Beim Kurhausbad war ein Team von sechs Mitarbeitern im Einsatz. "Rechnet man dann noch Statiker, Brandschutzgutachter und Ämter mit ein, sind circa 15 bis 20 Stellen bei einem Projekt beteiligt", sagt Christian Teichmann.
Dass es dabei zu Diskussionen kommt, ist nicht ungewöhnlich. "Der Architekt ist letztlich ein Dirigent, der in einem großen Konzert schauen muss, dass ein gutes Musikstück herauskommt", beschreibt Christian Teichmann seine Rolle im Interessengefüge.
Richtige Worte zur richtigen Zeit
Gelingt das, steht am Ende ein Highlight: "Die Welterbefeier war einfach toll. Die Worte vom OB waren genau richtig. Mit dem Titel darf das Leben nicht stehen bleiben. Am Welterbe muss weitergebaut werden", sagt der Architekt.
Für ihn den 61-Jährigen ist klar: "Es geht nicht nur ums Erhalten. Es geht darum, den Zauber der alten Gebäude in unsere Zeit zu führen."
Das hatte ihm während seines Studiums schon sein Professor verinnerlicht: "Er hat zu unserem Semester gesagt: ,Glauben Sie nicht, dass sie etwas neues erfinden. Es ist immer eine Kombination von Sachen, die schon da gewesen sind.'" Davon überzeugte sich Christian Teichmann bei seinen vielen Reisen um die Welt. Ziele waren oft Welterbestätten. Dafür zog es ihn bis in den Iran. Stets dabei: "Mein Skizzenbuch und mein Fotoapparat sind bei den Reisen immer dabei." Für den Architekten macht vor allem die Handwerkskunst der alten Baumeister den Reiz an den Gebäuden aus.
"Wir sind zu gut 80 Prozent im Bereich der Denkmäler aktiv", sagt Christian Teichmann. Ein Projekt, das den 61-Jährigen in Bad Kissingen reizen würde: "Das Kurtheater wäre toll. Aber auch am Schlachthof oder an der Saline fände ich es toll, Hand anzulegen." Letztere hält er als Welterbezentrum nur für bedingt geeignet.
"Ich meine, sie ist zu weit vom Zentrum entfernt." Er sieht das Zentrum, wo Wissen um das Welterbe vermittelt werden soll, andernorts. "Das Krugmagazin wäre eine Option. Es liegt zentral, ist Teil der Weltbadzeit und wäre wohl auch groß genug."
Weil die Arbeit der Architekten zu einem Großteil an alten Gebäuden stattfindet, gilt eines für die Architekten besonders: Lösungen von der Stange gibt es nicht. "Es wird immer ein ganz individuelles Konzept erarbeitet", sagt Ralf Alsheimer, der seit dem Jahr 2000 im Büro tätig ist. Das gelte besonders für beispielsweise den Brandschutz. "Baudenkmäler lassen sich fast nie nach DIN-Normen umsetzen. Es geht immer um den Kompromiss." Im Neumannflügel gibt es nach Schätzung von Ralf Alsheimer etwa 30 bis 40 Prozent alte Holzdecken. "Die haben natürlich nicht den Brandschutz wie eine moderne Decke aus Stahlbeton."
Um trotzdem die notwendige Sicherheit zu gewährleisten, haben die Architekten dort auf Früherkennung mit einer Brandmeldeanlage gesetzt. Miteinbezogen in den Kompromiss wurden auch die Anmarschwege für die Feuerwehren.
Bei einem anderen Projekt in Bad Kissingen kam Hightech zum Einsatz. Der Innenhof im Luitpoldbad wurde erst im Lauf des Projekts zum Konzerthof. "Daraufhin hat ein Berliner Büro eine Simulation errechnet, wie der Innenhof innerhalb von zehn Minuten zu räumen ist", sagt Ralf Alsheimer. Einen positiven Nebeneffekt gibt es laut Christian Teichmann ebenfalls beim Einbinden Externer: "So kommt es zum Austausch von Ideen. Das ist immer extrem fruchtbar."