der Vorsitzende des IHK Gremiums Kronach, Parag Shah und der der IHK-Vorsitzende Kronach, Hans Rebhan, ihre Anliegen vor.

Parag Shah sprach von 60 Millionen Euro, die Dr. Schneider in den letzten Jahren im Landkreis investierte. Nachdem im Kronacher Raum nahezu Vollbeschäftigung vorhanden sei, gebe es keine Förderung. "Hier stimmen die EU-Richtlinien nicht".

Weiterhin beklagte Shah das lange Gezetere, wenn es um die Umsetzung von Investitionsmaßnahmen geht. In China dagegen werde ein Bauantrag innerhalb von 17 Tagen genehmigt. Dort seien die Anforderungen sehr hoch. "Das sind Themen, die uns benachteiligen!".

Rückendeckung für Autoindustrie

Weiterhin forderte er Rückendeckung für die Autoindustrie seitens der Politik. "Wir Zulieferer hängen an einem Tropf". Die Politik müsse hier Gesetze schaffen, die einem nach vorne bringen.

Der Personalberaterin und Vorstandsmitglied der IHK Kronach, Sibylle Fugmann, lag die Fachkräftesicherung am Herzen. An den Gymnasien müsste mehr die duale berufliche Bildung einen Stellenwert einnehmen. Die Abschlüsse an den Mittel- und Realschülern müssten an Wertigkeit gewinnen. "Das muss die Politik fördern!"

"Ich lebe sehr gerne hier", bekannte sich Nikolaus Wiegand zu der Region. Aber die Rahmenbedingungen müssten besser ausgebaut werden. Im Hinblick dessen, dass die Glasindustrie Netzentgelte aus den Jahren 2012 und 2013 in siebenstelliger Höhe zurückzahlen sollen, äußerte er sein Unverständnis. Schließlich sei es die Bundesregierung gewesen sei, die ein Jahr zuvor den Beschluss für eine Netzentgeltbefreiung gefasst hat. "Dass jetzt die EU sagt, das ist illegal, finde ich unverschämt!"

Er forderte, dass die Politiker die damals in der Verantwortung stand, der Glasindustrie jetzt auch helfen soll. Ein weiterer Punkt war für ihn: "Wir saufen ab in der Bürokratie!" Mittlerweile gebe es auch Leute, die mit diesem "Fischwasser" Geschäftsmodelle entwickelt haben.

Der Minister, der zuvor bei einem Rundgang Scholz kennen gelernt hat, war tief beeindruckt von dem High-Tech-Unternehmen. Beispielsweise vom Feinplanungssystem 4.0. Hierbei geht es darum, die Fertigungsprozesse im Formbau zu optimieren, Produktionsausfälle zu vermeiden und flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren. Das System, so erklärte Karl-Herbert Ebert, könne innerhalb von 20 Sekunden 9000 Vorgänge neu einordnen.

Die Politik, meinte Herrmann, müsse verlässlicher Partner für die mittelständischen Unternehmen sein. "Wir müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Sie vernünftig arbeiten können."

Für ihn sind Innovationen und neue Technologien notwendig, wenn es um den internationalen Wettbewerb und um die Zukunft in der Region geht.

Was die Bürokratie betrifft, so wies Florian Herrmann darauf hin, dass diese nicht nur Bürokraten verursachen, sondern auch eine "Volksmentalität" sei. Manchmal wäre es sinnvoll, "nicht immer gleich nach schärferen Regeln zu rufen, wenn etwas passiert."

Natürlich durfte auch der Dank nicht fehlen. "Der Freistaat hat für den Landkreis schon vieles getan", so Hans Rebhan und Baumgärtner. Darauf der Minister: "Die Region ist ein Kraftzentrum, und so soll es auch bleiben."