Altenheimbewohnern in Forchheim die Angst nehmen

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Der Bettlaken-Protest am Katharinenspital ist inzwischen verschwunden. Foto: Andreas Oswald
Der Bettlaken-Protest am Katharinenspital ist inzwischen verschwunden. Foto: Andreas Oswald

Auf die Online-Petition des Katharinenspital-Aktivisten Sebastian Schöndorfer hat die Stadt reagiert. Oberbürgermeister Franz Stumpf nimmt zu allen Fragen der Neukonzeption und des Neubaus des Altenheimes Stellung. Viele Bewohner hätten das Haus bereits freiwillig verlassen.

Vier Seiten umfasst das Antwortschreiben, das Sebastian Schöndorfer auf seine Online-Petition zur umstrittenen Neukonzeption und zum Neubau des Katharinenspitals erhalten hat. Die Botschaft ging kurz vor der Stadtratssitzung am Donnerstag ein, in der die politischen Wogen noch einmal hoch schlugen, bei der Entscheidung, für das Betriebskonzept der ambulanten Pflege durch eine Sozialstation.

In seinem Schreiben geht Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) als Stiftungsvorstand detailliert auf die Fragen zu dem umstrittenen Projekt ein. Er sichert zu: "Wir möchten die Beratung in der nächsten Zeit noch intensivieren, so dass wir den Bewohnern die Angst vor einer neuen, anderen Pflegeeinrichtung nehmen können. Am Ende werden alle Bewohner in dem Bewusstsein freiwillig umziehen, dass dies für sie das Beste ist".
Eingangs erläutert Stumpf noch einmal in aller Ausführlichkeit die entscheidenden Fakten für die erforderlich werdenden Baumaßnahmen - nach einer zwei Seiten langen Erörterung aller baulichen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zieht er das Fazit: "Schließung und Neubau blieben als die einzige Alternative, die wir auch als die humanere Lösung verstehen, als wenn ein älterer Mensch vier Jahre lang in Baulärm, Vibrationen und auch in einer gewissen Gefährdungslage leben müsste, die eine große Baustelle mit sich bringt. Es stehen hier vier Jahre Baulärm und andere erschwerende Umstände gegen vier Stunden Umzug in eine andere Einrichtung."

Zu Schöndorfers Bemerkung, dass anlässlich des 90. Geburtstages einer Bewohnerin noch gesagt worden sei, dass alle Senioren des Katharinenspital während des Umbaus bleiben könnten, entgegnet der Oberbürgermeister, dass erst in der Stadtratssitzung am 20. Mai die Schließung des alten Katharinenspitals wegen des Abrisses beschlossen worden sei. Vorher habe davon ausgegangen werden müssen, dass eine andere Lösung gefunden werden könne. Leider habe sich dies unter den geschilderten baulichen Gegebenheiten nicht realisieren lassen, bedauert Stumpf.

In die heutige Zeit holen

Zu der in Schöndorfers Petition aufgeworfenen Fragen nach Kosten und Wirtschaftlichkeit stellt der Oberbürgermeister klar: "Die Wirtschaftlichkeit ist nicht die Triebfeder für den Neubau." Die Stiftung werde vor und nach dem Neubau gemeinnützig wirtschaften, nicht gewinnorientiert. Vielmehr gehe es darum, die Altenpflege im Katharinenspital wieder in die heutige Zeit zu holen, moderne Formen der Altenpflege anzubieten und den Senioren ein Leben im Alter zu ermöglichen, das heutigen Anforderungen entspreche.

Stumpf macht dies an einem Beispiel deutlich: Eine Angehörige einer ehemaligen Bewohnerin des Katharinenspitals sei mit strahlenden Augen vor der stellvertretenden Heimleiterin gestanden und habe sich bedankt. "Sie freute sich, wie schön es ihre Verwandte nunmehr in der neuen Pflegeeinrichtung hätte, in die sie erst umgezogen war." Auch durch die Pfründnerstiftung wolle man eine Einrichtung mit einem neuen Konzept neu bauen, so Stumpf, damit den Senioren ein optimales Wohnumfeld angeboten werden könne. Gegen den Begriff "Zwangsumsiedeln" sowie auch andere "polemische Zuspitzungen", die Schöndorfer verwendet habe, verwahrt sich Stumpf entschieden. Seit am 9. Juni in einer Versammlung der Heimbewohner und Angehörigen die Notwendigkeit zur Schließung erläutert worden sei, hätten viele Einzelgespräche der Heimleitung mit Bewohnern und Angehörigen stattgefunden. Die Heimleitung habe auch sehr schnell das Angebot an Heimplätzen der Forchheimer Pflegeheime gesammelt und die Plätze den Bewohnern angeboten. Dies werde nun fortlaufend weiter gehen. Die Menschen, die in Forchheim ihre Wurzeln hätten, könnten natürlich in Forchheim bleiben, viele sogar der Innenstadt nahe, betont Stumpf. Auch die Freundschaften der Bewohner könnten weiter gepflegt werden. "Wir gehen dabei davon aus, dass ein Freundeskreis eines Bewohners nicht das ganze Heim umfasst", so der OB. Dafür seien die Lebensumstände der Bewohner zu unterschiedlich.

Hoffen auf Einsicht

Im Katharinenspital würden sehr agile Senioren leben, aber auch Menschen versorgt, die schwer pflegebedürftig oder schwer dement seien. So bildeten unterschiedliche Bewohner auch unterschiedliche Freundeskreise. Für solche, die zusammen bleiben möchten, gebe es die Möglichkeit, gemeinsam in eine neue Einrichtung umzuziehen. Stumpf: "Wir setzen also auf Freiwilligkeit und auf Einsicht in eine bessere Lösung für die Bewohner, die in einer neueren, attraktiveren und auch günstigeren Einrichtung eine schönere Phase ihres Alters verleben können, als wenn sie nun vier Jahre unter den Bedingungen einer Baustelle leben müssten. Wir finden, die Seniorinnen und Senioren haben Besseres verdient".

Eine Vielzahl von Bewohnern habe auf dieser freiwilligen Basis das Katharinenspital bereits verlassen und eine neue Einrichtung nach eigenen Wünschen gefunden. Eine weitere Zahl an Bewohnern habe in eben dieser Freiwilligkeit ihren Umzug bereits angekündigt.