Abbild der Gesellschaft
Sechs Bürgermeisterinnen leiten momentan im Landkreis Forchheim die Geschicke ihrer Kommune. Eine von ihnen ist Christiane Meyer (NLE). Seit 2014 steht die 47-Jährige an der Spitze Ebermannstadts. Meyer selbst hat zwei Kinder. Die Unterstützung von Familie und Bekannten ist ihr in ihrem Amt eine große Hilfe, sagt sie.
Dass in den Kommunen nur wenige Frauen mitmischen, sieht Meyer sehr skeptisch. Denn im Idealfall sollten politische Gremien ein Abbild der Gesellschaft sein, alle Alters- und Berufsgruppen sowie Geschlechter präsentieren. Auf Bundes- und Landesebene sei der Frauenanteil zuletzt sogar gesunken.
Auch in Ebermannstadt ist die Lage nicht überzeugend: Neben Meyer sitzen momentan zwei weitere Frauen im Stadtrat. Der Hauptgrund, der die meisten Frauen von der Kommunalpolitik abhält: der zeitliche Aspekt. Vereinbarkeit von Amt, Familie und Beruf sei meist nur nacheinander möglich - "ein dreifacher Spagat".
Zudem hätten Frauen weniger Netzwerke, weniger weibliche Vorbilder in der Kommunalpolitik, oft sei der Druck für Frauen höher, weil die Erwartungen an sie größer seien. Bei vielen Frauen komme noch ein gesteigerter Perfektionismus dazu. "Frauen muss man animieren." Meyer betont: Frauen interessieren sich in gleichem Maße für Politik wie Männer. Das zeige sich schon allein an der Wahlbeteiligung. "Allerdings werden Themen, mit denen Frauen häufig zu tun haben, in einer männerdominierten Politik eher als unwichtig erachtet", so Meyer.
Netzwerke aufbauen
Frauen, die in die Kommunalpolitik möchten, rät Meyer, frühzeitig Netzwerke aufbauen, sich Mentoren zu suchen. "Ich wünsche Frauen den Mut, diesen Schritt zu wagen", sagt sie. Die Arbeit der Stadträte müsse familienfreundlicher gestaltet werden. Beispielsweise der Zeitpunkt der Sitzungen, oder die Kinderbetreuung, die Gemeinde könnte für die Zeit der Sitzungen etwa einen Babysitter zur Verfügung stellen. Außerdem sollten Job-Sharing und Elternzeitvertretung ermöglicht werden.
Um mehr Frauen in die Kommunalpolitik zu bekommen, brauche es eine Quote, sagt Meyer. "Der Staat muss etwas tun." Sie beruft sich dabei auf Artikel 118 der bayerischen Verfassung: "Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
In Kleinsendelbach sind Frauen in der Überzahl
Im Landkreis Forchheim sticht eine Gemeinde aus der sonst so männerdominierten Kommunalpolitik heraus: Im Gemeinderat von Kleinsendelbach sind die Frauen in der Überzahl. Sieben Frauen und sechs Männer sitzen in dem Gremium. Allen voran steht eine weibliche Bürgermeisterin: Gertrud Werner (Unabhängige Wählergruppe). Die Erfahrung, die sie gemacht hat: Zumindest für die Listen zur Kommunalwahl würden sich Frauen leichter als Männer finden.
"Frauen sind etwas unbedarfter", sagt sie. Weshalb in ihrer Gemeinde die Frauenquote so gut ausfällt, könne sie sich auch nicht so recht erklären. "Vielleicht liegt es auch daran, dass man gut überzeugen kann", sagt Werner. Viele der Gemeinderätinnen sitzen schon länger in dem Gremium, sie selbst ist seit 1990 Mitglied. Beleidigungen oder Diffamierungen, weil eine Frau im Rathaus im Chefsessel sitzt, habe sie bisher nie erlebt.
Die mangelnde Zeit sieht auch Werner als Hauptgrund, weshalb Frauen in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert sind. "Das ist für Frauen kein Acht-Stunden-Tag", sagt sie. Sie selbst ist neben ihrer Arbeit als Lehrerin in vielen Verbänden Mitglied, dazu kommt das Amt als Bürgermeisterin. "Da gibt es keinen Tag, an dem um 16 Uhr Schluss ist."