Als Schüler reiste Hermann Konrad aus Theisau mit dem Finger auf der Weltkarte von einem Land zum nächsten. "Erdkunde war mein Lieblingsfach. Ich wollte etwas über andere Nationen und Kulturen erfahre...
Als Schüler reiste Hermann Konrad aus Theisau mit dem Finger auf der Weltkarte von einem Land zum nächsten. "Erdkunde war mein Lieblingsfach. Ich wollte etwas über andere Nationen und Kulturen erfahren", erzählt der 65-Jährige. Als Erwachsener erfüllte er sich seinen Kindheitstraum und reiste rund ein halbes Jahrhundert als Monteur für die Maschinenfabrik Fischer in Burgkunstadt, die Cordschneideanlagen für die Reifenindustrie herstellt, von Kontinent zu Kontinent.
In 44 Ländern hat der Theisauer schon gearbeitet. In China, Indien, Indonesien, Iran, Japan, Tschechien, Südafrika, den USA, Taiwan und vielen anderen Staaten baute er Maschinen auf, nahm sie in Betrieb oder reparierte sie. Darauf angesprochen, ob er sich zur Gattung "Mensch mit Fernweh" zähle, kommt es wie aus der Pistole geschossen: "Aber selbstverständlich."
Nicht nur die Liebe zur Geografie, sondern auch familiäre Einflüsse scheinen dafür verantwortlich zu sein. Konrad erwähnt seinen Onkel Andreas und die Tante seines Großvaters Johann, die beide den Sprung über den großen Teich gewagt haben. Auch Konrad war schon 50 Mal in den USA. Und ebenso viele Male in China. Eine Ausbildung zum Maschinenschlosser bei der Maschinenfabrik Fischer vor 50 Jahren ebnete ihm den Weg in die weite Welt.
Auf das Geheimnis einer langen Berufsehe angesprochen, antwortet der Theisauer: "Mir hat es Spaß gemacht, als beruflicher Globetrotter durch die Welt zu reisen. Das kollegiale Miteinander in der Firma Fischer trug ebenfalls sein Scherflein dazu bei."
Auf seinen Reisen rund um den Globus erlebte Konrad allerhand. Bei chinesischen Kunden sind Toiletten nach europäischem Standard Mangelware. "In einer kleinen Hütte, in der mit einer Schaufel ein paar Löcher gegraben waren, musste ich im Stehen meine Notdurft verrichten", erinnert er sich. Als noch der eiserne Vorhang Europa in zwei Hälften teilte, herrschte im Ostblock Mangel an fast allem. Auch an Silikon zum Abdichten. "Es war das ‚Schmiermittel‘, das dafür sorgte, dass man uns bei der Abnahme der Maschine entgegenkam", erzählt der 65-Jährige. Es gibt jede Menge Fettnäpfchen, in die man in fremden Ländern treten kann. Davon weiß der Oberfranke ein Lied zu singen.
Kulturelle Kontraste
Schnell mal dem niedlichen Kind durch die Haare streichen - in Thailand sollte man auf diese nett gemeinte Geste, die dort einer Beleidigung gleichkommt, verzichten. Der Franke wurde auf seinen Auslandsaufenthalten Zeuge kultureller Kontraste. Die Sprachbarrieren überwand Konrad mit ein bisschen Englisch, dem Reden mit Händen und Füßen sowie seinem Zeichentalent.