Bei der Frage, ob im Neubau des Katharinenspitals in Forchheim auch eine stationäre Abteilung entstehen soll, entschied sich der Stadtrat für eine ambulante Versorgung durch eine Sozialstation. Auch an arme Leute wird gedacht.
Alles war etwas ungewöhnlich in der jüngsten Stadtratssitzung: Zum einen fand sie nicht wie üblich im Rathaussaal statt, weil dieser wegen des Empfanges zum 65. Geburtstages des Oberbürgermeisters hergerichtet werden musste. Doch auch bei dem wegen seiner Barrierefreiheit gewählten Ausweichort, in der Sparkasse, standen die Zuhörer vor der verschlossenen Türe des Sitzungssaales, hinter der nichtöffentlich und nicht enden wollend über die personelle Besetzung des Kulturreferates entschieden wurde.
Eineinhalb Stunden warten - so hatten sich die Senioren, die wegen der Neukonzeption des Katharinenspitals erschienen waren, die ihnen versprochene Verbesserung der Kommunikation nicht vorgestellt! Und als sich die Türen schließlich öffneten, da dürften sie sich gefühlt haben wie im falschen Film: Denn statt programmgemäß über das Altenheim zu beraten, begann Annette Prechtel von den Grünen
mit einer Tagesordnungs-Debatte zum Thema Kolpinghaus-Umbau. "Lassen sie uns diesen Punkt in Ruhe erst im September beraten", forderte sie und löste damit eine heftige Diskussion aus - die allerdings ein Gutes hatte: Denn als CSU-Fraktionsführer Udo Schönfelder die Absetzung des Tagesordnungspunktes zum Kolpinghaus ablehnte, lüftete er mit der Bemerkung, dass man die neue Kulturchefin "Dr. Scialpi" auch noch später in die Planungsphase einbinden könnte, gleich nach der nichtöffentlichen Personalentscheidung das Geheimnis um die Nachfolge des in Ruhestand gehenden Amtsinhabers Dieter George.
Annette Prechtels Antrag zur Verschiebung der Entscheidung über die Kolpingshaus-Planung wurde gegen 13 Stimmen aus den Reihen der Grünen, SPD und Freien Wählern abgelehnt.
Der neue Kämmerer der Stadt, Detlef Winkler, kam schließlich zum Kernthema, als er hinsichtlich der Katharinenspital-Stiftung und deren Verpflichtung zur Gemeinnützigkeit und Mildtätigkeit versicherte: "Wir besetzen das Haus nicht mit jungen, gesunden und reichen Leuten", sondern mit Menschen, die auf Grund ihres Alters pflegebedürftig seien, aber auch mit Senioren, die aus sozialen Gründen hilfsbedürftig wären.
Uwe Kirschstein (SPD) sprach sich für eine zeitgemäße Einrichtung am derzeitigen Standort aus. Hier sollten aber nicht nur Seniorenwohnungen entstehen, sondern auch Plätze, die eine 24-Stunden-Intensivpflege ermöglichten und solche für Bewohner mit geringem Einkommen. Er forderte, dass auch ein gemeinsamer Umzug von Freundeskreisen in andere Einrichtungen ermöglicht werden müsse.
Mit Blick auf die Angestellten sagte Kirschstein: "Die Stadt muss die Übernahme des Personals positiv begleiten."
Udo Schönfelder (CSU) betonte, bei der Suche nach Arbeitgebern sei man auf einem guten Weg. Im Übrigen geißelte der CSU-Fraktionsvorsitzende die Grünen, die die Art der städtischen Kommunikation als "schäbig" bezeichnet hatten.
Schürr fordert Unterstützung An die Adresse der Bewohner gerichtet, drückte Ulrich Schürr (Junge Bürger) sein Bedauern aus, dass es Kommunikationsprobleme gegeben habe - gleichzeitig ermutigte er jedoch dazu, den Blick nach vorne zu richten: Die Senioren müssten jetzt einzeln "an die Hand genommen werden" bei ihrem Weg ins neue Domizil.
Schürr forderte, den Bewohnern des Katharinenspitals konkrete Hilfestellungen zu geben beim Umzug - sowohl organisatorisch als auch hinsichtlich einer finanziellen Unterstützung. Die jetzt entschiedene Betriebsform entspreche dem Stiftungszweck, betonte der Sprecher der Jungen Bürger.
Gleichwohl sei es wünschenswert den Gedanken der Mildtätigkeit - der über die Altenhilfe hinausgehe - in der künftigen Betriebsform zu berücksichtigen. Hinsichtlich des Personals, so Schürr, sei darauf zu achten, dass mit dem künftigen Betreiber verbindliche Übernahme-Regelungen getroffen werden. Manfred Hümmer (FW) kritisierte, dass es noch nicht geklärt sei, ob der Stiftungszweck durch das ambulante Betriebskonzept erfüllt sei. Auch hinsichtlich eines gemeinsamen Umzugs gebe es seitens der Stadt noch keine konkrete Aussagen.
Ebenso verhalte es sich bezüglich eines Sozialplanes.
Für die Grünen erteilte Annette Prechtel den Plänen eine Absage: "Dieses Konzept ist nicht hundertprozentig gut." Man gebe die Verantwortung für die Qualität der Pflege aus der Hand. "Wenn Sie sich verweigern, handeln Sie gegenüber dem Personal und den Anwohnen unverantwortlich", zürnte OB Franz Stumpf (CSU/WUO). Am Ende fand der Beschluss über das Betriebskonzept eine Mehrheit - gegen neun Stimmen aus den Reihen von SPD, Grünen und FW.