Melodienreichen Hörgenuss auch ohne Orchester - das bietet die "Petite Messe solennelle" von Gioacchino Rossini in der Coburger Morizkirche.
Konzerte mit bevorzugt schlanker instrumentaler Besetzung sind in den letzten Jahren zum Markenzeichen des traditionsreichen Konzertchors
Coburg Sängerkranz geworden.
Nach dem Brahms-Requiem in einer kammermusikalischen Fassung und dem Verdi-Requiem in einer außergewöhnlichen Bearbeitung für kleines Instrumentalensemble gab es beim Jahreskonzert in der Morizkirche diesmal ein Werk in Originalbesetzung - Gioacchino Rossinis "Petite Messe solennelle".
Denn im Fall dieser "Petite Messe" ist die kleine Besetzung für Klavier und Harmonium als Begleitung für das Solistenquartett und den Chor tatsächlich die Originalbesetzung. Rossini hat diese Messe als 71-Jähriger geschrieben - Jahrzehnte, nachdem er seine höchst erfolgreiche Karriere als Opernkomponist schon beendet hatte.
Sakrale Traditionen
Wenig verwunderlich freilich finden sich auch in diesem geistlichen Werk unüberhörbar viele Merkmale des Opernkomponisten - ein Umstand, den Rossini in einer selbstironischen Vorrede thematisiert hat.
Dennoch lässt sich diese Messe nicht auf das Etikett Oper in sakralem Gewand reduzieren. Schließlich erweist sich Rossini sehr wohl als überaus versierter Kenner sakraler Traditionen des Gesangs. In seiner Interpretation strebte Marius Popp als musikalischer Leiter der Aufführung nach einer Balance zwischen sakralem und opernhaftem Gestus.
Die insgesamt rund 50-köpfige Chorgemeinschaft aus Konzertchor Coburg Sängerkranz, Dekanatschor Kronach und Lehrerchor im BLLV Kronach präsentierte sich unter seiner anfeuernden Leitung als sorgfältig einstudierter, erfreulich homogen und stets konzentriert singender vokaler Klangkörper. Mit großem Engagement folgten die Chöre den intensiven gestalterischen Akzenten ihres Leiters und bewältigten auch anspruchsvolle polyphone Abschnitte sehr konzentriert.
Hervorragende Solisen
Ausgeglichen besetzt war das Solistenquartett mit Gina Ianni (Sopran), Julio Fiorovanti (Countertenor), Sebastian Köchig (Tenor) und Frano Lufi (Bass), das insgesamt stilsicher agierte. Ganz entscheidenden Anteil am Gelingen der Aufführung hatte Claudio Rizzi am Klavier, der den jederzeit sicheren instrumentalen Rückhalt bot und mit seiner Stilkenntnis im italienischen Repertoire zum Bezugspunkt für die gesamte Aufführung wurde.
Den im Original für Harmonium konzipierten zweiten Instrumentalpart übernahm Jörg Reinhardt auf dem Akkordeon - eine klanglich durchaus stimmige und überzeugende Lösung.
Mit Nachdruck gestaltet
Am Dirigentenpult gestaltete Marius Popp mit großem Nachdruck und ebensolchen Gesten. Popp führte seine Chöre umsichtig durch die Partitur und achtete nicht zuletzt darauf, dass sich auch die großen kompositorischen Bögen entfalten konnten.
Für alle Mitwirkenden gab es am Ende verdientermaßen intensiven Beifall.