"Bleib draußen, sprach Frau Suse, ich kauf mir nur ne Bluse." - Wenn ein musikalisch-kabarettistisches Programm schon so beginnt! Tatsächlich, es wurde verdammt viel gestorben in Hans-Georg Köhlers Liedern unter dem süffisanten Titel "Schöner Scheitern" bei "Cultur im Contakt" in Coburg.
Schwarzhumorig ging es dort am Sonntagabend ins neue Jahr, komisch und böse, melancholisch und in vielem ja so wahr. Ganz ruhig wurde da das leider überschaubare Publikum, bevor es am Schluss anhaltend und zustimmend applaudierte.
Vermittelt durch Chansons von Otto Reutter und Georg Kreisler - Mensch, sind deren Geschichten noch immer gut und treffend - verbanden sich die nachsichtslosen zwischenmenschlichen Analysen der beiden Komponisten, später dann in bruchloser Übereinstimmung mit Songs von Randy Newman, mit der Persönlichkeit und (scheinbaren?) Abgeklärtheit des Sängers und einnehmenden Pianisten.
Der in Heilsbronn lebende Künstler hat durchaus besondere Beziehung zu Coburg, ist er doch in Weitramsdorf aufgewachsen und ins Casimirium gegangen.
Er freute sich "trotzdem", in Coburg auftreten zu dürfen.
Der verschmitzte Sänger mit noch immer klangvoller, vielfältig einsetzbarer Stimme hat das Format, eines dieser alten, weisen, aus dem europäischen Bewusstsein gebrannten Lieder in Jiddisch vorzutragen, übersetzt "Wie trinkt der Kaiser Tee", ohne sonstige Begleitung und Mikro. In seiner souveränen Gelassenheit wirklich berührend.
Fränkisch (ein Lied von Wolfgang Buck) und schwyzerdytsch singt er auch. Dazu ist er sich selbst der beste Begleiter am Flügel, mit weichem Anschlag und klanglichem Tiefgang. Den Blues beherrscht er auf geradezu ansteckende Art. In einer seiner instrumentalen Eigenkompositionen, in seinem "Nachtspaziergang", verliert er sich ein bisschen. Doch hat Köhler nicht Recht? Ist die Fantasie, etwa der Traum von einer imaginären Barbara, nicht vielfach schöner als die Wirklichkeit.
Immerhin scheitert man unter derlei Überzeugung eindeutig schöner.
Hans-Georg Köhler wurde 1953 In München geboren und wuchs in Weitramsdorf auf. Klassischer Klavierunterricht. Daneben viel Jazz und Popmusik, später kommen Kirchenmusik und Straßenmusik dazu. Seit den 80er Jahren trat er mit verschiedenen Kreisler-Programmen, Liedern der Zwanziger Jahre und instrumentalen (Jazz-) Eigenkompositionen im Münchner wie im fränkischen Raum hervor. Köhler lebt seit 1998 im mittelfränkischen Heilsbronn.