Der Streit zwischen Rödental (Landkreis Coburg) und seinen Nachbargemeinden um die Eröffnung des großen "Schuh Mücke"-Marktes ist eskaliert. Ein Eilantrag der Städte Coburg und Neustadt könnte verhindern, dass die für den kommenden Donnerstag vorgesehene Eröffnung wie geplant stattfindet.
Vom jüngsten Hickhack um die Eröffnung des neuen Marktes von "Schuh Mücke" in der ehemaligen "Toy Factory" lässt sich Syliva Biesenecker nicht aus der Ruhe bringen. "Wir räumen weiter ein - so wie es immer geplant war", sagt die künftige Filialleiterin. Wobei - so ganz sicher sein kann sie sich nicht. Dem Verwaltungsgericht Bayreuth liegt eine Klage samt Eilantrag der Städte Neustadt und Coburg vor, die vor der Eröffnung von "Schuh Mücke" für Wirbel sorgt.
Den Rödentaler Bürgermeister, Marco Steiner (Freie Wähler), hat es am Montagnachmittag nach eigenem Bekunden fast von Stuhl gehauen, als er von Neustadts Oberbürgermeister, Frank Rebhan, angerufen und auf die Klage der Stadt Coburg angesprochen wurde. In der Klage geht es um die Verkaufsfläche des Schuh- und Bekleidungsmarktes. Das Landratsamt als Genehmigungsbehörde hat 600 Quadratmeter genehmigt, allerdings hegen Coburg und Neustadt Zweifel, dass "Schuh Mücke" sich auf diese Fläche beschränkt. Michael Selzer, der Pressesprecher der Stadt Coburg, klärt auf: "Wir wollen rechtlich geklärt haben, dass es sich wirklich nur um diese Fläche handelt." Der der Baugenehmigung beigelegte Plan von "Schuh Mücke" erwecke nach Ansicht der Stadt auf jeden Fall den Eindruck, dass es um mehr als 600 Quadratmeter gehe. "Rechtlich geklärt haben" - diese Formulierung verwendet auch Frank Rebhan (SPD), der Neustadter Oberbürgermeister. Auch Sicht der Stadt Neustadt erwecke der eingereichte Plan einen anderen Eindruck als nur 600 Quadratmeter Verkaufsfläche - deshalb habe sich die Stadt der Klage angeschlossen.
Nun soll also das Verwaltungsgericht (VG) in Bayreuth sich die Sache anschauen. "Das ist zeitlich eine relativ knappe Angelegenheit", sagt Michael Lorenz, einer der Pressesprecher beim Verwaltungsgericht zum Eilantrag. Schließlich soll ja am Donnerstag die Eröffnung stattfinden. Weil dies so ist, hat sich die Zweite Kammer des VG gestern schnell die Unterlagen kommen lassen. "Die Kollegen sind bemüht, die Sache noch bis zum Donnerstag zu klären", sagte Lorenz. Ob dies nur nach Akteneinsicht oder nach einer Ortsbesichtigung in Rödental geschieht, konnte Lorenz nicht sagen. Dies alles werde sich im Laufe des heutigen Mittwochs entscheiden.
In Rödental und bei "Schuh Mücke" sind die Akteure natürlich fassungslos. Geschäftsführer Thomas Mücke bezeichnet die Klage als "völlig unverständlich" und geht mit der Stadt Coburg hart ins Gericht: "Jeder Unternehmer, der mit Coburg zu tun hat, kann einem leid tun." Er jedenfalls könne "nichts Verbotenes" am neuen Markt in Rödental sehen - schließlich habe er eine gültige Baugenehmigung in der Hand. Und genau an diese werde man sich in Rödental auch halten. Deshalb sah der Geschäftsführer von "Schuh Mücke", keinen Grund, irgendwie am Termin der offiziellen Eröffnungsfeier (Donnerstag, 8.30 Uhr) zu zweifeln. "Wir machen so weiter, wie wir es geplant haben", sagte Mücke.
Die Klage und der Eilantrag an sich sind es gar nicht, die den Rödentaler Bürgermeister, Marco Steiner, so wütend machen. Es ist die Tatsache, dass er im Vorfeld der rechtlichen Schritte kein einziges Signal aus Coburg bekommen hat. Er sei nun überzeugt davon, dass die bisherige Argumentation der Stadt Coburg gegen "Schuh Mücke" einfach "nur so dahergeredet" gewesen sei. Es gehe den Coburgern nicht um die Ziele der Raumordnung oder ähnliches - es gehe nur darum, die Eröffnung des Schuh-Marktes an sich zu verhindern.
Steiner glaubt dennoch nicht, dass die morgen geplante Eröffnung platzt. Aus seiner Sicht sei zwar "unrealistisch", dass das Gericht am Mittwoch alle wichtigen Unterlagen vorliegen hat - aber dies werde die Eröffnung an sich nicht verhindern. Dieses Signal habe er auch vom Verwaltungsgericht bekommen - und eine Zusage auch: "Das Gericht wird sicher nicht am Donnerstag mit Metermaß und Taschenrechner während der Eröffnungsfeier herummarschieren."
"Schuh Mücke" in Rödental - die Chronologie September 2013 Die geplante Ansiedlung kommt an die Öffentlichkeit - es ist von 5200 Quadratmetern Verkaufsfläche die Rede.
Oktober 2013 Die Investoren stellen ihr Projekt vor. Geplant sind 2400 Quadratmeter für Schuhe, 300 für Lederwaren, 300 für Sportschuhe und 700 für Bekleidung. In den Nachbarstädten Coburg, Ebersdorf bei Coburg, Dörfles-Esbach und Rödental erhebt sich Widerstand.
April 2014 Bürgermeister Gerhard Preß erhält vom Wirtschaftsministerium in München einen positive Stellungnahme zu "Schuh Mücke".
April 2014 Das Projekt schrumpft: Jetzt geht es um 1200 Quadratmeter für Schuhe und 2500 für Textilien und Ac cesoires.
Juli 2014 Die Nachbargemeinden klagen gegen die Genehmigung zum Schuhverkauf auf 1200 Quadratmetern. "Schuh Mücke" reduziert deshalb die Planung auf vorerst 600 Quadratmeter. Eine Ausweitung nach dem Gerichtsurteil soll möglich sein.