Die Graffit-Gruppe des Coburger Domino durfte eine 100-Quadratmeter-Wand kunstvoll mit der Spraydose verzieren.
"Graffiti-Sprayer beschmutzen sieben Gebäude" - solche Schlagzeilen, wie in der "Schwäbische Zeitung" sind in den deutschen Medien immer wieder zu lesen. Die Graffiti-Sprayer, die am Samstag in der Wiesenstraße die Rückseite der frisch gestrichenen Geräteräume des Stocke-Stadions besprühten, waren allerdings ganz legal am Werk. Das Hausmeisterteam des städtischen Sportamtes hatte die 100-Quadratmeter-Wand sogar kurz vorher noch zweimal grau gestrichen, weil die alte Farbe immer wieder durchschlug.
Dass die Aktion den einen oder anderen Passanten verwunderte, ist durchaus verständlich. Plötzlich standen da zwölf junge und einige ältere Menschen, bauten Tische auf, packten eine Unmenge an Spraydosen darauf und fingen an, erste Striche und Farblinien auf die graue Wand zu sprühen: Wortfragmente und Bilder, Sportler im stilisierten Rollstuhl, ein tanzendes Ballettpärchen, überdimensionierte Boxhandschuhe, ein Martin Luther mit einer Spraydose in der Hand und Schlagworte wie Toleranz, Respekt, Fair Play und Sport.
Ihn habe das Sprayen schon lange fasziniert, erzählt zum Beispiel Joshua Engelhardt. Deshalb habe er sich bei der Gründung einer Initiativgruppe Graffiti im Domino beteiligt.
Antony Schober macht es einfach Spaß, mit Farben zu gestalten. Mit der Spraydose habe er das zum ersten Mal beim Workshop im Domino getan.
Usama Sharif erzählt, er sei auf die Aktion angesprochen worden - von dem "Kerl mit dem weißen T-Shirt", wie er lachend sagt. Der "Kerl" ist Paul Ritzert, und auch er sprayt begeistert Graffiti-Kunst an die Wand.
Im Februar hatte sich im Domino die Graffiti-Gruppe "JUZPRAY" gegründet. Das Z steht gleichzeitig für "Zentrum" in Jugendzentrums
Coburg (JUZ) und für das S in "Spray". "Ich hab das Ganze ins Rollen gebracht", sagt Paul Ritzert. Zunächst wurde er an Stadt-Jugendpfleger Uli Schmerbeck verwiesen. Gemeinsam mit Coburgs Drittem Bürgermeister Thomas Nowak und Domino-Geschäftsführerin Johanna Schilling wurde dann weiter überlegt, was wie möglich sei. Das Sportamt kam auch noch mit ins Spiel. Es stellte die Wand zur Verfügung.
Um dem "Schmierereien"-Image zu begegnen, wurden die jungen Leute von Sprayer "Kid Crow", Carlos Lorente, und seinem Team "Style Scouts" geschult, beraten und angeleitet. Dazu gehörten auch rechtliche, gesundheitliche und künstlerische Schulungen. Den Jugendlichen sollte es am Ende gelingen, den thematischen Bogen zwischen den Errungenschaften der Reformation und den heutigen demokratischen Strukturen herzustellen und somit die Themen Respekt, Vielfalt und Demokratie kreativ umzusetzen. Passend zum Gelände sollte natürlich auch der Aspekt Sport berücksichtigt werden.
Rund 5000 Euro an Kosten fielen für diese Aktion an. Getragen wurde diese Aktion von der Stadt Coburg, dem Domino und dem Jugendforum. Die Fördermittel wurden über das Projekt "Demokratie leben" vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend bereitgestellt.
Wie Mark Ritschel betont, ist in der Graffiti-Gruppe jeder von etwa 13 bis 27 Jahren willkommen - unabhängig vom schulischen oder sozialen Hintergrund. Künstlerische Vorkenntnisse brauche es nicht, nur die Bereitschaft sich einzubringen. Die Treffen finden jeden Freitag ab 15.30 Uhr im Domino statt. Eine Freifläche, die besprüht werden darf, gebe es zwar noch nicht in Coburg. Bürgermeister Nowak betonte aber, dass die Stadt auf der Suche sei. Er sei für Vorschläge offen.