Die Zukunft des Höchstadter Reitvereins steht in den Sternen. Der Verein ist zahlungsunfähig, die Einsteller haben ihre Pferde abgezogen, die 30 Boxen stehen leer.
Es ist richtig gespenstisch auf der weitläufigen Anlage des Höchstadter Reit- und Fahrvereins am Kieferndorfer Weg. Wo bis vor kurzem noch rund 30 Pferde lebten, herrscht jetzt Tristesse pur.
Die Reiter sind mit ihren Tieren abgezogen, haben in anderen Ställen Unterschlupf gefunden. Zurück bleiben eine in weiten Teilen marode Anlage und angeblich rund 200 000 Euro Schulden. Die Vereinsführung um Vorsitzenden Michael Schöbel hat für den Höchstadter Reit- und Fahrverein Insolvenzantrag gestellt.
Das Amtsgericht Fürth beschloss am 25. September die vorläufige Insolvenzverwaltung und bestellte auch einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Dies teilte Theresa Sargo-Wiedner, Richterin und Pressesprecherin am Amtsgericht Fürth, auf Anfrage des FT mit.
Sie hält es grundsätzlich für möglich, dass Mitglieder des Vorstands unter bestimmten Voraussetzungen auch zur Haftung herangezogen werden könnten. Ob es beim Höchstadter Reitverein soweit kommt, ist allerdings noch nicht absehbar.
Negative Schlagzeilen sind beim Höchstadter Reitverein nicht neu. Auslöser sind seit Jahrzehnten immer wieder finanzielle und zwischenmenschliche Probleme. Schon mehrmals stand der Verein finanziell am Abgrund, sorgten Streitereien in der Führungsmannschaft für den einen oder anderen Rücktritt. Bisher bekamen die Reiter aber immer wieder die Kurve. Jetzt zeichnet sich allerdings das Ende des Vereins ab.
Kein Anschluss ...
Der Noch-Vorsitzende und seine Stellvertreterin waren am Donnerstag nicht zu erreichen.
Der offizielle Telefonanschluss auf der Vereinsanlage ist nicht mehr aktiv, die Homepage des Vereins wird im Internet nicht mehr angezeigt.
Für einige ehemals in der Führungsmannschaft aktive Mitglieder liegt die Ursache der aktuellen Situation des Vereins auf der Hand: Misswirtschaft. "Größenwahnsinnige Turniere", bei denen draufgezahlt wurde, immer mehr Pferde, zu viel Personal - zwei Lehrlinge wurden eingestellt, ein Stallpfleger und eine 400-Euro-Kraft.
Wie der FT auch in Erfahrung brachte, sei ein gegen dieses Geschäftsgebaren eingelegtes Veto von der Mehrheit der Führungsmannschaft nicht akzeptiert worden.
Nicht optimal sei es gewesen, dass mit Michael Schöbel der hauptberufliche Reitlehrer auf der Anlage auch zum Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde.
Nach dem Unfalltod seines Vorgängers hatte sich unter den rund 150 Mitgliedern aber niemand anderes bereit erklärt, die Führung zu übernehmen.
Etwa 30 Pferde waren in den Stallungen am Kieferndorfer Weg untergebracht. Ausgenommen einiger vereinseigener Schulpferde kassierte der Verein von den Einstellern monatlich 340 Euro Stallmiete pro Pferd. Kritik geübt wurde unter den Pferdehaltern wegen teils schimmligem Heu und Stroh. Vor den Kopf gestoßen fühlte sich manches Mitglied, als es sehr kurzfristig von der Insolvenz erfuhr - die Vorstandsmitglieder sollen ihre Pferde da bereits in anderen Ställen untergebracht haben.
Durch eine Bürgschaft und das Erbbaurecht ist auch die Stadt Höchstadt in die Sache involviert.
Bürgermeister Gerald Brehm (JL) geht davon aus, eine Lösung zu finden, "um die Gläubiger schadlos zu halten".
Seit 26 Jahren habe er die Probleme des Vereins miterlebt, über Jahre hinweg die Stadt den Reitverein gestützt, blickt Brehm zurück. Die Insolvenz sei zwar bedauerlich, "aber irgendwann muss Ordnung rein". Jetzt suche man eine Lösung, "bei der alle irgendwie rauskommen".