Forchheimer Kolpingshaus wird zum Kulturpalast

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Hinter diesen Mauern soll der neue Forchheimer Kulturtempel entstehen. Foto: Ekkehard Roepert
Hinter diesen Mauern soll der neue Forchheimer Kulturtempel entstehen.  Foto: Ekkehard Roepert

Das bauliche Konzept für eine Kulturhalle, das Claudia Stumpf vom Planungsamt den Stadträten vorlegte wurde als bestechend gepriesen. Jetzt soll statt eines Ideen- gleich ein Realisierungswettbewerb durchgeführt werden.

17 Millionen Euro - so hoch schätzt Claudia Stumpf vom städtischen Planungsamt die Kosten für die Abbrucharbeiten, den Neubau und die Renovierung des Kolpinghauses, aus dem eine neue Forchheimer Kulturhalle entstehen soll.Ganz zu schweigen von den zirka zwei Millionen für die Herstellung einer Parkgarage und der Außenanlagen.

Was dafür entstehen soll, das bezeichnete Stadtrat Reinhold Otzelberger (SPD) als "bestechend". Manfred Hümmer (FW) nannte es "interessant und diskussionswürdig", Udo Schönfelder (CSU) hält es für "gelungen". Für Anette Prechtel (Grüne) ist es schlichtweg verfrüht, schon jetzt darüber zu entscheiden.

Von was da gesprochen wird, dies erläuterte Claudia Stumpf im Detail. Als Raumprogramm sei festgelegt worden, dass ein großer Saal mit 800 Plätzen, ein kleiner Saal für 150 Besucher, ausreichende Proberäume sowie eine qualitätsvolle Versorgung einzuplanen seien.

Dabei schränke sie ein, dass nicht vollkommen frei geplant werden könne. So sei das Gebäude in der Denkmalliste eingetragen, es bedürfe wegen der Lage am Gründelbach einer wasserrechtlichen Beurteilung, die vorhandenen Bäume seien geschützt und schließlich verlaufe parallel zur Nürnberger Straße im Gundstück ein Mischwasserkanal, der nicht überbaut werden dürfe.

Vergleichsobjekte untersucht

Um das vorgegebene Raumprogramm zu konkretisieren, wurden Vergleichsobjekte untersucht, gleichzeitig dazu die Bestandspläne gesichtet. Der Flächenbedarf eines möglichen Raumprogramms wurde mit zirka 2000 Quadratmetern ermittelt. Neben den genannten zwei Sälen mit den jeweiligen Bühnen finden darin ein Foyer mit barrierefreier Erschließung, Treppe, Aufzug, Garderobe und WC-Anlage sowie Küche und Gastronomiebereich ihren Raum.

Der Flächenbedarf wurde mit den vorhandenen Räumlichkeiten verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass bereits Saalkapazitäten im Altbau mit Nebenräumen und Bühne von rund 1000 Quadratmetern vorhanden seien. Das Flächendefizit von rund 1000 Quadratmetern könnte mit einem Neubau an der Südseite des Saales ausgeglichen werden. Dazu müssten die vorhandenen Anbauten und Nebenanlagen abgerissen werden. Der dafür mögliche zweigeschossige Neubau mit einer Grundfläche von rund 350 Quadratmetern wäre geeignet, das Foyer mit Erschließungszone und die fehlenden 100 Sitzplätze auf einer Galerie im Obergeschoss aufzunehmen.

Im rechten Winkel dazu könnte sich parallel zur Ostgrenze ein eingeschossiger Anbau mit rund 300 Quadratmetern anschließen. Dieser würde Platz für ein Theater mit 150 Sitzplätzen, Schrägbestuhlung, Bühne und Nebenräumen bieten und wäre direkt an das Foyer angeschlossen. Der Küchenbereich würde im Vorderhaus untergebracht, der Bewirtungsbereich im Foyer. Durch diese Anordnung könnte ein Goßteil der vorhandenen Bäume erhalten werden und der baumbestandene Gartenbereich würde zusätzlichen Platz für Gastronomie und Festivitäten bieten. Die Gestaltung des Neubaus, so erklärte Claudia Stumpf, bleibe künftigen Planungen überlassen - denkbar wäre eine luftige Stahl-Glas-Konstruktion oder ein Holzskelettbau.

Die beiden Gebäude im Süden des Grundstückes entlang des Gründelbaches stehen ebenfalls zur Disposition. Hier könnten beispielsweise ein Teil der Stellplätze in einer zweigeschossigen Hochgarage untergebracht werden. Der Nachweis der übrigen Stellplätze könnte in Doppelnutzung mit dem Arbeitsamt erfolgen. Dazu müsste ein Fußgängersteg über den Gründelbach eingerichtet werden. In dem Sitzungsbericht wird darauf verwiesen, dass nach einer solch intensiven Grundlagenermittlung die Voraussetzung für einen Ideenwettbwerb nicht mehr gegeben sei. Dies bestätigte auch Stadtplaner Alexander Dworschak. Daher wird von der Verwaltung vorgeschlagen, gleich einen Realisierungswettbewerb durchzuführen.

Gerhard Meixner von den Grünen nahm den Bericht kommentarlos zur Kenntnis und erklärte, man wolle dies in der Fraktion diskutieren. Zuvor war bereits seine Fraktionkollegin Anette Prechtel mit dem Antrag gescheitert, den Tagesordnungspunkt bis September zu verschieben.

Unter Finanzierungsvorbehalt

Manfred Hümmer (FW) forderte, all jene Kulturschaffenden zu involvieren, die schon am runden Tisch gesessen seien. Hinsichtlich der Kosten sagte er: "Wir sehen das ganze unter einem Finanzierungsvorbehalt." Vieles sei nicht einkalkuliert. So stehe das Parkdeck auf fremden Grund. Auch die Kosten für die Inneneinrichtung stünden nicht fest. Es bestehe kein Grund zur Eile, erklärte Hümmer. Bis zur nächstn Sitzung sollten zunächst einmal die Kosten ermittelt werden. Erst müssten die offenen Baustellen abgearbeitet werden, später könne man eine Entscheidung treffen. Auch Reiner Büttner (SPD) forderte, sich mehr Zeit zu nehmen. Udo Schönfelder (CSU) betonte, eine Vertagung sei eine Verschleppung der Thematik. Für Franz Noffke (Rep) stellte sich die Frage: "Was sollen wir in den nächsten Jahren noch angehen und bezahlen?" OB Franz Stumpf stellte klar, dass sich erst durch einen Realisierungswettbewerb kostenmäßig mehr klären lassen könne.

Nutzungskonzept vermisst

Was Ulrich Schürr von den Jungen Bürgern vermisste, ist ein Betreiber- und Nutzungskonzept. Man müsse wissen, wie der Kulturbetrieb aussehen werde. Parallel sei es notwendig, einen Business-Plan aufzustellen. Er bat, dies in die Beschlussvorlage aufzunehmen. Gegen sechs Stimmen von SPD und Grünen wurde dann doch beschlossen einen Realisierungswettbewerb in die Wege zu leiten. Über die Durchführung soll im Oktober beschlossen werden.