Sie kommen aus der Schweiz, doch ihre Gastspiele beim Samba-Festival in der Vestestadt sind längst Heimspiele.
Oscar Lützow ist der Zeremonienmeister dieses umjubelten Vormittags in der Coburger Heilig-Kreuz-Kirche. Denn der Posaunist der Quastenflosser ist nicht nur der musikalische Leiter des aus der Schweiz angereisten Ensembles. Er ist gleichzeitig Animateur und Moderator - er ist derjenige, der ganz genau weiß, wie er die Brücke zum Publikum schlägt.
Kostüme und Show, Melos und Rhythmus - das alles verbindet sich bei den Auftritten der Quastenflosser beim Coburger Samba-Fest zur mitreißenden musikalischen Performance.
Zum 19. Mal ist das Ensemble bereits in Coburg zu Gast. Längst haben ihre Auftritte Kult-Charakter - nicht nur auf diversen Bühnen des eingezäunten Festival-Areals zwischen Markt- und Schlossplatz. Vor allem die Kirchenkonzerte stehen bei ihren Fans hoch im Kurs, wie der riesige Andrang in der Heilig-Kreuz-Kirche beweist.
Emporen gesperrt
Doch auch in diesem Jahr müssen die Fans akzeptieren, dass die Kirche nur eingeschränkt genutzt werden kann. "Leider hat uns die Stadt endgültig verboten, die Emporen zu nutzen", sagte Dekan Andreas Kleefeld in seiner Begrüßung: "Wir hoffen, dass das ein Grund ist, die Emporen statisch zu sanieren."
Wegen der eingeschränkten Platzmöglichkeiten sind die echten Quastenflosser-Fans schon lange vor dem offiziellen Beginn des Konzerts ins Gotteshaus gekommen, um sich einen Platz zu sichern und damit eine möglichst gute Sicht auf das Ensemble. Denn die Auftritte der Quastenflosser sind nicht nur musikalisch mitreißend, sondern auch optisch außergewöhnlich.
"Wunderland Märchen"
Schließlich gönnen sich die Quastenflosser regelmäßig neue Kostüme mit immer wieder überraschenden skurrilen Details. "Wunderland Märchen" haben die Gäste aus der Schweiz ihr diesjähriges Programm getauft. Es wird zum frenetisch beklatschten Beweis dafür, dass sich das Samba-Festival nicht einfach pauschal reduzieren lässt auf die reichlich monotone rhythmische Komponente. Denn die Quastenflosser lassen sich stilistisch bewusst nicht reduzieren auf kräftig traktiertes Schlagwerk. Strahlende Trompeten und wuchtige Posaunen, dazu warm timbrierte Saxofone und eine geradezu vibrierende Perkussions-Gruppe prägen den unverwechselbaren Charakter der Quastenflosser.
Genau damit treffen sich den Geschmack des Coburger Publikums offenkundig perfekt. Der Applaus jedenfalls wetteifert in Lautstärke und Nachdruck mit dem Spiel der Quastenflosser.
