Mast für Mast wird einzeln ausgeflogen

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Auf dem provisorischen Landeplatz bei der Bauschuttdeponie Schramm in Marktzeuln wird der Hubschrauber betankt. Foto: Andreas Welz
Auf dem provisorischen Landeplatz bei der Bauschuttdeponie Schramm in Marktzeuln wird der Hubschrauber betankt. Foto: Andreas Welz
Stück für Stück wurden die Masten demontiert. Foto: Klaus Oelzner
Stück für Stück wurden die Masten demontiert. Foto: Klaus Oelzner
 

Rund 50 Stromleitungsmasten wurden in einem Umkreis von 20 Kilometern abgebaut. Die bis zu fünf Tonnen schweren Kolosse werden zwischengelagert.

Ungewöhnlicher Fluglärm herrschte am gestrigen Dienstag über Stunden im östlichen Landkreis Coburg. Immer und immer wieder kreiste ein aus der Schweiz angeforderter Spezialhubschrauber im Luftraum zwischen Weidhausen, Ebersdorf und Dörfles-Esbach. Seine zweiköpfige Besatzung hatte bei idealen Witterungsbedingungen Schwerarbeit zu leisten, bei der gleichzeitig Präzision und enge Zusammenarbeit mit zusätzlich eingesetztem Bodenpersonal per Funkkontakt gefragt waren.

"Die Arbeiten für den Abbau der 110-kV-Leitung haben begonnen", sagt Bauleiter Eugen Bößerndörfer den zahlreichen Journalisten. "Nachdem in den vergangen zwei Wochen die Leiterseile auf der gesamten Strecke abmontiert worden sind, ist der erste Mast im Bereich Grub am Forst und Dörfles-Esbach abmontiert worden", erläutert der Tennet-Mann.
"In diesem Bereich werden heute weitere Masten abmontiert und per Hubschrauber abtransportiert."


Zweimal 2190 PS

Es ist die fünfte Tour an diesem Morgen. Im Schlepptau hat der Kamow-Helikopter K 32 von der Schweizer Firma Heliswiss einen der 30 Meter hohen und vier Tonnen schweren Stahlkolosse. Sicher manövriert der Hubschrauberpilot mit seinem Techniker die Last über Tannenwipfel und Ackerflächen. Der Kamow mit seinen zwei gegenläufigen Rotoren und zweimal 2190 PS macht zwar ausgesprochen viel Wind, wiegt das aber mit einer anderen positiven Eigenschaft auf: Er trägt Lasten wie kaum ein anderes Fluggerät seiner Gattung. Bis zu fünf Tonnen vermag er zu heben. Für einen ausgewachsenen asiatischen Elefanten würde das locker reichen.

Die Aufgabe im Auftrag der federführenden Tennet Netzausbau Onshore (Bayreuth) war, in einem Umkreis von 20 Kilometern nahezu 50 stählerne Stromleitungsmaste durch die Luft zu vorbestimmten Zwischenablage-Plätzen in Marktzeuln (Landkreis Lichtenfels), Weidhausen und Ebersdorf zu transportieren. Nach mehr als drei Jahrzehnten Standzeit hatten diese, ebenso wie die bisher zur Energieversorgung des Coburger Raums vom Umspannwerk Redwitz bis nach Dörfles-Esbach führende 110-kV-Freileitung, ihren Zweck erfüllt und ausgedient. Am 17. Dezember wurde die neue Leitung in Betrieb genommen und nach einigen Tagen die alte abgeschaltet.

Bößerndörfer erklärte, warum man die Hilfe aus der Luft braucht: Der Abtransport per Lkw sei nur möglich, wenn Zufahrtswege zu den Masten gebaut würden. Das wäre bedeutend teurer als der Lufttransport. Die ehemaligen Wege, als die Leitung vor 30 Jahren gebaut wurde, sind längst verschwunden, durch die Flurbereinigung oder einfach, weil man sie später bei Wartungsarbeiten nicht mehr brauchte.


Drei fünfköpfige Bautrupps

Um Doppelbelastungen des betroffenen Landschaftsbildes zu vermeiden, hat der Leitungsbauer von Anfang an dafür plädiert, die Versorgung per zusätzlicher Leitungsseile über die neu installierten und bereits seit der Jahreswende unter Strom stehenden 380-kV-Masten sicher zu stellen. Die Aktion Abflexen und Abtransport der bis zu fünf Tonnen schweren Stahlgittermaste hat nach Abbau der Leitungsseile und Transportvorbereitung durch drei fünfköpfige Bautrupps gestern einen Schlusspunkt gesetzt.

Vereinzelte Masten, deren Bauweise mehr als die per Hubschrauber transportable Gewichtsgrenze auf die Waage bringen bzw. zusätzlich mit Funkkontakt-Einrichtungen versehen sind, müssen in den nächsten Wochen per Handarbeit vor Ort zerlegt und auf der Straße abtransportiert werden. Die Verantwortlichen am Tennet-Firmensitz Bayreuth rechnen damit, erforderliche Restarbeiten einschließlich Beseitigung der ins Erdreich eingelassenen Betonsockel bis Ende Juni abschließen zu können. oe/aw