Sprengmeister Heinrich Bernard Scho kann derzeit noch nicht sagen, wann das Umfeld der Eselsbrücke in Meschenbach wieder frei von Granaten und Patronen ist. Aber eines versichert er: Wenn er geht, ist die Sicherheit gewährleistet.
Es ist ein spannendes Hin und Her, das sich in diesen Tagen neben und unter der Eselsbrücke abspielt. Während Baggerfahrer Ingo Lamm Schaufel für Schaufel Erdreich und darin haufenweise alte Weltkriegsmunition aus der Itz ans Land zieht, steht Sprengmeister Heinrich Bernhard Scho daneben und kratzt sich nachdenklich am Kinn. "Es ist derzeit nicht abzusehen, wie lange wir hier noch suchen werden", sagte gestern Scho, der die Bergung der Kampfmittel aus dem Fluss leitet.
Aber eine Sache, bei diesem Satz schaut der gebürtige Westfale dann wieder fest entschlossen, steht für ihn bei der Umsetzung des Auftrages fest: "Wenn wir abziehen, wird das Gelände so sauber sein, dass kein Gefahrenpotenzial mehr besteht." Was da in den vergangenen drei Arbeitstagen (Freitag, Samstag, Montag) für Scho und sein Team der "HBS-Munitionsbergung" alles aus dem Fluss gezogen wurde, mag den Laien verwundern - den Fachmann aber nicht.
Munition, Granaten, Panzerfaust-Geschosse, massenweise Handgranaten und sogar zehn Kilo schwere Panzerminen.
Jetzt, nachdem er sich einen Überblick verschafft hat, ist für Scho klar: "Die haben alles, was gerade da war, in den Fluss gekippt." Angesichts der mächtigen Zehn-Kilo-Panzerminen geht Scho sogar davon aus, dass - von wem auch immer - die Eselsbrücke gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bewusst in die Luft gesprengt werden sollte: "Das war bei strategisch wichtigen Bauwerken normal."
Gestern kam zum ersten Mal ein Team der Firma Tauber nach Meschenbach, um eine erste Ladung von Munition aus der Itz abzutransportieren. Rund 190 Kilo Munition hat das HBS-Team bislang aus dem Fluss gezogen. Das Material wird nun voraussichtlich in Ingolstadt fachkundig zerlegt und entsorgt.
Der Zustand einiger Patronen überraschte sogar Heinrich Scho: "Die waren wie neu - das Pulver trocken wie am ersten Tag."
Eigentlich haben Scho und seine vier Kollegen derzeit nur eine Gruppe von Sorgenkindern: die Phosphorgranaten. "Sobald sie in Kontakt mit Sauerstoff kommen, können sie losgehen", erklärt der Sprengmeister. Er betont, dass die Phosphorgranaten keinerlei Sprengwirkung haben. Sie waren während des Krieges als "Nebeltöpfe" bekannt und sollten Angreifern die Sicht nehmen. Aus heutiger Sicht wird das im Rauch enthaltene Phosgen als gesundheitsgefährdend eingestuft - eine Gefahr für die Umwelt oder gar die Einwohner von Meschenbach und Niederfüllbach stellen die Rauchwolken aber nicht dar.
Wenn es raucht, wird es gefährlich Nichtdestotrotz wird die Bundesstraße 4 vermutlich auch heute noch während der Aufräumungsarbeiten zwischen 9 Uhr und
den frühen Abendstunden für den Verkehr gesperrt. Über die Hintergründe muss Heinrich Bernhard Scho aber noch einmal Aufklärung betreiben: "Wir machen das nicht, weil hier explosive Waffen in die Luft gehen können." Es sei viel mehr so, dass eine Rauchwolke, wie sie am Freitag beim ungewollten Abbrennen einer Phosphorgranate entstand, die Autofahrer auf der B 4 leicht ablenken könnte. Die Folge: eine erhöhte Unfallgefahr. "Nur deshalb haben wir die Sperrung vorgeschlagen", erklärte Scho.
Nicht umgesetzt wurde gestern die am Wochenende geborene Idee, den Wasserstand der Itz zu senken. Dafür hätte das Wehr der Geizenmühle geschlossen werden müssen.
"Nach Rücksprache mit dem Wasserwirtschaftsamt haben wir die Sache wieder gestrichen", sagte der Untersiemauer Bürgermeister Rolf Rosenbauer (CSU). Hauptargument war die Tatsache, dass die Schließung des Geizenmühlen-Wehres gerade einmal einen fünf bis zehn Zentimeter niedrigeren Wasserstand mit sich gebracht hätte. Zu wenig, um Scho und seinem Team sinnvoll weiterhelfen zu können.