Die Mitglieder der Gößweinsteiner Tanzgruppe "Les nouveaux danseurs de baroque" fühlen sich in ihren ausgestellten Kleidern und Anzügen besonders wohl. Man bewege und verhalte sich einfach anders, sagen sie.
Welches Mädchen träumt nicht davon einmal, Prinzessin zu sein? Diesen Traum hegen aber auch noch manche erwachsene Frauen - und einige leben ihn sogar aus. Dazu gehören die Tänzerinnen der Barocktanzgruppe "Les nouveaux danseurs de baroque" aus Gößweinstein. "Anlass war das 275. Jubiläum unserer Basilika. Da überlegten wir, was zur barocken Kirche passen würde. Und es sollte etwas Besonderes sein", erinnert sich Tanzmeisterin Daniela Drummer.
Alt-Bürgermeister Georg Lang sei auf sie zugekommen, da er sie im Schloss Wiesentau hatte tanzen sehen. Der nächste Schritt war ein Schnupperkurs. "Und der war voll", berichtet die Tanzmeisterin, "denn aus allen Ortschaften waren Interessierte gekommen. Daraus entstand ein zeitlich begrenzter Kurs, bei dem wir uns jeden zweiten Mittwoch zum Tanzen getroffen haben."
Nach dem Auftritt während des Jubiläums im Klostergarten sollte der Kurs noch bis Oktober dauern. Danach sollte Schluss sein. "Aber das haben wir nicht zugelassen", wirft Erich Veit ein. Er und seine Frau Heike sind eigentlich Boogie-Woogie-Tänzer. Da sie sich zum Fasching barocke Kleidung gekauft hatten, wollten sie die Gelegenheit nutzen, um Barocktanz zu lernen. "Das ist ganz anders, denn man tanzt hier in der Gemeinschaft", erklärt Heike Veit.
Schmuck am Osterbrunnen Um alles ordentlich zu machen und aus Versicherungsgründen, traten die Tänzer dem Verkehrs- und Heimatverein Gößweinstein bei, der seinerseits eine Ortsgruppe des Fränkische-Schweiz-Vereins ist. "Da passen wir einfach rein", sagt Daniela Drummer.
Gertrud Pöhlein ist Vorstandsmitglied und weiß, dass es früher noch eine Kindertrachtengruppe gegeben hat. Heute gebe es neben der Barocktanzgruppe noch einen Wander- und einen Wegewart. "Und wir schmücken den Osterbrunnen", ergänzt Gertrud Pöhlein.
Was machen aber die barocken Kleider für die Tänzer aus? "In so einem Kleid fühlt man sich wohlgeboren", seufzt Sabine Gilligbauer, "man ist einfach eine andere, eine feine Dame." Und Bernd Rittinghausen wirft ein: "Das strahlt so eine Eleganz aus, man bewegt sich ganz anders, ist zuvorkommend und wird höflich. Und die Besucher gehen darauf richtig ein."
Spannend und interessant Hier kommt Brigitte Haselmeier ins Schwärmen: "Als wir bei der Jubiläumsfeier unseren Einzug hielten, waren viele Zuschauer gekommen. Manche haben einen Hofknicks gemacht, andere applaudiert. Das war ein Glücksgefühl."
Von Anita Warzecha-Lauerer war sogar ein Bild in der Zeitung erschienen: "Seitdem habe ich den Namen ,Prinzessin Tausendschön'." Sie genieße auch die Aufmerksamkeit der Zuschauer. "Das Mittelalter ist doch ausgelutscht, doch das Barock ist interessant und spannend", glaubt Sabine Gilligbauer. Zu Beginn des Kurses hatte Daniela Drummer noch Geschichten aus dem Barock und dem höfischen Leben erzählt, denn die Tänzer sollten auch mental auf das Thema eingestimmt werden.
Mittlerweile sind die Tänzer dieser Epoche sehr verbunden. "Im barocken Kleid tanzt, läuft und sitzt man ganz anders", erklärt Sabine Gilligbauer. Sie fühle sich sehr geschützt und spiele eine Rolle. Accessoires wie Fächer oder Sonnenschirm würden das Bild abrunden.
"Als Sabine würde ich mit Fremden sicherlich nicht kokettieren, aber als barocke Dame gehört das dazu", lacht Sabine Gilligbauer