Szenarien für die Sanierung: Wie lange wird im Forchheimer Königsbad noch geplanscht?

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Eine Komplettschließung des Königsbades wäre vor allem für Vereine und Schulen ein Problem. Foto: Franziska Rieger
Eine Komplettschließung des Königsbades wäre vor allem für Vereine und Schulen ein Problem. Foto: Franziska Rieger

Wenn der Rechtsstreit um die Schadenskosten geregelt ist, soll im Forchheimer Königsbad endlich die Sanierung beginnen. Wann und wie die genau aussieht, ob Teilschließung, Parallelbetrieb oder Komplettschließung, ist noch nicht geklärt.

Um eine Sanierung des Königsbades kommt die Stadt nicht mehr herum, das steht schon lange fest. Neben einem langwierigen Rechtsstreit um die Schadenskosten muss aber noch geklärt werden, mit welcher Variante das Bad saniert werden soll. Drei mögliche Szenarien hat die Arbeitsgruppe "Sanierung intern" dafür erarbeitet.

Komplettschließung Vorteile einer Komplettschließung: Geringerer Planungsaufwand, geringere Provisorien, die leeren Flächen können als Lagerort genutzt werden. Die offensichtlichen Nachteile: Ein kompletter Verlust der Einnahmen, Ausstellung der Mitarbeiter, Schulen und Vereine müssen sich für ihren Sport eine andere Stätte suchen. Es drohen ein Imageschaden und enormer Marketingaufwand.

Teilschließung Bei einer Teilschließung (Freibadbetrieb bleibt erhalten, saniert wird im Winter) würde zumindest der Einnahmenverlust geringer ausfallen, die Mitarbeiter könnten weiterbeschäftigt werden. Allerdings wären dafür der Planungsaufwand und die Mehrkosten für die Provisorien höher.

Parallelbetrieb Am wenigsten Veränderung für die Badegäste gäbe es freilich bei einem Parallelbetrieb (ganzjährig). So würde fast kein Nutzungsausfall und Einnahmenverlust entstehen. Der Planungsaufwand und die Mehrkosten für Provisorien wären dafür um einiges höher. Auch würde sich die Dauer der Sanierung verlängern.

Das Fazit von Königsbad-Betriebsleiter Christian Lenkl und Bäderchef Walter Mirschberger: Eine Mischung aus Teilschließung und Parallelbetrieb erachten sie als realistisch durchführbar. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) strebt einen Parallelbetrieb ohne Teilschließung an. "Es ist das Image des Königsbades, das mir sehr am Herzen liegt", sagt er.

So hoffnungsvoll sich die Pläne von Bäderchef Mirschberger anhören: Eines darf dabei nicht vergessen werden: Erst muss der Rechtsstreit beigelegt werden, bevor die Sanierung beginnen kann. Doch der zieht sich in die Länge, weil die Stadt in ein zeitraubendes Beweissicherungsverfahren eingetreten ist. "Wir gackern über ungelegte Eier", fasste es Sebastian Platzek (FDP) im Finanzausschuss deshalb zusammen.

Eine Komplettschließung zumindest für einige Monate sei nicht auszuschließen, räumt Mirschberger ein. Wenn nicht komplett geschlossen werde, rechne er mit einer längeren Bauzeit. "Das wird schon die Kosten in die Höhe treiben", sagt er. Zuletzt war er von mindestens einer Million Euro für die Sanierung ausgegangen. Ob Parallelbetrieb und Teilschließung möglich sind, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher sagen. Noch ist die Hoffnung groß, dass im nächsten Jahr begonnen werden kann.

Für Udo Schönfelder (CSU) ist eine Komplettschließung ein "No-Go". "Wir müssen da jetzt durch", sagt er. Zunächst sollten die Varianten Parallelbetrieb und Teilschließung miteinander verglichen werden, um die Mehrkosten zu berechnen. Annette Prechtel (FGL) möchte einen Parallelbetrieb, um "die Gäste nicht zu verprellen". Dafür brauche es vor allem eine gute Öffentlichkeitsarbeit.

Änderungen mit der Sanierung

Mit der Sanierung des Königsbades sollen nicht nur die drängenden Wasserschäden beseitigt, sondern auch Neuerungen vorgenommen werden. Bäderchef Mirschberger hat dafür einen ganzen Ideenkatalog:

So müsse man ohnehin "den ganzen Eingangsbereich rausreißen", weil der Kassenbereich aus Sicherheitsgründen verlegt werden soll. Der Betriebshof soll überdacht werden, der Saunabereich Richtung Jahn-Tennisplatz erweitert werden. Außerdem regt Mirschberger an, Wohnmobilstellplätze einzurichten und einen Bio-Schwimmteich in der Saunalandschaft zu integrieren.

Der Sprungturm im Königsbad kommt zurück

Das Warm- und das Erlebnisbecken im Außenbereich sollen technisch getrennt werden, um die Becken unterschiedlich zu beheizen. Für Kinder und Jugendliche soll der so lange geforderte Sprungturm und eine automatische Rutschen-Zeitmessung dazukommen. "Das ist kundenbindend", betont Betriebsleiter Lenkl. Im Restaurant "Konrads" wird außerdem ab Mai 2020 ein neuer Pächter gesucht, der jetzige habe gekündigt, so Mirschberger.

Das Defizit im Königsbad wächst: Einnahmen sind gestiegen, Kosten aber auch

In der Sitzung des Finanzausschusses hat Bäderchef Walter Mirschberger den Stadträten den Jahresbericht des Königsbades für das Jahr 2018 vorgelegt. Die gute Nachricht vorneweg: Die Besucheranzahl (Sommer- und Wintersaison) ist von 303 907 Gästen im Jahr 2017 auf 329 894 Gäste im Jahr 2018 gestiegen. Die Anzahl der Besucher während Winter- und Sommersaison war fast gleich.

"Der höchste Einnahmestand seit Anfang des Bades", sagt Mirschberger. Doch die gestiegenen Besucherzahlen ändern nichts daran, dass das Königsbad im Jahr 2018 ein Minus von einer Million Euro erwirtschaftet hat. 2017 war es ein Defizit von 925 118 Euro. Schuld daran sind gestiegene Ausgaben, etwa für technische Anlagen (87 590 Euro), für die Betriebsausstattung (Anstieg von 14 421 auf 40 271 Euro) und für eine Photovoltaikanlage.

Die Gerichts- und Anwaltskosten sind wegen des langen Rechtsstreites von 3304 auf 52 906 Euro gestiegen. Aufwendungen für Wasser sind von 38 344 auf 63 545 Euro gestiegen, hier fällt besonders eine Installation zur Chlordosierung von Brunnen ins Gewicht.

Auch die Personalaufwendungen sind von 2017 auf 2018 vor allem wegen nicht genommener Überstunden und Urlaubstagen gestiegen. Die Zuführung zu Rückstellungen für nicht genommenen Urlaub sind von 459 Euro auf 9662 Euro gestiegen. Noch drastischer ist der Anstieg bei Zurückführungen für nicht genommene Überstunden: Von 5058 Euro auf 17 903 Euro. "Der Schichtplan ist sehr komplex", sagt Mirschberger. Schließlich wird im Königsbad im Zweischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Mindestens drei Mitarbeiter müssen anwesende sein, um den Betrieb aufrecht zu halten.fr