Anwohner erleben die Schattenseiten des Kronacher Freischießens

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Kronacher Freischießen - für so manchen Anwohner "Horror- Zeit". Ja, ihr lieben Leut - das Leben besteht in den elf Tagen leider nicht nur aus Feiern. Für so manchen Anwohner stellt dieses eine sehr g...

Kronacher Freischießen - für so manchen Anwohner "Horror- Zeit". Ja, ihr lieben Leut - das Leben besteht in den elf Tagen leider nicht nur aus Feiern. Für so manchen Anwohner stellt dieses eine sehr große "Geduldsprobe" dar! Vor dem Fest wird alles schön hergerichtet. Die anderen Tage des Jahres ist Seelabach leider ein vergessener Stadtteil.
Straßenränder mähen und Straßen kehren wird außerhalb der Schützenfestzeit vielleicht einmal im Jahr in Angriff genommen. Kurz vor und während der Festzeit wird gemäht und täglich gekehrt, es wird alles "aufpoliert", damit es danach wieder versumpfen kann.
Dann zum Freischießen werden Halteverbotsschilder aufgestellt, an die sich viele leider sowieso nicht halten. Leider vergebene Müh. Wenn man schon Halteverbotsschilder aufstellt - kostet ja schließlich Zeit und Geld der Stadt - dann sollte man doch erwarten, dass die Einhaltung dieser Verbote auch überwacht wird, aber hierzu fehlt dann wohl das erforderliche Personal.
Wenn man allerdings hier in Kronach zum Arzt geht, um ein Rezept abzuholen und sich zwei Minuten an die Seite stellt, wo man niemand behindert, dann hat man Personal, und die Polizei ist sofort zur Stelle und man ist mit 10 Euro dabei.
Unserem Hause vis-à-vis wurde eine riesige Wiese als temporärer Parkplatz umgewandelt. Aber warum Parkgebühren zahlen, wenn man bei den Anwohnern vorm Haus - wohlgemerkt natürlich im Halteverbot - kostenlos parken kann.
Den ganzen Abend bis in die Nacht müssen die Anwohner das Türknallen und das Gegröle der heimkehrenden, beseelten Festbesucher ertragen. Einen ruhigen Abend auf der Terrasse gibt es für elf Tage leider nicht. Auch das Lüften der Wohnräume stellt ein Problem dar, und das bei diesen Temperaturen. Bis 1 Uhr nachts ist dies leider nicht möglich.
Vor ein paar Jahren fuhren wir während des Freischießens nachts in Urlaub - um nicht zu sagen, wir waren auf der Flucht, um dem ganzen Tumult zu entgehen. Circa zehn Festbesucher, total betrunken saßen im Kreis mitten auf der Straße vor unserem Grundstück. Wir mussten bitte, bitte sagen um diesen "Meditationskreis" aufzulösen, sonst wären wir nicht aus unserer Einfahrt gekommen. Außerdem wurden wir noch mit dummen Kommentaren bedacht.
Es ist einfach unglaublich, was man als Anlieger alles hinnehmen soll! Dass an die Gartenzäune gepinkelt wird, ist wohl auch normal? Sollte hier in Seelabach während des Schützenfestes jemand auf einen Notarzteinsatz angewiesen sein (sei es Schlaganfall, Herzinfarkt oder sonstige schwerwiegende Krankheiten) könnten u. U. sicherlich kostbare Minuten fehlen, um Leben zu retten. Hierüber sollten sich die Verantwortlichen mal Gedanken machen, wie man noch lebend aus dem Tal kommt.
Nicht auszudenken wäre ein Feuerwehreinsatz bei diesen Verhältnissen, denn auch die Feuerwehr kommt nicht mit dem Hubschrauber löschen - der liebe Gott möge es verhindern.
In diesem Sinne wünsche ich allen Anhängern des Kronacher Freischießens eine fröhliche, unbekümmerte Zeit und bitte auch die Interessen der Anwohner zu berücksichtigen. Versetzt euch einmal alle in die Lage, wenn ihr betroffen wäret. Das Leben funktioniert nur mit Rücksichtnahme.

Christine Henniger
Kronach