Weidhäuser Begräbniskasse wird seit 90 Jahren gebraucht

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Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats feiern mit Bürgermeister Markus Mönch (Dritter von links) das 90-jährige Bestehen der Begräbniskasse Weidhausen. Foto: privat
Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats feiern mit Bürgermeister Markus Mönch (Dritter von links) das 90-jährige Bestehen der Begräbniskasse Weidhausen. Foto: privat

Begräbniskasse? Manch einer kann mit diesem Begriff schon nichts mehr anfangen. In Weidhausen zeigt sich, dass ein solcher Verein immer mehr gebraucht wird.

Begräbniskasse? Manch einer kann mit diesem Begriff schon nichts mehr anfangen und viele solcher bürgerlichen Unterstützungsvereine im Trauerfall gibt es im Landkreis auch gar nicht mehr. Dabei haben ihre finanziellen Leistungen seit rund zehn Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. Heinz Freitag, Vorsitzender der Begräbniskasse Weidhausen, lässt sich daher nicht beirren. Zum 90-jährigen Bestehen präsentieren er und seine Mitstreiter die traditionelle Einrichtung ganz unverstaubt und modern.

Als 1925 Wilhelm Rädlein, Ernst Diezel, Edmund Eyrich, Emil Freitag, Georg Stamm, Gustav Bechauf und Otto Rädlein die Begräbniskasse gründen, herrschen andere Zeiten. Das Sozialsystem steckt in den Kinderschuhen, die Einkommen sind deutlich geringer als heute. Geblieben ist, dass eine Bestattung mit Kosten verbunden ist. Jedoch gilt mittlerweile: "Schon seit 2004 zahlen die gesetzlichen Krankenkassen kein Sterbegeld mehr. 1#googleAds#100x100 Daher ist eine eigenverantwortliche Vorsorge zu empfehlen", sagt Heinz Freitag, der bereits seit 1995 den Vorsitz innehat. Wer Antworten insbesondere auf finanzielle Fragen bei einem Sterbefall sucht, findet die seit Kurzem auf der Internetseite www.begraebniskasse-weidhausen.de, die auch über einen Link auf der Website der Gemeinde Weidhausen zu erreichen ist. "Mit unserer Internetseite zeigen wir, dass wir in die Zukunft gerichtet handeln", so Freitag. Das Angebot privater Vorsorge, die bei einem Sterbefall unbürokratisch ausgezahlt werde, bleibe aktuell.


Bürgermeister Markus Mönch: Nicht mehr wegzudenken

Dies sehen heute immerhin rund 1400 Mitglieder so. Nicht nur in Weidhausen, sondern im ganzen Landkreis Coburg sowie in den Landkreisen Lichtenfels, Kronach und Sonneberg vertrauen Menschen auf den Versicherungsverein. "Die Begräbniskasse Weidhausen ist nicht mehr wegzudenken", sagt Bürgermeister Markus Mönch (parteilos).

Schon in der Gründerzeit hat sich die Begräbniskasse zum Erfolgsmodell entwickelt. 1926 zählt der Verein bereits 490 Mitglieder - bei einer damaligen Einwohnerzahl in Weidhausen von 1165. "Man kann durchaus die Folgerung ziehen, dass ein Großteil der Einwohner den Wert der Einrichtung schnell erkannte", so Freitag.
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgt 1948 eine Währungsreform. Für die Begräbniskasse bedeutet dies erst einmal große Einbußen beim Vereinsvermögen. Im Protokoll der ersten Generalversammlung nach der Währungsreform vom 18. Juni 1950 heißt es, "dass das Vermögen von 28.284 Reichsmark auf 1838 D-Mark zusammengeschmolzen ist". Der Kassenstand steigt jedoch schnell wieder an, denn auch nach dem Krieg bleibt das Interesse an einer privaten Sterbeversicherung. Die Erhöhung des Sterbegelds auf 100 Mark sowie der persönliche Einsatz von Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliedern bringen in kurzer Zeit 142 Neumitglieder.

"Moderne Zeiten" brechen 1996 an, als der damals noch frischgebackene Vorsitzende Heinz Freitag die elektronische Datenverarbeitung einführt. Bankeinzug von Beiträgen macht es möglich, Mitglieder außerhalb Weidhausens zu gewinnen. "Das hat wieder einen Schub bei den Mitgliederzahlen gegeben", erinnert sich Freitag. Geblieben aber sei trotz steten Wachstums das "Arbeiten von Mensch zu Mensch", die persönliche Beratung.
Im Jubiläumsjahr 2015 verwalten Vorstand und Aufsichtsrat ein Vermögen von 480.000 Euro. Regelmäßig prüft die Regierung von Mittelfranken als Aufsichtsbehörde für alle Begräbniskassen in Bayern die Finanzen. "Mit unseren neuen Möglichkeiten wie dem Internetauftritt ist unser Ziel das alte geblieben. Wir mildern im Sterbefall das finanzielle Risiko für die Hinterbliebenen", gibt sich Freitag optimistisch, dass die Begräbniskasse Weidhausen noch ein langes Leben hat.


Nach 25 Jahren beitragsfrei

Die Jahresbeiträge bei der Begräbniskasse Weidhausen reichen von 8,50 bis 26,40 Euro. Die Auszahlungen richten sich nach Versicherungsanteilen und haben eine Spanne von 370 bis 1850 Euro. Nach einem Einzahlungszeitraum von 25 Jahren sind Mitglieder beitragsfrei. Ordentliches Mitglied kann man ab 17 werden, die Altersgrenze nach oben beträgt 60 Jahre.