Am Freitag beginnen die Forchheimer Puppentheatertage. Vom Eigenleben der Marionetten erzählt der künstlerische Leiter Patrik Lumma. Die Stücke richten sich vorwiegend an Erwachsene.
"Das ist das erste Mal, dass ich mit meinen Schauspielern etwas trinke", scherzt Patrik Lumma, Puppenspieler und künstlerischer Leiter der Puppentheatertage, beim Fototermin, denn er hat seine Marionetten am Tresen des Jungen Theaters in Forchheim aufgehängt.
Gemeinsam mit dem ersten Vorsitzenden des Theaters, Johannes Mehlich, und dem künstlerischen Leiter des Jungen Theaters, Lorenz Deutsch, stellt Lumma das geplante Festival-Wochenende vor. "Unser Theater gibt es nun schon seit 21 Jahren. Und schon seit 20 Jahren findet Puppentheater hier statt", erzählt Mehlich. "Stimmt, das ist eine etablierte Veranstaltung", ergänzt Deutsch und erinnert sich, dass diese zu Beginn eine ganze Woche gedauert hat. Vor etwa zehn Jahren habe man dann an den beiden Wochenenden Stücke für Erwachsene gespielt und unter der Woche vormittags für Kinder.
Kein Kasperltheater
"In diesem Jahr soll die Veranstaltung einen Festivalcharakter haben. Jedes Gastspiel soll zugänglich sein und es gibt einen Workshop", fasst Deutsch zusammen. Und er hebt hervor, dass es sich nicht um Kasperltheater handle.
"Theater mit Puppen ist atmosphärisch sehr packend, die können viel hemmungsloser agieren", meint Lorenz Deutsch. Auch könne der Zuschauer viel mehr die eigene Phantasie einbringen. Diplom-Puppenspieler Patrik Lumma sieht das ebenfalls so. Er selbst hat das Puppenspielen studiert, so wie die "Artisanen", ein junges Ensemble aus Berlin. "Ich bin aber auch begeistert von den Hohenlohern, die ein hohes künstlerisches Niveau haben und aus einer ungeahnten Tiefe schöpfen können", fachsimpelt Lumma. Die "Hohenloher" folgen einer mehr als 250-jährigen Wanderpuppenschauspieler-Tradition.
Im Programm werden Themen von Erwachsenen angesprochen wie in "Nirgendwo" das Alleinsein oder im Kinderprogramm "Ente, Tod und Tulpe" der Tod, der jeden Menschen von Beginn an begleitet. "Wir erklären Kindern den Tod, denn als Theater wollen wir kulturell bilden", erklärt Lumma. "Und Eltern sollten ebenfalls keine Angst vor diesem Thema haben", ergänzt Johannes Mehlich.
Lumma erklärt, dass hinter jeder Puppe ein ausgezeichneter Schauspieler stecken muss. Doch im Gegensatz zum Bühnenschauspieler, der sich in seine Rolle versetzt und diese dann auf der Bühne auslebt, spielt ein Puppenspieler mehrere Rollen und diese außerhalb seines Körpers. "Am liebsten spiele ich mit Marionetten, die sind autonom", erklärt Lumma.
Gesichten werden Wirklichkeit
Er stehe mit jeder Puppe in einem Dialog, denn jede Puppe habe ihr Eigenleben.
"Und sie spielt auch jedes Mal anders", wirft Lumma ein. Dabei entstehe das Wunder - die Magie des Theaters: Eine Geschichte wird in diesem Augenblick in einem kleinen Raum zur Wirklichkeit. "Diesen Zauber verspüren Kinder noch mehr als Erwachsene. Die Kleinen sind spontaner, räumen mir aber auch die Bude aus, wenn der Rhythmus nicht stimmt", lacht Lumma.
Außerdem gebe er einen Workshop. In dem mache er einfach mal seine Koffer auf. Jeder Teilnehmer könne sich dann die Marionette wählen, die ihn anspricht und ihr irgendeine Rolle geben. "Und dann überlegen wir Szenen und spielen die. Das wird sehr spannend."
Die Aufführungen
Bei den Forchheimer Puppentheatertagen im Jungen Theater in der Kasernstraße 9 gibt es diese Aufführungen:
23.
Oktober 20 Uhr: Artisanen - "Nirgendwo" (Erwachsenentheater)
24. Oktober 15 Uhr: Artisanen - "Ente, Tod und Tulpe" (Kindertheater); 20 Uhr : Hohenloher Figurentheater - "Varieté Olymp" (Erwachsenentheater)
25. Oktober 15 Uhr: Hohenloher Figurentheater - "König Sofus & das Wunderhuhn (Kindertheater); 16 Uhr: Patrik Lumma - Workshop: Inside Puppenkiste - Theater des Staunens (ab zwölf Jahre)