So bereitet sich das Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt" auf das Open-Air-Konzert am Sonntag im Freibad vor.
Das Stück zum Probenauftakt an diesem Abend passt genau zum Wetter: drückende Hitze im großen Saal des Kulturzentrums am Schützenplatz in Neustadt und auf den Notenpulten eine sinfonische Bearbeitung der Rumba "Tico Tico". Proben-Endspurt beim Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt" kurz vor dem Open-Air-Konzert, das am 3. Juli im Freibad stattfindet.
Reichlich Arbeit kündigt Dirigent Hans Stähli seinem Orchester an: "Im ersten Teil müssen wir sechs Stücke schaffen, das sind acht Minuten pro Stück." Entsprechend flott geht Stähli voran, korrigiert mit knappen, klaren Anweisungen, achtet auf die Klangbalance: "Wenn die Streicher Mezzoforte haben, bitte zurück halten, damit man die Bläser besser hört." Im zweiten Anlauf klappt es dann besser: "Gar nicht schlecht", kommentiert Stähli und weist trotzdem noch auf zwei, drei Stellen hin, an denen noch zu arbeiten ist.
Weiter geht es mit einem Glenn-Miller-Hit aus der Glanzzeit des Swing: "American Patrol". Auch hier achtet Stähli ganz genau auf klanglich Details: "Spielen Sie bitte die obere Oktave", wünscht sich der Dirigent in einer Passage von den Kontrabassisten: "Die obere Oktave klingt hier einfach besser."
Von Miller bis Rameau
Das Pensum an diesem Probenabend ist nicht nur umfangreich, sondern auch sehr anspruchsvoll durch den scharfen Kontrast der Stile von den swingenden Hits im ersten Teil zu den farbenreichen Barockklängen aus Jean Philippe Rameaus Opéra-Ballet "Les Indes galantes". Unermüdlich arbeitet Stähli daran, dem Orchester seine Klangvorstellungen präzis und anschaulich zu vermitteln: "Die Punktierungen klingen verwaschen - hier dürfen wir nicht mehr swingen."
Die Umstellung von Swing und Rumba zu Rameaus Barock-Partitur ist tatsächlich eine besondere Herausforderung. "Mit Rameau spielen wir erstmals ein längeres Barockstück", sagt Stähli und erklärt, worin aus seiner Sicht die entscheidende Aufgabe besteht: "Die Konzentration auf die Artikulation ist für das Orchester ungewohnt." Rameau zuliebe geht Stähli mit seinem Orchester an diesem Probenabend in die Nachspielzeit, korrigiert die Artikulation und achtet zugleich darauf, dass sich der Farbenreichtum dieser Musik entfalten kann: "Artikulieren, nicht malen, keine Ölfarben."
Immer deutlich treten die Konturen dieser Musik hervor. Rameau ist freilich nicht der einzige barocke Akzent. Auf dem Programm am Sonntag im Freibad steht auch ein Konzert für zwei Oboen von Tomaso Albinoni. Solisten sind hier Matthias und Margaret Friederich - zwei Mitglieder des Ensembles "Pifferari di Santo Spirito" aus Heidelberg, das sich erstmals in Neustadt vorstellen wird.
Matthias und Margaret Friederich sind dann auch die Solisten im Concerto populare "Zankpatience", das Hans Stähli als Auftragswerk für diese beiden Musiker geschrieben hat. "Zankpatience" ist ein Kartenspiel, bei dem man sich gegenseitig alle Chancen verbaut.
Auf raffinierte Weise kombiniert Stähli in diesem Concerto populare eine Fülle von musikalischen Zitaten nicht nur aus der Literatur für Oboe.
Das bietet das Open-Air-Konzert in Neustadt
Konzert-Tipp Sonntag, 3. Juli, Klassik-Open-Air "Classic & Picknick" im Freibad "Bademehr" in Neustadt, Einlass ab 18 Uhr, Beginn 19 Uhr, offizielles Ende gegen 21.30 Uhr
Mitwirkende Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt", Leitung: Hans Stähli, Ensemble "Pifferari di Santo Spirito" aus Heidelberg, Chor der Realschule Neustadt (Einstudierung Cornelia Heckendorff)
Programm Werke von Tomaso Albinoni, Hans Stähli und anderen