Das Klinikum Erlangen schreibt Medizin-Geschichte: Zum ersten Mal weltweit wurde ein Patient mit einer schweren Muskelentzündung mithilfe einer vielversprechenden Therapie-Methode geheilt. Der 41-Jährige litt unter schweren Symptomen - und gilt heute als vollständig genesen.
- Zum ersten Mal: Autoimmunerkrankung mit neuer Methode geheilt
- Uniklinikum Erlangen-Nürnberg feiert Therapie-Erfolg
- Wie es dem Patienten heute geht
Es ist ein Erfolg für die Wissenschaft und eine große Freude für einen 41-jährigen Mann: Als erster Patient weltweit wurde er erfolgreich mithilfe eigener Abwehrkräfte von einer schweren Form der Muskelentzündung - Myositis - geheilt.
Seltene Autoimmunerkrankung: Patient konnte kaum noch aufstehen
Im vergangenen Jahr bemerkte der 41-Jährige zunächst eine "plötzliche Verschlechterung seines Gesundheitszustandes", schreibt das Uniklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in einer Pressemitteilung. Erst dachte er, es sei eine Virusinfektion - doch die Symptome verschlechterten sich schnell. Der Mann konnte kaum noch gehen oder aufstehen.
Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass eine schwere, autoimmune Muskelentzündung für die Beschwerden verantwortlich war. Das seltene "Antisynthetase-Syndrom" befällt Gelenke, Haut, Muskeln und Lungen eines Betroffenen. Bei dem Syndrom greift das eigene Immunsystem wichtige Enzyme an - und stört damit die Funktionstüchtigkeit einiger Zellen.
Eine effiziente Behandlung gegen die Erkrankung ist schwierig: "Autoimmune Muskelentzündungen sind schwerwiegende Erkrankungen und verlaufen mitunter tödlich, wenn sie zu spät erkannt werden oder die Patientinnen und Patienten nicht ausreichend auf Medikamente, die das Immunsystem hemmen, ansprechen", erklärt Professor Schett von der Uniklinik Erlangen.
Mit körpereigenen Immunzellen: So funktionierte die Therapie
Im Falle des 41-jährigen Mannes wurde die Erkrankung schnell erkannt. Trotzdem schien eine Genesung zunächst aussichtslos, sämtliche Therapiemethoden versagten. Seine Rettung waren schließlich "CAR-T-Zellen", mit denen auch in der Krebsforschung schon gearbeitet wird.
Bei dieser Methode werden Patient*innen bei einer Blutentnahme T-Zellen - also körpereigene Abwehrkräfte - entnommen. Diese werden dann mit einem Eiweiß, einem "Chimären Antigen-Rezeptor" (CAR), modifiziert. Der "CAR" haftet an der Oberfläche der T-Zellen und dient der Erkennung krankheitsauslösender Zellen. Anschließend werden die modifizierten T-Zellen wieder in den Körper gespritzt.