Die Veranstalter des Open-Mind-Festivals in Gräfenberg hören auf. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Kinder tanzen vor der Bühne, auch die Erwachsenen wippen im Rhythmus mit - die Stimmung auf dem Gräfenberger Marktplatz ist schon mit der ersten Band mitreißend gut, fast als wolle man einen Rekord knacken. 800 Leute besuchten im vergangen Jahr das Open-Mind-Festival, bestimmt 600 Leute sind es am Samstagnachmittag. "Und wir sind erst bei der zweiten Band", sagt Michael Strößenreuther, der zum Organisationsteam gehört.
Trotzdem machen laute Gerüchte die Runde. Es soll das letzte Open-Mind-Festival gewesen sein. Es stimmt, meinen die Verantwortlichen nickend. Dass es ihnen nicht leicht fällt, steht ihnen im Gesicht geschrieben. Aber viele von ihnen schlagen eine andere Lebensrichtung ein. Beruflich, aber auch privat. Veränderungen, die zeitintensiv sind.
Ebenso aufwendig ist die Organisation des Festivals für das kleine Team. Es geht weniger darum, gute Bands zu finden.
"Das macht Spaß. Aber wir sind ein Dreivierteljahr damit beschäftigt, bei den Firmen und Geschäften zu klingeln, um Spendengelder zu sammeln", verrät Thomas Schweiger. Das Festival wird ausschließlich durch Sponsoren finanziert. Und hier haben die Verantwortlichen heuer oft ein "wir haben schon gespendet" gehört.
Festival ist immernoch beliebt
"Die Akzeptanz für das Festival ist noch vorhanden", betont Schweiger. Auch wenn es in Gräfenberg nicht mehr aktuell ist, so gab es erst vor wenigen Wochen Naziproteste in Eckental, wegen der Flüchtlinge. "Da hört ihr mit einem Festival auf, wo die Populisten zu krabbeln anfangen", sagt der Kabarettist Matthias Egersdörfer ungläubig ins Mikrofon. Beifall untermauert seine Aussage. "Es ist schade, dass sie aufhören wollen.
Ich habe erst zehn Minuten erlebt, aber es ist eine starke Veranstaltung", sagt auch Landrat Hermann Ulm (CSU), der in diesem Jahr die Schirmherrschaft über das Festival hat. Er hat den Nürnberger Oberbürgermeister als Schirmherr abgelöst.
"Nun haben wir einen Schirmherrn, der vor Ort ist", erklären die Leute vom Team und stellen dem Landrat mit Monique da Costa eine bekannte Blondine zur Seite. Da Costa, die den Transvestiten Mary mimt, nutzt die Gelegenheit für ein Drei-Fragen-Interview. Ob der Landrat eine Notwendigkeit für diese Festival sieht, will da Costa wissen. "Dringendst, als Zeichen und Impuls in einer Zeit, wo man nicht weiß, wo die Leute stehen. Wo es Ängste und Vorbehalte gegen Politiker gibt", betont Landrat Ulm.
Er stimmte auch zu, dass es nicht sein dürfe, wenn Menschen bedroht werden, weil sie ihre Meinung äußern. Auch dafür steht das Festival.
Egersdörfer erntet Lacher
"Es ist ein gemütliches, familiäres Festival", findet ein Besucher, der zum ersten Mal auf den Marktplatz gekommen ist. Es steht der Kabarettist Egersdörfer auf der Bühne, schaut selbst auf die Uhr "noch siebzehn Minuten", nennt er die Zeit, in der er die Leute noch unterhalten darf. Angesichts dieser "Misere" hat er einen guten, dringlichen Rat für die Kinder parat, die ab nächster Woche wieder die Schulbank drücken müssen. "Lernt! Bereitet euch auch am Sonntag vor, wenn ihr am Montag gefragt werden könntet. Sonst müsst ihr wie ich hier auf der Bühne stehen und Rentnerinnen im Jeansanzug unterhalten", sagt Egersdörfer.
Die Bands "Analog Birds" und "We invented Paris" haben ihren Auftritt noch vor sich, "Zweiraumsilke" und der Zauberer Manolo begeisterten zu Beginn.
Imbiss- und Souvenirstände sind am Rand des Marktplatz nahe den Geschäften aufgebaut. Lichter verbreiten eine heimelige Stimmung, der laue Sommerabend trägt ebenfalls zur Gemütlichkeit bei. Monique da Costa huscht über den Marktplatz - obwohl erst zum zweiten Mal als Frau dabei, gehört sie zum Festival-Inventar - schüttelt den Kopf und verrät: "Es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Ich habe gehört, dass sich vielleicht doch eine neue junge Gruppe findet...", sagt da Costa. Vielleicht ist 2016 also doch nicht das letzte Mal.