In der Fränkischen Schweiz sind über 1200 Höhlen bekannt - doch ein Großteil ist noch unentdeckt. Der Höhlenforscher Ferdinand Haselmeier aus Gößweinstein nimmt uns mit hinunter in die geheimnisvollen Tiefen.
Enge, dunkle Spalten, glänzende Tropfsteine, riesige Hohlräume, meterhohe Gesteinsdecken - und wände. Tief in den Bergen und Hügeln der Fränkischen Schweiz liegt eine weitgehend unentdeckte Höhlenlandschaft, wie sie die Natur vor hunderten Millionen Jahren erschaffen hat.
80 Prozent der Höhlen im Landkreis Forchheim noch unentdeckt
"Das Unberührte sehen zu können, ist beeindruckend. Der Gedanke: Ich bin in einer Höhle, in der noch kein Mensch war", fasst Ferdinand Haselmeier die Faszination zusammen. Der 71-Jährige aus Gößweinstein ist seit 25 Jahren bei der Forschungsgruppe Fränkischer Karst aktiv. Die Höhlenforscher gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent der Höhlen in der Region noch nicht gefunden wurden.
Aktuell sind in der Fränkischen Schweiz 1200 Höhlen registriert. In einem Kataster sind alle Höhlen, die länger als fünf und höher als zwei Meter sind, verzeichnet. Auch die Gruppe um Haselmeier entdeckt regelmäßig neue Höhlen. Den geheimnisvollen Hohlräumen auf die Spur zu kommen, erfordert Erfahrung, Wissen, Fitness und Abenteuergeist.
Dämpfe aus den Höhlen finden
Die meisten Neuentdeckungen machen die Höhlenforscher im Winter, verrät Haselmeier. Denn in der kalten Jahreszeit herrscht in den Höhlen eine Innentemperatur von 9 bis 11 Grad. Die Experten laufen im Winter aufmerksam durch ihr Gebiet und halten Ausschau, ob sie irgendwo Plätze finden, wo Dampf oder Ausdünstungen herausziehen. Das sind Hinweise auf eine Höhle.
Erschließung der fränkischen Höhlen kann Wochen und Jahre dauern
Der Ort wird vermerkt, bis die große, gemeinsame Erschließungsaktion ansteht. Die Hobby-Höhlenforscher müssen das manchmal nur faustgroße Loch größer machen und klopfen zunächst die Steine heraus. Wenn der Zugang groß genug ist, geht es hinunter in die Tiefe, oft müssen sie sich abseilen. Dann erschließen die Vereinsleute gemeinsam die Höhle. Sie begehen und vermessen die Zugänge und Räume. Es kann Wochen oder Jahre dauern, bis eine Höhle komplett erforscht ist. "In diesem Neuland gibt es wiederum weitere Verbindungen, die wir zunächst gar nicht sehen. Da braucht es Glück und das Gespür, wo es weitergehen könnte. Manchmal sind es bloß ganz kleine, minimale Spalten", weiß Haselmeier.
Gute Hinweise auf weitere Höhlenräume: Wenn eine Fledermaus plötzlich vermeintlich im Nichts verschwindet oder ein Luftzug aus dem Gestein zieht. "Wenn ich merke, dass die Luft herauszieht, dann weiß ich hundertprozentig: Dahinter ist ein großer Raum!"
Jahrelang gesuchte Tropfstein-Höhle entdeckt: "Man meint, man ist in einer Kirche!"
Die Forscher müssen ihr geologisches Wissen anwenden, um die Höhlen zu verstehen. "Das ist wie ein Buch lesen", so Haselmeier. Die Entdecker wälzen auch alte Bücher. Ganz aktuell: Im Staatsarchiv Bamberg haben sie eine Aufzeichnung eines Mediziners gefunden, der sich um 1810 für Höhlenforschung interessierte. Der Arzt hatte damals eine Höhle mit Orgel-ähnlichen Tropfsteinen entdeckt. Viele Höhlenforscher haben jahrelang versucht, diese Höhle zu finden. Haselmeiers Verein ist es gelungen. "Man meint, man ist in einer Kirche!"