Kann Roma-Familie in Weingartsgreuth bleiben?

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Der Arbeitkreis Migration mit den Neuankömmlingen Josef Kalanyos und Svetlana Arva sowie Pfarrer Torsten Bader (von rechts) Foto: Evi Seeger
Der Arbeitkreis Migration mit den Neuankömmlingen Josef Kalanyos und Svetlana Arva sowie Pfarrer Torsten Bader (von rechts) Foto: Evi Seeger
Josef Kalanyos bietet Getränke an. Im Bild die Arbeitskreis-Mitglieder Waltraud Gehring, Rosemarie Schmidt und Angela Geier (von links) Foto: Evi Seeger
Josef Kalanyos bietet Getränke an. Im Bild die Arbeitskreis-Mitglieder Waltraud Gehring, Rosemarie Schmidt und Angela Geier (von links) Foto: Evi Seeger
 
Um ihren Kindern Sladjan, Brendon, David und Kristina (von links) eine Chance im Leben zu geben, sind die Eltern nach Deutschland gekommen. Foto: Evi Seeger
Um ihren Kindern Sladjan, Brendon, David und Kristina (von links) eine Chance im Leben zu geben, sind die Eltern nach Deutschland gekommen. Foto: Evi Seeger
 

Ein neuer Arbeitskreis, der sich um Flüchtlinge und Migranten in Weingartsgreuth, Wachenroth, Mühlhausen kümmert, unterstützt sechs Menschen aus Serbien. Ob die Zuwanderer bleiben dürfen, ist jedoch fraglich.

"Unglaublich, was jetzt alles in Bewegung kommt", staunt Pfarrer Torsten Bader. Er spricht die großen Wanderbewegungen innerhalb Europas an, aber auch die in nächster Nähe. "Beurteilen wollen wir das nicht", sagt er. "Aber die Menschen begleiten, so lange sie hier sind, und ihnen helfen - so gut es geht."

Bader sieht Flüchtlinge und Migranten auf der einen Seite - auf der anderen die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. "Wir brauchen eine Struktur, eine Vernetzung der Helfer und Hilfsdienste." Nicht zuletzt auch, um Spendenquittungen ausstellen zu können. Also setzten sich katholische und evangelische Christen aus drei Kirchengemeinden an einen Tisch und bildeten einen Arbeitskreis. Sogar eine Mailadresse gibt es schon: info@migration-ak.de. Bewegung - das ist auch, wenn plötzlich die dringend benötigte Übersetzerin auftaucht, von der bislang niemand wusste.


Jede Menge Aufgaben

"Ökumenischer Arbeitskreis Migration von Diakonieverein Mühlhausen/Weingartsgreuth und Pfarrei Sankt Gertrud Wachenroth" hat sich der Helferkreis als offiziellen Namen gegeben. Was in der Praxis wohl auf AK Migration hinauslaufen wird. Aufgaben für den Arbeitskreis gibt es jede Menge, sodass weitere Mitarbeiter gerne aufgenommen werden.

Im Wachenrother Gasthof Lindner sind viele Asylbewerber untergebracht, die Unterstützung brauchen. In Mühlhausen zog vor Kurzem eine Familie in die ehemalige Hausmeisterwohnung neben der Schule ein. Und jetzt lebt wieder eine Familie mit drei Kindern und einem erwachsenen Sohn in der kircheneigenen Wohnung in Weingartsgreuth. Die syrische Familie, die bislang dort lebte, ist bereits anerkannt und hat eine Wohnung in Erlangen gefunden. "Wir haben das Landratsamt um die Zuweisung einer Familie gebeten, weil uns das sinnvoller erscheint als eine Einzelperson", erklärt Pfarrer Bader.

Serbien - ein so genanntes sicheres Herkunftsland

Die sechsköpfige Familie, die vom Landratsamt zugeteilt wurde, kommt aus Serbien, einem Land, das als "sicheres Herkunftsland" gilt. Nicht jedoch für Josef, Svetlana und die Kinder Brendon (20 Jahre), David (15), Sladjan (13) und Kristina (10). Sie sind Roma, eine Gruppe, deren Situation in Serbien alles andere als gut ist. Die Mehrheit der Roma lebt in Armut oft unter unzumutbaren Zuständen und sie sind gesellschaftlich diskriminiert. Von Gleichberechtigung könne keine Rede sein, betont Pfarrer Bader.

Er habe nach Arbeit gesucht, aber keine bekommen, erzählt der 43-jährige Josef. Vinka Müller aus Kleinwachenroth übersetzt, denn die Neuankömmlinge sprechen weder Englisch noch Deutsch, sondern nur Rumänisch und Serbisch. Er habe als Tagelöhner bei Bauern gearbeitet und oft keinen Lohn bekommen. Sie hätten auch Abfall gesammelt und verkauft, sagt Josef.

Kennen sie ihre schlechten Chancen?

Ob sie wissen, dass sie kaum eine Chance auf ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht haben? Josef würde gern jede Arbeit annehmen, ganz egal welche. Nach seinem Wunschberuf gefragt, antwortet der 20-jährige Brendon, er würde am liebsten Automechaniker werden. Die jüngeren Kinder werden hier zur Schule gehen. Die Schule sei bereits informiert, berichtet Petra Kleineisel aus dem Arbeitskreis. Welcher Klasse sie zugeordnet werden, sei noch ungewiss, das entscheide die Schule.

Für den Arbeitskreis gibt es jede Menge zu tun: "Die Kinder brauchen Bücher, Schultaschen und, und, und", sagt Kleineisel. Auch das nächste Problem steht schon vor der Tür. Noch in dieser Woche müssen die Erwachsenen zur Anhörung in Zirndorf vorstellig werden. Morgens um 8 Uhr! Wie kommt man von Weingartsgreuth ohne Auto nach Zirndorf, sodass man pünktlich um 8 Uhr auf der Schwelle steht? "Mein Mann fährt", erklärt Rosemarie Schmidt - und das Problem ist gelöst.

Mehrere Angebote

Neben Petra Kleineisel und Rosemarie Schmidt gehören Angela Geier, Grit Pohle, Martin Lange und Waltraud Gehring dem Arbeitskreis an. Kontakt zueinander hatte man auch schon vor dessen Gründung. In Wachenroth organisieren die Helfer zweimal wöchentlich einen Deutschkurs. Einmal pro Woche gibt es eine Fragestunde. Im ehemaligen Gasthaus Lindner gibt es auch Hausaufgabenbetreuung für die Kinder. Auch Begleitung und Fahrdienste zu Arztbesuchen gilt es zu organisieren.

Und wie geht das, ohne dass einer die Sprache des anderen spricht? "Das funktioniert mit Händen und Füßen", antwortet Kleineisel. "Wenn die Leute jedoch kein Englisch und nur Arabisch sprechen, ist das nochmal eine ganz andere Klasse." Dann müssen sie auch noch die Buchstaben lernen.