Höchstadt: Schulen versuchen Normalität herzustellen

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Die Arbeitsblätter liegen in der 5. Klasse der Ritter-von-Spix-Mittelschule ausgedruckt bereit, zu Hause läuft alles digital ab. Foto: Niklas Schmitt
Die Arbeitsblätter liegen in der 5. Klasse der Ritter-von-Spix-Mittelschule ausgedruckt bereit, zu Hause läuft alles digital ab. Foto: Niklas Schmitt

Lange waren die Schulhäuser wegen der Corona-Krise geschlossen. Wie haben sich die Schulen auf die neue Situation nach der Öffnung vergangene Woche vorbereitet?

Die Schüler in der 5. Klasse der Ritter-von-Spix-Mittelschule in Höchstadt sind froh, dass sie wieder in der Schule sein dürfen. "Ich finde das Normale besser", sagt eine Schülerin. ,Das Normale‘, das war täglicher Unterricht von etwa 8 bis 13 Uhr, mit Spielen in den Pausen und vielleicht heimlichem Quatschen im Klassenraum.

Das hat sich geändert. "Alle lebendigen Elemente fehlen", sagt Schulleiter Michael Ulbrich. "Auch die Schüler sind ernster geworden." In der ersten Woche nach der Öffnung am vergangenen Montag nach den Pfingstferien sei alles noch etwas gedämpft gewesen, meint der Schulleiter. Der Start in den Präsenzunterricht ist nicht nur aus pädagogischer Sicht wichtig: "Kinder brauchen Kinder. Was sind wir ohne unseren Sozialkontakte?"

Schule nach Corona: Die Lehre hat sich stark verändert

Auf der anderen Seite: Was ist die Schule ohne Lehre? Und die hat sich in den letzten Monaten verändert. Dabei hat die Umstellung die Spix-Schule weniger ins kalte Wasser geworfen als manch andere. Ulbrich sagt: "Wir haben Glück, dass wir vorher schon eine computeraffine Schule waren."

Die Stundenpläne wurden dort schon seit Jahren mit dem Programm Edupage erstellt. Im Laufe der Zeit wurden weitere Teile der Verwaltung darin integriert, etwa die Raumplanung, die Anzeige von Ausfallstunden oder die Notenverwaltung. "Wir haben dann gleich entscheiden können, als der Lockdown kam", so der Schulleiter.

Sämtliche Aufgaben und Informationen werden seitdem für die Eltern auf der im Internet für alle zugänglichen Plattform gesammelt. "Die Edupage ist wie Facebook für die Schule" - zugänglich freilich nur für Berechtigte -, erklärt Ulbrich. Die Schüler können ihren Aufgaben zu Hause an Computer, Laptop oder Smartphone machen. Auch weiterhin, denn der digitale Unterricht ist nach der Öffnung nicht abgeschafft.

Fokussierung auf Klassenlehrer ist ein Vorteil

An der Spix-Schule wird in Schichten gelehrt und gelernt. Die Schüler, die in diesen Tagen keine Prüfungen haben, kommen alle zwei Tage in die Schule. Das sind in der einen Woche Montag, Mittwoch sowie Freitag und in der darauffolgenden Dienstag und Donnerstag. An den anderen sind sie zu Hause und machen die Aufgaben, die vorher auf die Plattform geladen worden sind. Das ist durchaus eine Mehrbelastung für die Lehrer, die nicht nur in der Schule präsent sind, sondern auch weiterhin per E-Mail, telefonisch oder zu festgelegten Sprechstunden für Nachfragen zur Verfügung stehen.

Diese Fokussierung auf den Klassenlehrer bezeichnet Ulbrich als Vorteil des Schulkonzeptes. So entstehe ein enger Kontakt zwischen Schülern und Lehrern, der auch erhalten bleibe. Ein Problem dieser digitalen Form des Unterrichtens sind die verschiedenen Voraussetzungen zu Hause. Nicht alle Schüler, gerade in den unteren Klassen, haben einen eigenen Rechner oder Laptop. Viele machen die Aufgaben am Handy oder lassen sie sich von einem Elternteil ausdrucken und dann später eingeben. Eine Fünftklässlerin berichtet von schlechtem W-Lan zu Hause.

Digitaler Unterricht: Weniger Motivation zu Hause

Dem versucht die Schule mit Leihgeräten zu begegnen. 14 Rechner wurden besorgt, um für alle Schüler gleiche Bedingungen zu Hause herzustellen. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass die Eltern mitmachen. Deswegen wurden gleich zu Beginn des Lockdowns auch die Eltern dazu aufgefordert, sich auf der Edupage anzumelden.

Trotzdem ist es anders, zu Hause zu lernen. Eine Schülerin der 10. Klasse, die jetzt vor weiteren Prüfungen steht, fasst es zusammen: "Es war einfach und gut organisiert über Edupage. Aber ich konnte mich nicht so gut konzentrieren wie in der Schule." Die Lehrer seien zwar immer gut erreichbar gewesen, aber am Telefon könnten sie manches eben nicht so anschaulich erklären wie an der Tafel.

So war die Ritter-von-Spix-Schule zwar gut vorbereitet auf die Ansprüche, die in der Krise an die Lehrkräfte gestellt wurden, und wird den Schub, den die Digitalisierung dadurch bekommen hat, auch weiterhin nutzen. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, wie eine weitere Schülerin zur Prüfungsvorbereitung sagt: "Es war schwerer als normal."

Unterricht ist weiterhin eine Herausforderung

Auf eine Rückkehr zur Normalität hofft auch Jutta Romeis, Schulleiterin der Staatlichen Realschule in Höchstadt. Das wird aber frühestens, so teilte es das Ministerium zuletzt mit, wieder ab kommendem Schuljahr möglich sein. Bis dahin ist Romeis froh um wenigstens den Rhythmus, der nun wieder möglich ist. "Wir sind nicht ganz in der Normalität angekommen", sagt sie, man sei aber auf einem guten Weg.

An der Realschule hat man einen anderen Weg als in der Mittelschule genommen. Die Klassen wurden aufgeteilt und haben im wochenweisen Wechsel Unterricht. Die Stundenzahl wurde von 30 auf 18 Stunden reduziert, sodass die Schüler nur an drei Tagen in die Schule müssen und damit mögliches Gedränge in Bussen und Wartestellen verhindert wird.

"Es ist weiterhin herausfordernd", meint die Schulleiterin und betont die Leistung der Lehrer: "Wir lassen uns ständig auf neue Situationen ein, das ist unsere Profession." Positive Rückmeldungen kamen auch aus den Reihen der Eltern, die in die Entscheidungen mit eingebunden waren. Am wichtigsten dürfte jedoch sein, dass auch an der Realschule alle Schüler froh sind, dass sie nun wieder in die Schule, wieder ein Stück zurück zur Normalität dürfen.