Wie der Prager Cellist und der Pianist Jaromic Klepác das Publikum in Coburg in Bann ziehen.
Für echte Cello-Fans steht unverrückbar fest: Das Cello ist der ausdrucksvollste Sänger in der gesamten Streicherfamilie. Mögen die Geigen in höchste Höhen aufsteigen - das Cello singt besonders schön in der Baritonlage.
Wer Bestätigung für diese These suchen sollte, ist bei Konzerten mit Michal Kanka bestens aufgehoben. Denn der tschechische Cellist, seit vielen Jahren in Coburg immer wieder gern gehörtes Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde, ist ein uneitler Meister in der Kunst, das Violoncello singen zu lassen. Sein jüngstes Konzert in Coburg im großen Saal des Pfarrzentrums St. Augustin jedenfalls wird zum puren Genuss für Cello-Enthusiasten.
Das beginnt gleich mit Ludwig van Beethovens später D-Dur-Sonate aus Opus 102. Michal Kanka und sein bestens mit ihm harmonierender Klavierpartner Jaromir Klepác lassen dieses 1815 entstandene Werk in wunderbar lebendigem Zusammenspiel aufblühen. Berückend der expressive Gesang des Streichinstruments im Adagio-Mittelsatz, furios die Präzision in dem als Fuge angelegten Finale.
Beethoven, Strawinsky, Brahms
Dass sich auf dem Cello auch mit gleichsam szenischer Anschaulichkeit musizieren lässt, beweist Michal Kanka dann bei der "Suite italienne", die Igor Strawinsky nach Sätzen seiner Ballettmusik "Pulcinella" arrangiert hatte. Dass diese fünfsätzige Suite ursprünglich für Geige und Klavier gedacht war und erst später auch für Cello arrangiert wurde, wird in der Höhen-Akrobatik hörbar, die dem Cello abverlangt wird - Höhenakrobatik auf den Saiten, die Michal Kanka aber unerschrocken und souverän meistert. Vor allem aber beeindruckt die klangfarbliche und rhythmische Feinabstimmung zwischen Cello und Klavier, die Kanka und Klepác demonstrieren.
Auch in der abschließenden e-Moll-Sonate von Johannes Brahms erweist sich Klepác als mustergültiger Klavierpartner Kankas. Nie drängt er sich in den Vordergrund und verleiht dem Klavierpart aber dennoch stets klare Struktur und Prägnanz. Leidenschaftlich und gesanglich interpretieren Kanka und Klepác die Brahms-Sonate, die in dieser Interpretation jederzeit schlank im Klang wirkt.
Das Coburger Publikum ist verständlicherweise begeistert und erklatscht sich mit bemerkenswert ausdauerndem Beifall schließlich noch zwei bereitwillig musizierte Zugaben: ein Nocturne von Chopin in einer Adaption für Cello und Klavier und einen rumänischen Volkstanz von Bartók.
So geht's weiter bei den Cobuurger Musikfreunden
Montag, 6. November "Piano spezial im HUK-Foyer - Benjamin Moser, Werke von Rachmaninow, Gershwin, Beethoven, Mussorgsky, Beginn: 19.30 Uhr