Klaus Ospald erzählte in Forchheim vom Beruf des Komponisten, seinem Werdegang und stellte seine Werke vor. Er geißelt die Dauerbeschallung mit Musik.
Der Versuch, die Musik von Klaus Ospald zu beschreiben, widerspricht den Intentionen des freischaffenden Komponisten: Denn der Lehrer für Gehörbildung an der Hochschule für Musik in Würzburg möchte seine Werke gerade nicht einer Stilrichtung zugeordnet wissen: "Es ist mein Anliegen, sich der Musik zu nähern. Es gibt nicht die eine Musik!"
Die Sinneswahrnehmung des Hörens von Tönen sei die einzige Freiheit, die geblieben sei, denn sie biete Ruhe vor Sprache und Wort, erläutert Ospald den Schülern des Musikkurses der Oberstufe. Im Rahmen des Projekts "Komponisten gehen in die Schule" besucht Klaus Ospald das Herder-Gymnasium Forchheim und erzählt vom Beruf des Komponisten, seinem Werdegang und stellt seine Werke vor.
Der gebürtige Münsteraner lebt und arbeitet für elf Monate bis Ende März im internationalen Künstlerhaus der Villa Concordia in Bamberg. Er ist einer von 15 deutschen und griechischen Künstlern aus den Sparten Kunst, Literatur und Musik, die ein Aufenthaltsstipendium erhalten haben inklusive 1500 Euro pro Monat. In dem seit 20 Jahren bestehenden Haus wird der "Europäische Gedanke" gelebt durch das gemeinsame Wohnen, Arbeiten und den Austausch von Künstlern aus verschiedenen Ländern. Die Früchte diese Arbeit genießen Kunstinteressierte - meist bei freiem Eintritt - bei bis zu 90 Veranstaltungen pro Jahr: Lesungen, Konzerte, Künstlerporträts und Ausstellungen in Bamberg.
Für das Stipendium können sich die Künstler nicht selbst bewerben, sondern werden von einem Kuratorium dem bayerischen Staatsminister des Ministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst zur Vergabe vorgeschlagen.
Eine Ospaldsche Komposition vertont ein Gedicht des avantgardistischen, österreichischen Schriftstellers Konrad Bayer (1932 bis 1964, Besucher der Dichtergruppe 47), "Chansons":
"Ich bin ein wirkliches Kind
nein nein so etwas
wirklich ein kind
so ein kind
(...)
riegel mir den hals
aber aber
riegel aber
mir den hals
(...)"
Das Stück, in dem die sieben musizierenden Instrumentalisten Silben des Gedichtes in den Raum brüllen, sei wie ein "vergiftetes Kinderlied", erläutert Ospald. Er zerstückelt den Text zur Unkenntlichkeit in Phoneme, die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des Lautsystems einer Sprache. Keine Melodie beruhigt den Hörer, nur freitonale Klänge erschallen.
Gegen die Dauerbeschallung
Der 61-Jährige widersetzt sich bewusst den gängigen Vorstellungen von Musik, geißelt die konstante Musikbeschallung - sogar beim Toilettengang - und ist der Meinung, dass Filmmusik die Ohren verderbe, weil man bei Instrumentenklängen in einer bestimmten Tonlage "Orks" aus der Filmtrilogie "Herr der Ringe" vor seinem geistigen Auge sähe oder den Mörder mit dem Messer. Die Zuordnung der Musik zu Bildern, die beispielsweise Liebe gleichsetze mit Klarinetten und versöhnlichen Streichern, sei ihm zuwider, sagt Ospald.
Andrea (16) findet es gut, dass sie Einblicke in die moderne Musik erhält, "weil wir sonst mehr über Pop-Musik reden". "Dissonant, außergewöhnlich, abwechslungsreich", betiteln die Schüler die Werke des Komponisten nach zwei Unterrichtsstunden.