Forchheimerin schaut in der Atacamawüste zu den Sternen hinauf

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Noch in diesem Monat reist die Forchheimerin Hannah Übler wieder in die chilenische Atacamawüste. Foto: privat
Noch in diesem Monat reist die Forchheimerin Hannah Übler wieder in die chilenische Atacamawüste.  Foto: privat
 

Die Forchheimer Astrophysikerin Hannah Übler beobachtet für ihre Doktorarbeit am Very Large Telescope in der Atacamawüste weit entfernte Galaxien.

"War das anstrengend und ermüdend" - das sind wohl die ersten Gedanken Hannah Üblers, als sie nach der langen Busfahrt durch eine leere Wüstenlandschaft in 2600 Metern Höhe aussteigt.

Vor ihr liegen eine öde Felsenlandschaft und ein Haus, das James-Bond-Fans aus dem Film "Ein Quantum Trost" kennen. Darin wurde das Gebäude in die Luft gesprengt, für Hannah Übler dagegen wird es die nächsten Tage ihr Quartier sein, von dem aus sie zu ihrem temporären Arbeitsplatz am Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte (ESO) kommt.


Von Garching nach Cerro Paranal

Hinter ihr liegt eine wahre Weltreise. Gestartet ist die Forchheimer in München, von ihrem Arbeitsplatz am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. Nach ihrem Abitur am Herder-Gymnasium hat Übler Philosophie und Physik studiert.


Sehr altes Licht

Für ihre Doktorarbeit über Galaxienentwicklung während der Epoche der maximalen kosmischen Sternentstehung wirkt sie in einer Arbeitsgruppe des Instituts mit. Die Forscher sammeln Daten über sehr weit entfernte Galaxien, deren ausgesandtes Licht nach zehn bis sechs Milliarden Jahren die Erde erreicht. Das Projekt umfasst etwa 600 solcher jungen Galaxien.

Das unvorstellbar alte Licht kann nur unter günstigsten Bedingungen gesehen werden. Weshalb dafür geeignete Teleskope nur in Regionen mit extrem reiner Luft ohne jegliche Lichtverschmutzung stehen können.
Solche Orte sind auf der Erde rar und abgelegen. Weswegen eine Anreise dorthin sehr aufwendig und auch zeitraubend ist. Übler flog über Paris nach Santiago de Chile. Allein das dauerte gut 14,5 Stunden. Dort übernachtete sie erst einmal im Gästehaus der ESO, um am nächsten Tag eine Inlandsmaschine nach Antofagasta zu besteigen. Zwei Stunden lang ging es nach Norden.
Und dann noch einmal so lange durch die Atacama bis zum Cerro Paranal. Da Nordchile nur vier Zeitzonen von Europa entfernt ist, muss Übler ihre innere Uhr auf die rein nächtliche Arbeit am Teleskop umstellen.



Gesammelte Daten

Vier Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von 8,20 Metern fangen die Lichtsignale aus den Tiefen des Alls auf. Die Astronomen und Techniker der ESO stehen Übler zur Seite, damit sie mit den Rohdaten aus dem All arbeiten kann. "Reduzieren" ist da der wichtigste Schritt, bei dem die empfangenen Lichtwellen vor allem von atmosphärischen Störfaktoren gesäubert werden. Aus den gesammelten Daten gewinnen Übler und ihre Kollegen am Institut Erkenntnisse über die physikalischen Eigenschaften der Galaxien im Rahmen ihres Beobachtungsprogramms.


Kein Sightseeing

Fünf Tage arbeitete Übler vor Ort. "Kaum hatte ich mich umgestellt, war der Aufenthalt schon wieder zu Ende. Sonst habe ich nicht viel gesehen. Es war ein hartes Arbeitsprogramm", sagt die Forchheimerin. Zehn Tage war sie unterwegs, um fünf Nächte arbeiten zu können. Das war im November. Danach hat sie ihre Arbeitsergebnisse in Garching in das Programm eingebracht.

Trotz der Anstrengungen reist sie im April wieder dorthin. Und dennoch ist die "Sternguckerei" nur ein kleiner Stein zu ihrer Doktorarbeit.