In der Großen Bauerngasse wächst bei manchen Anwohnern der Unmut über Temposünder. Es wird diskutiert, ob zu wenig geblitzt wird.
"Der Fahrer hätte wenigstens anhalten können, um Sammy von der Straße zu tragen", sagt Oliver David. Am letzten Freitag hat der 47-Jährige von einer Nachbarin die traurige Nachricht bekommen: Seine Katze ist angefahren worden. Der Fahrer habe das tote Tier einfach mitten auf der Straße liegen lassen.
"Acht Jahre hat Sammy es überlebt", sagt David über seinen grau getigerten Freund. "Überlebt", anders könne er als Anwohner an der Großen Bauerngasse, Ecke Engelgasse, in Höchstadt es nicht nennen. Denn für ihn ist die Straße ein permanentes Ärgernis.
Er sei sicherlich kein Erbsenzähler, der sich persönlich an die Straße stellt, um den Verkehr zu überwachen, sagt David. Aber er kenne den Verkehr vor seiner Haustür: "An Tempo 50 halten sich gefühlsmäßig die wenigsten." Und nicht nur die Jungen würden dazu neigen, zu schnell zu fahren. Jahrelang habe er hier keinen Blitzer gesehen.
Am Tag, als seine Katze überfahren wurde, habe er sich enorm geärgert. "Da habe ich gedacht, ich muss mal was in Facebook schreiben." In der dortigen Gruppe "Mein Höchstadt, dein Höchstadt, unser Höchstadt" scheint David in Sachen Große Bauerngasse einen Nerv getroffen zu haben: "Es wird hier wirklich unglaublich gerast."
Anhupen, überholen, weiterrasen
"Um 6.30 Uhr hupen sie dich an, wenn du deine 50 km/h fährst." Oder: "
Überholen ist da Standard. Ist mir schon oft passiert." Aber auch andere Anwohner melden sich zu Wort: "Auch wenn man über die Straße will, rasen manche weiter und man steht zu bestimmen Zeiten bis zu fünf Minuten. Furchtbar!" Der Tenor, zumindest in der emotional geprägten Facebook-Diskussion: Die Große Bauerngasse ist eine Rennstrecke. In ganz Höchstadt werde zu wenig geblitzt.
"Uns ist diese Strecke nicht als Brennpunkt bekannt", sagt Christian Deisel von der Verkehrspolizei. Zwar habe es im letzten Jahr dort keine stationären Tempomessungen gegeben. Allerdings habe die Polizei Höchstadt fünf Einsätze mit der Laserpistole gehabt. Das Fazit: Lediglich drei Verwarnungen, so Deißel. Auch als Unfallschwerpunkt sei die Große Bauerngasse nicht aufgefallen. Höchstadts Polizeichef Jürgen Schmeißer kann diese Einschätzung bestätigen. Das einzige Problem habe man mit Verkehrsbehinderungen von beidseitig parkenden Autos. "Allerdings wirken diese ja eher gegenteilig. Das heißt sie bremsen den Verkehrsfluss und verhindern eher das Rasen", sagt Schmeißer.
Polizei kündigt Kontrollen an
Er wolle jedoch nicht ausschließen, dass es zu bestimmten Tageszeiten auch Autofahrer gibt, die auf der kerzengeraden Bauerngasse zu schnell fahren. Für die Zeit der Brückensperrung, wenn die Große Bauerngasse und die Rothenburger Straße zur Umleitungsstrecke werden, kündigt Schmeißer jedoch verstärkte Kontrollen an. "Wir werden dort einen Schwerpunkt setzen. Es ist davon auszugehen, dass der ein oder andere, der einen Umweg in Kauf nehmen muss, versuchen wird, das durchs Tempo auszugleichen."
Und was sagt der Polizeichef zur These, in Höchstadt werde zu wenig geblitzt? Allgemein decke man zusammen mit der Verkehrspolizei nicht nur Schwerpunkte, sondern auch die Fläche gut ab. Eine Stunde täglich sei bei der Polizei Höchstadt für Tempomessung eingeplant. "Wenn wir zwei Laserpistolen hätten, bräuchten wir auch mehr Personal, um diese zu bedienen", sagt Schmeißer.
Hilft kommunale Überwachung?
Gegen eine kommunale Verkehrsüberwachung, wie sie sich Adelsdorf leistet, spreche in Höchstadt generell nichts. Allerdings müsse sich jede Gemeinde, bevor sie eine Firma beauftragt, fragen, ob es tatsächlich ein gesteigertes Problem gebe. Für Höchstadt sieht Schmeißer hier nicht zwingend Handlungsbedarf: "Wir führen permanent eine statistische Analyse durch, wo die Probleme im Verkehr liegen. Bisher war das Ergebnis immer, dass die Lage ausreichend gesichert ist", so Schmeißer.
Tempo 30, obwohl gut einsehbar? Den Ruf nach einer Tempo-30-Zone sieht Deisel von der Verkehrspolizei ambivalent.
Natürlich sinke das Unfallrisiko - wobei auch er die Große Bauerngasse nicht als besonders gefährlich einstufe. Es stelle sich nur die Frage, ob Tempo 30 auf einer kerzengeraden Strecke Sinn macht, die zudem einsehbar sei.
Im Fall des grau getigerten Sammy aus der Großen Bauerngasse dürfte das keine wirklich befriedigende Antwort sein.
Dass das Tier einfach liegengelassen wurde, kann auch Verkehrspolizist Deisel nicht verstehen. Die Polizei rate zwar, angefahrene Tiere nicht anzufassen, sondern im Zweifel lieber den Bauhof zu rufen. Aber, dass man anhält und zumindest in der Nachbarschaft klingelt und fragt, ob die Katze bekannt ist, das gehöre sich einfach. Ob Raser oder nicht.