RS-Virus grassiert in Region: Kinderklinik kurz vor Überlastung - "alle Betten voll"

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Erlangen: Kinderklinik wegen gefährlichem RS-Virus ausgelastet - "Leider alle Betten voll"
Grassierendes RS-Virus: Die Infektionswelle kommt für die ohnehin ausgelasteten Krankenhäuser zu einer Unzeit. Auch am Universitätsklinikum Erlangen betrachtet man die Entwicklung mit Sorge.
Erlangen: Kinderklinik wegen gefährlichem RS-Virus ausgelastet - "Leider alle Betten voll"
Uni-Klinikum Erlangen / Adobe Stock (Symbolfoto); Collage: inFranken.de
Erlangen: Kinderklinik wegen gefährlichem RS-Virus ausgelastet - "Leider alle Betten voll"
Kinderklinik Erlangen: Zusätzliche Probleme schaffe neben der RSV-Infektionswelle die Zunahme an "krankenhauspflichtigen kinderpsychiatrischen Erkrankungen" in der Corona-Pandemie, teilt ...
Die Kinderklinik Erlangen ist ein Teil der Uni-Klinik.
Uni-Klinikum Erlangen
"Derzeit sind leider alle Betten voll", berichtet Prof. Joachim Wölfle, Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen ...
Prof. Dr. Joachim Wölfle, Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen
Michael Rabenstein / Uni-Klinikum Erlangen

Die Erlanger Kinderklinik schlägt Alarm: Wegen des grassierenden RS-Virus gibt es aktuell keine freien Betten. "Wir stehen kurz vor einer Überlastungssituation bei der Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher."

  • Erlanger Kinderklinik: "kurz vor Überlastungssituation"
  • RS-Virus grassiert: Gefährlicher Erreger sorgt für volle Kinderkrankenhäuser
  • Infektionswelle: Ansteckung ist vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich 
  • Behandlungen teils verschoben - Klinikdirektor mit wichtigem Appell an Eltern

Eine ungewöhnlich starke Infektionswelle unter Babys und Kleinkindern bereitet vielen Kinderärzten aktuell Kopfzerbrechen. Deutschlandweit werden immer mehr Fälle des sogenannten RS-Virus gemeldet. Viele Krankenhäuser befinden sich angesichts der hohen Infektionszahlen in Alarmstellung. Auch die Erlanger Kinderklinik ist momentan voll ausgelastet. "Derzeit sind leider alle Betten voll", berichtet Direktor Prof. Dr. Joachim Wölfle. Ihm zufolge stehe die Klinik kurz vor einer Überlastungssituation bei der Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher. 

RS-Virus führt zu Atemwegsinfektionen: Diese Kinder sind besonders gefährdet

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) handelt es sich bei dem RS-Virus (RSV) um einen weltweit verbreiteten Erreger akuter Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. Er kann vor allem bei jüngeren Kindern, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern, Atemwegsinfektionen hervorrufen. Dem RKI zufolge ähneln die Infektionen in Saisonalität und Symptomatik der Grippe. Die Übertragung erfolgt demnach in erster Linie durch Tröpfcheninfektion.

Infektionen mit dem RS-Virus könnten schon bei gesunden Säuglingen und Kleinkindern dazu führen, dass diese zusätzlichen Sauerstoff benötigten und dafür ein Krankenhausaufenthalt notwendig werde, berichtet das Universitätsklinikum Erlangen. "Bei Kindern mit Vorerkrankungen von Organen, wie der Lunge oder des Herzens, sind zusätzlich deutlich schwerere Verläufe möglich", erläutert Prof. Wölfle, der Direktor der Erlanger Kinder- und Jugendklinik.

Die derzeitige Infektionswelle kommt für die vielerorts ohnehin bereits ausgelasteten Krankenhäuser zu einer Unzeit. Auch am Universitätsklinikum Erlangen betrachtet man die Entwicklung rund um das RS-Virus mit Sorge. Die dortige Kinderklinik leidet infolge der derzeitigen "ungewöhnlich starken Infektionswelle" unter einem akuten Platzproblem.

Kinderklinik Erlangen aktuell ausgelastet: Direktor appelliert an Eltern

Laut eigenen Angaben stehen in der Klinik neben elf Intensivbetten insgesamt 146 Betten für die allgemeine Pädiatrie, Kinderkardiologie, Kinderchirurgie und Kinderurologie zur Verfügung. "Derzeit sind leider alle Betten voll, aber wir tun, was wir können, um wenigstens jeden Tag einige neue Patienten aufnehmen zu können", erklärt Direktor Prof. Wölfle. Der Mediziner warnt: "Wir stehen kurz vor einer Überlastungssituation bei der Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher."

Nach Angaben des Universitätsklinikums stünden aktuell alle Kinderkliniken der Region in engem Austausch über mögliche Aufnahmekapazitäten. Eltern müssten indes zwischenzeitig mit ihrem kranken Kind aus Nürnberg, Fürth oder Erlangen bis nach Hof oder Coburg fahren, wenn eine stationäre Aufnahme erforderlich sei.

Prof. Wölfle appelliere an alle Eltern, bei Infektionen ihrer Kinder zunächst den Kinder- oder Hausarzt aufzusuchen und nicht die Ambulanz der Kinderklinik, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung des Universitätsklinikums. Gleichzeitig bitte er um Verständnis, wenn planbare, nicht dringend notwendige Behandlungen in der Kinderklinik kurzfristig verschoben werden müssen. "In diesen Fällen informieren wir die Eltern möglichst frühzeitig", so Prof. Wölfle.

Corona verschärft Lage zusätzlich - mehr "kinderpsychiatrische Erkrankungen" 

Zusätzliche Probleme schaffe neben der RSV-Infektionswelle die Zunahme an "krankenhauspflichtigen kinderpsychiatrischen Erkrankungen" in der Corona-Pandemie, teilt das Universitätsklinikum mit. Der Grund liege beispielsweise darin, dass Patientinnen und Patienten mit Essstörungen und kritischem Untergewicht infolge hoher Auslastung der stationären Kinderpsychiatriebetten nicht in den Kinderpsychiatrien aufgenommen werden könnten und deshalb oft in den Kinder- und Jugendkliniken verblieben.

"Dies führt bereits heute dazu, dass eine wohnortnahe stationäre Betreuung für kranke Kinder und Jugendliche nicht immer möglich ist und geplante stationäre Aufnahmen chronisch Erkrankter verschoben werden müssen." Entsprechende Versorgungsschwierigkeiten seien ein bundesweit zu beobachtendes, saisonal wiederkehrendes Phänomen, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) erhoben habe.

Ein Grund hierfür: Die Kinder- und Jugendmedizin sei personalintensiv und im DRG-Fallpauschalensystem unterfinanziert. Die Folge seien ein zunehmender Bettenabbau und die Schließung von Kinderkliniken – ein Missstand, der durch Nachwuchsprobleme in der Kinderkrankenpflege nach der Umstellung auf die generalistische Pflegeausbildung noch weiter erschwert werde, heißt es vonseiten des Universitätsklinikums Erlangen. 

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