Die schulpflichtigen Asylbewerber werden im Landkreis Forchheim immer mehr. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Sechs- bis 16-Jährigen um 30 Prozent. Die Lehrer stehen vor einer großen Herausforderung.
Besorgniserregend ist die Zwischenbilanz des Landratsamtes für das ersten Halbjahr: Bei der Zahl der Flüchtlingskinder bis zu fünf Jahren hat die Behörde eine Zunahme von 31 Prozent registriert, ein ebenso hoher Anstieg wird bei den bis zu 16-Jährigen verzeichnet - und bis Juni suchten sogar 67 Prozent mehr Jugendliche bis zu einem Alter von 21 Jahren Zuflucht im Landkreis. Und stetig steigt die Zahl.
In Kürze soll das ehemalige Hotel "Easy" in der Friedrich-v.-Schletz Straße mit unbegleiteten Flüchtlingskindern belegt werden. Sie alle benötigen als Schulpflichtige auch einen Platz in den Klassenzimmern - und hinreichend Unterricht.
"Das bedeutet für uns eine große Herausforderung", betonen unisono der Forchheimer Schulrat Ulrich Löhr und seine Kollegin Stefanie Mayr-Leidnecker mit Blick auf die Grund-, Haupt- und Mittelschulen.
Die Berufsschulen sind in besonderer Weise von der Situation betroffen: Hier erhalten zwar unbegleitete Jugendliche in Vorbereitungsklassen Unterricht - für potenziell berufsschulpflichtige Jugendliche, die mit ihren Eltern geflüchtet sind, fehlen jedoch die personellen und finanziellen Ressourcen, bedauert die Leiterin des Beruflichen Schulzentrums, Elisabeth Bräunig. Ein anderes Problem ist die Planung: Jugendamt und Schulamt würden sich zwar austauschen, erklärt Landratsamtssprecher Holger Strehl. Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen in Verbindung mit einer ständigen Fluktuation vor Ort, mache das Planungssystem jedoch schwierig, gesteht Schulrat Ulrich Löhr.
Täglich neue Anmeldungen
Für Schüler ohne Deutschkenntnisse - und zwar nicht nur für Flüchtlinge sondern auch für sonstige Kinder aus dem Ausland - sind vier Übergangsklassen eingerichtet. Je zwei im Grundschul- und Mittelschulbereich an der Martinschule und Ritter-von-Traitteur-Schule (RVT).
Deren Leiter, Ulrich Barth, berichtet, dass jede dieser Klassen mit zwölf Schülern ausländischer Herkunft besetzt seien - bislang. "Es kommen jetzt täglich Neuanmeldungen", betont er und hofft, dass man die Klassen im neuen Schuljahr nicht mit mehr als 15 Schülern belegen müsse. Die offizielle Obergrenze betrage 20. Darüber hinaus würde eine Beschulung schwierig, gibt er zu.
Für die Übergangsklassen habe man zwei Lehrkräfte, erklärt der Leiter der RVT - eine sei speziell ausgebildet, die andere habe sich eingearbeitet.
Im kommenden Schuljahr wolle man ausprobieren, die Flüchtlingskinder nicht nur in Übergangsklassen zu unterrichten, kündigt Ulrich Barth an: Sie sollen einen Teil des Schultages auch in den Regelklassen verbringen, um ihre Integration zu fördern.
Lehrer am Limit
"Die Kollegen arbeiten am Limit", schildert ein Lehrer seine Eindrücke. Das Thema ist offensichtlich heikel - er will nicht genannt werden.
Man sei in solchen Klassen didaktisch ganz anders gefordert als im normalen Unterricht, erklärt er. Vieles an Unterrichtsmaterial werde von den Kollegen privat besorgt. Beispielsweise Spielzeugfiguren, um Kindern, die kein Wort Deutsch können, einfachste Dinge "begreifbar" zu machen.
Daneben seien oftmals auch emotionale Probleme zu bewältigen. "Es sind traumatisierte Kinder darunter, die plötzlich in der Klasse zu Weinen anfangen".
Es sei oftmals eine belastende Situation, betont der Pädagoge und gesteht: "Ich ziehe den Hut vor den Kollegen, dass sie das machen und wie sie das machen".
Deutsch in nur einem Jahr gelernt
Wie Schulrat Ulrich Löhr berichtet gebe es im Landkreis an den großen Schulen speziell ausgebildete Förderlehrer, die für bestimmte Stunden die Flüchtlingskinder aus dem normalen Unterricht herausnehmen und separat mit ihnen Deutsch lernen. Dort, wo die ausländischen Kinder in den Klassen integriert seien habe der Lehrer die Möglichkeit, sich mit ihnen während der Stillarbeitszeiten zu beschäftigen. Unterstützung böten diesen Kindern auch die Klassenkameraden . "Ich habe selbst erlebt, wie ein rumänisches Kind auf diese Weise in einem Jahr gelernt hat, gut Deutsch zu sprechen", erzählt Ulrich Löhr. Aber es werde nicht nur an den Schulen unterrichtet - die Lehrer gingen auch in die Kindergärten, um dort die sprachlichen Grundfertigkeiten zu vermitteln. Wie Löhr berichtet, sei Anfang des Jahres der Bedarf für zusätzliche Lehrerstunden eruiert worden. Das Problem dabei: wenn eine Schule nur zwei bis drei Stunden mehr benötige, könne man dafür nicht eigens einen Lehrer vorbeischicken - da bliebe zu viel Zeit auf der Strecke. Daher hätten sich die Lehrer vor Ort bereit erklärt, mehr Stunden zu leisten, betont Löhr.
Zusätzliche Lehrerstunden
Mit Blick auf das neue Schuljahr hat der Schulrat sich bereits im Vorfeld beim Landratsamt erkundigt, wo neue Flüchtlingsunterkünfte geplant sind. "Ich habe den Schulen bewusst einige Stunden mehr gegeben, damit auch in Zukunft Flüchtlingskinder gefördert werden können", unterstreicht Löhr. Der Schulrat vergisst auch nicht, das "vorausschauende Handeln " der Staatsregierung zu loben: Für das laufende Schuljahr seien alle ausgebildeten Lehrer im Grund- und Mittelschulbereich eingestellt worden - "das heißt, hunderte an Lehrern mehr ".
Fazit des Schulrates: Momentan sei man noch personell solide aufgestellt. "Bei einer weiter steigenden Zahl von Flüchtlingen aber wissen wir nicht, wie wir damit schulisch sinnvoll umgehen sollen."
"Die Kollegen arbeiten am Limit", schildert ein Lehrer seine Eindrücke. Das Thema ist offensichtlich heikel - er will nicht genannt werden... - Ja, bei solchen oder ähnlichen Äußerungen ist man schnell den Job los und das wollen wir doch nicht! - Deshalb sollte man in Deutschland auch schön den Mund halten, wenn man anderer Meinung ist!
<<Fazit des Schulrates: Momentan sei man noch personell solide aufgestellt. "Bei einer weiter steigenden Zahl von Flüchtlingen aber wissen wir nicht, wie wir damit schulisch sinnvoll umgehen sollen.">>
Viel schlimmer!
Während im Artikel alles als geklärt und perfekt vorbereitet dargestellt wird, haben die Menschen die die Sache ausbaden dürfen die größten Zweifel- die Lehrer!
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann kritisierte, für den regulären Unterricht reiche es zu Beginn des Schuljahres zwar, Zusatz- und Förderangebote werde es aber vielerorts nicht geben. "Zusätzliche Angebote wie Arbeitsgruppen, Förderstunden oder Differenzierungen sind an vielen Schulen nicht möglich", klagte sie. Viele Schulleitungen verfügten zudem über keinerlei Reserven, so dass es im Laufe des Schuljahres bei der Lehrerversorgung eng werden könne.
Ohnehin seien die Schulen nur unzureichend auf die große Zahl von Flüchtlingskindern vorbereitet. "Da mangelt es an allem, zum Beispiel an Dolmetschern, an Pädagogen, an Psychologen und an zusätzlich unterstützendem Personal." Fleischmann forderte mehr Lehrerstellen und mehr Geld für die Schulen im Nachtragshaushalt. "Die vielfältigen Zusatzaufgaben in den Schulen können nicht mit den zugeteilten Lehrerstellen geleistet werden", erklärte die BLLV-Präsidentin. Dazu müsse deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden. "Gute Schule steht und fällt mit einer guten Ausstattung. Wie sonst sollten die Herausforderungen im kommenden Schuljahr bewältigt werden?"
- Vielleicht stellt ja jetzt wieder Irgendjemand den bayr. Lehrerverband als "dumpf" und "ungebildet" dar....aber wenn die es nicht wissen, wer dann?
MfG