Kein 100-prozentiger Schutz
Natürlich bieten diese selbst genähten Mundschutze keinen 100-prozentigen Schutz. Schließlich sind diese handgenähten Masken keine zertifizierten Medizinprodukte und bieten keinen Übertragungsschutz bei Tröpfcheninfektionen. Aber sind sind besser als nichts. Die Neuhauser Hobby-Näherin verwendet dazu ausgediente Tischdecken und Bettlaken aus Baumwolle. "Aus einem Bettlaken kann ich 40 Masken nähen", erklärt sie stolz.
Das Nähen an sich gehe schnell. Die Schutzmasken werden sorgfältig in zwei Lagen genäht. Im Vergleich zu den ersten Modellen hat sich bereits eine weitere Verbesserung durch eine Lage Vlies ergeben. Am Ende werden die fertigen Masken ohne Waschmittel zehn Minuten lang ausgekocht. Dann kommen sie in den Trockner und werden mit dem Dampfbügeleisen gebügelt. Zum Schluss kommen immer zehn Stück in eine Tüte.
Hilfe hilft auch der Psyche
Immer wenn Zeit ist, setzt sich die älter Dame an ihre Nähmaschine. Die Enkelkinder, die mit Oma und Opa zusammen im Haus wohnen, helfen gerne mit und schneiden die Gummis. "Mir gingen sie aus, weshalb ich den Großhandel angerufen habe", erzählt sie. "Als ich erklärte, wozu ich sie brauche, schickte man mir 200 Meter Gummiband. So kann ich weiter arbeiten."
Erst kürzlich hat Maria Alt, eine Mitarbeiterin der Awo Bamberg, die in Weppersdorf wohnt, 40 fertige Masken in Neuhaus abgeholt. "Und ich hab schon wieder eine Bestellung", berichtet die engagierte Masken-Näherin. "Die geht an eine Praxis in Forchheim." Die Hobbyschneiderin näht gerne. "Außerdem lenkt diese Beschäftigung auch ab, vor allem momentan, wo man so viel Negatives hört."
Kommentar von Theresa Schiffl
Ob die Schutzwirkung nun so groß ist oder nicht: Die selbst gemachten Schutzmasken sind aktuell viel mehr als Schutzkleidung. Wenn man - wie ich - aus Pflege und Betreuung kommt, weiß man, was die Mitarbeiter dort schon zu "normalen" Zeiten leisten. Jetzt sind Druck und Arbeitsintensität noch größer geworden. Hinzu kommt, dass sie jeden Tag das Risiko eingehen, selbst am Coronavirus zu erkranken. Die vielen Arbeiter des Gesundheitswesens werden das Engagement der Näher, die ihnen Mundschutzmasken machen, zu schätzen wissen. Es ist ein Zeichen dafür, dass an sie gedacht, ihre Arbeit gesehen und anerkannt wird.
Bleibt zu hoffen, dass sie auch künftig mehr Anerkennung und Achtung von der Gesellschaft bekommen. Jeder ist irgendwann einmal auf ihre Hilfe angewiesen und sollte dankbar sein, dass es die weißen - oder nun mit Mundschutz etwas bunteren - Engel gibt.
Und auch den engagierten Nähern gibt ihre Aufgabe ein positives Gefühl: Sie tun etwas Gutes und sind von der schwierigen Situation und den Problemen mal abgelenkt.