Die steigenden Rohstoffpreise wirken sich auf die gesamte Landwirtschaft aus. Ein Milchbauer aus dem Kreis Fürth erklärt, wo die Probleme liegen. Er kritisiert dabei auch das Verhalten von Kunden.
Die Landwirtschaft ist durch zwei Jahre Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mehr als gebeutelt. Michael Bauer, Milchbauer der Hofmolkerei "Rosa Kuh" in Obermichelbach (Landkreis Fürth) spürt die Auswirkungen am eigenen Leib: "Wir kriegen zwar mehr für die Milch, brauchen aber auch so viel mehr." Mitarbeiter*innen wollen bezahlt werden und auch die Banken wollen ihr Geld.
"Wir sind kleine Lichter in dem Spiel", sagt Bauer gegenüber News5. Die "Rosa Kuh" ist ein Molkereibetrieb, "wir machen alles selber". Der Krieg mache auch Bauer und seinem Team zu schaffen. "Wir kaufen zum Beispiel Rapsschrot zu. Das wirkt sich trotz allem auch total auf die Preise der Milchproduktion aus." Der Großteil der Absätze gehe an den Handel. "Und jemand muss auch die ganze Corona-Geschichte bezahlen", betont der Landwirt.
Obermichelbacher Landwirt kritisiert Kaufverhalten: "Hier wird am ehesten gespart"
"Unser Eindruck ist, dass die Kundenstruktur sich grundlegend verändert", sagt Bauer. "Der Kunde wird sich viele Sachen einfach nicht mehr so leisten können. Es ist trotzdem immer wichtig: 'Was für ein Auto habe ich, was für ein Handy habe ich?' Bei Lebensmitteln wird dann noch am ehesten gespart." Dabei gehe es auch anders: "Die Franzosen zum Beispiel, die haben Bock auf ihre Lebensmittel. Da ist man stolz auf die Landwirte, das sehe ich oft und da bin ich auch neidisch."
In Deutschland sei man eher der Spielball der Politik. "Aber wir müssen uns entscheiden: Wollen wir gute Lebensmittel haben oder nur blühende Landschaften? Wir können natürlich beides haben, aber das muss auch bezahlt werden." Gerade in Zeiten wie diesen müsse man jedoch vor allem arg aufpassen, dass man die Versorgungssicherheit wahren könne. Unter der Pandemie und dem Krieg leide man weiterhin.
"Auch der gestiegene Strompreis kommt bei uns voll durch. Wir haben zwar auch selber Strom und es gibt so viele geile Konzepte, aber die muss man sich auch erstmal leisten können." Über 3 Millionen Euro habe man in die Molkerei, die Ställe und die Infrastruktur investiert. Und eine Molkerei sei noch wesentlich schwerer kalkulierbar als ein Eigenheim.
Krisenreserve infolge des Ukraine-Krieges verdreifacht - 180 Millionen für Landwirtschaft
"Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine spüren wir allenthalben und damit auch unsere Landwirtinnen und Landwirte", stellte Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, erst vor Kurzem fest. Vor allem die gestiegenen Energiekosten seien belastend. "Das ist es, was Putin will: Druck aufbauen, Unsicherheit stiften, Existenzen bedrohen. Dem machen wir heute einen Strich durch die Rechnung."
Die Brüsseler Krisenreserve werde man auf Özdemirs Vorschlag hin auf den Maximalbetrag verdreifachen. "Jetzt geht es darum, die Hilfen mit der Billigung des Parlaments schnell auf die Höfe zu bringen", hieß es einer Pressemitteilung des Landwirtschaftsministeriums vom 27. April. Özdemir hoffe außerdem auf Unterstützung durch das Parlament für deutsche Fischereien, um vor dem Hintergrund gestiegener Treibstoffpreise auch hier Beihilfen zu ermöglichen. Von den Krisenhilfen profitieren demnach insbesondere energieintensive Betriebe, etwa Unternehmen in der Tierhaltung oder im Obst- und Gemüseanbau.
Die Probleme, die Herr Bauer hat, dass für ihn alles teurer wird, hat der Kunde halt auch. Es ist eben nicht nur das Steak vom Bio-Landwirt, das teurer wird, weil ja durch den Krieg alles teurer wird. Nur der Gehaltsscheck am Ende des Monats wird halt für die Kunden nicht größer. Auch andere Branchen merken inzwischen, dass der Konsum zurück geht. Ist ja logisch. Ich kann jeden erarbeiteten Euro nur einmal ausgeben. Und wenn ich jetzt schon doppelt so viel für Strom, 60% mehr für Sprit und 200% mehr für Gas zahlen muss, bleibt einfach weniger Geld im Geldbeutel, von dem ich mir dann das Bio-Steak kaufen könnte, das ja ebenfalls erheblich teurer geworden ist. Ja, es ist eine Frage der Prioritäten... aber möchte ich mich lieber kalt duschen, um mir einmal im Monat ein gutes Steak leisten zu können? Oder kauf ich dann doch lieber Billigfleisch, um mir dafür dann die Heizung leisten zu können?
Leider sind Lebensmittel einer der wenigen Punkte, wo der Verbraucher selbstbestimmt sparen kann, während ihn Steuern, Abgaben, Umlagen usw. treffen, ohne dass er sie beeinflussen kann. Und bei Sprit, Heizung usw. sparen die meisten schon länger und es reicht trotzdem nicht. Da geht es oft nicht darum, ob man das neueste Auto oder Handy besitzt. Mit Sicherheit wünscht sich jeder hochwertige und regional erzeugte Lebensmittel, aber der Geldbeutel sagt dann trotzdem:"Greiff ins unterste Regal und nimm das günstigste, egal ob aus Deutschland, EU oder Ausland.