Pferde und Mitglieder sind verschwunden. Was aus der weitläufigen Anlage des Reitvereins am Kieferndorfer Weg in Höchstadt wird, ist noch offen.
Die Mitglieder sind ebenso verschwunden wie der Vorstand. Die weitläufige Anlage am Kieferndorfer Weg ist schon seit Wochen verwaist. Von den über 30 Pferden, die hier einst untergebracht waren, ist nichts mehr zu sehen. Die Stallungen sind leer, auf den Koppeln wächst frisches Gras. Der Reit- und Fahrverein Höchstadt existiert nicht mehr.
Offiziell darüber informiert hat die über hundert Mitglieder aber noch niemand. Wegen "Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung" wurde am 1. Dezember über das Vermögen des Vereins das Insolvenzverfahren eröffnet. Das Insolvenzgericht Fürth hat den Nürnberger Fachanwalt für Insolvenzrecht, Daniel Fábián, zum Insolvenzverwalter bestellt. Er hat jetzt die Aufgabe, aus dem Vereinsgelände noch so viel Geld wie möglich herauszuholen.
Dem vor 60 Jahren gegründeten Höchstadter Reitverein gibt der Insolvenzverwalter keine Chance mehr. "Ein Vereinsleben findet nicht mehr statt", erklärte er auf Anfrage des FT. Der Verein lasse sich auch nicht mehr zum Leben erwecken.
Über 200 000 Euro Schulden
Die Schulden des Vereins sollen in den vergangenen Jahren auf deutlich über 200 000 Euro angestiegen sein. Wer noch Geld vom Reitverein bekommt, muss seine Insolvenzforderungen übrigens bis zum 4. Januar 2016 beim Insolvenzverwalter schriftlich anmelden.
"Es saßen die falschen Leute am Hebel", sagt heute einer derer, die den Verein 1960 mit aus der Taufe hoben. Verwundert ist dieses Ehrenmitglied auch, dass es seit Jahren zu keiner Versammlung mehr eingeladen wurde.
Das Gründungsmitglied des Reitvereins möchte ebenso nicht namentlich genannt werden wie ein anderes Ehrenmitglied, dem der Verein und der Reitstall noch immer sehr am Herzen liegen. Der ehrenamtliche Helfer hat sich um technische Dinge gekümmert und "täglich zwei bis drei Stunden auf dem Gelände verbracht".
Auch er war zur Versammlung, in der die Vereinsauflösung beschlossen wurde, nicht eingeladen. "Plötzlich war der Stall dicht und alle Pferde waren weg", erinnert sich das Ehrenmitglied. Ihm tut es weh, wenn die Anlage verkommt. Er bietet sogar noch an, bei der Abwicklung des Insolvenzverfahrens zu helfen. Er müsse nur gefragt werden.
Streitereien, Querelen und finanzielle Engpässe sorgten in der 50-jährigen Geschichte des Höchstadter Reitvereins immer wieder für Schlagzeilen. Obwohl die Stallungen in den vergangenen Jahren voll waren, bekam der Verein seine Schulden nicht mehr in den Griff. Jetzt ist erst einmal Schluss mit der Reiterei in Höchstadt.
Die Gläubiger dürfen aber hoffen, nicht leer auszugehen, soll doch die Stadt für den Verein eine Ausfallbürgschaft über 230 000 Euro übernommen haben. Auch bei der Zukunft des Vereinsgeländes mischt die Stadt mit, hat sie dieses doch dem Reitverein in Erbbaurecht überlassen.
Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) hat sich über die Nutzung des Geländes nach der Auflösung des Reitvereins bereits Gedanken gemacht. Entschieden ist aber noch nichts. Brehm: "Erst wenn die Stadt volles Verfügungsrecht hat, muss der Stadtrat entscheiden."
Reitanlage oder Bauhofhalle?
Ziel des Bürgermeisters ist es, die Stadt durch einen Anschlussnutzer schadlos zu halten oder das Areal selbst zu nutzen. Eine Nachnutzung als Reitanlage gegen Einnahmen wäre für Brehm ebenso vorstellbar wie Abriss und Umwandlung in ein Gewerbegebiet. Möglich wäre es auch, in der Reithalle verschiedene Geräte des Bauhofs unterzubringen, die jetzt noch im Freien stehen. Auch einen Stellplatz für Wohnmobile oder einen Minigolfplatz hält der Bürgermeister auf dem Gelände des Reitvereins für möglich.