Statt bei der Aufklärung zu helfen, wirft Tobias T. mit seiner Aussage allerdings nur noch weitere Fragen auf.
Mit voller Wucht zugetreten, versehentlich "gesappt", also mit dem Fuß berührt oder doch nur "im Suff gestolpert"? Am zweiten Verhandlungstag bricht der Angeklagte Tobias T. sein Schweigen und schildert, was aus seiner Sicht am 18. Oktober vergangenen Jahres in den frühen Morgenstunden passiert sein soll.
Statt bei der Aufklärung zu helfen, wirft Tobias T. mit seiner Aussage allerdings nur noch weitere Fragen auf. Laut Anklageschrift soll er nach einer verbalen Auseinandersetzung in einem Lokal im Steinweg gemeinsam mit dem Mitangeklagten Daniel S.einen Mann getreten und geschlagen haben, bis dieser das Bewusstsein verlor. Da beide nur durch das Eingreifen eines Ehepaars von ihrem Opfer abgelassen haben sollen, müssen sich beide derzeit dem Vorwurf des versuchten Totschlags vor dem Coburger Landgericht stellen.
Beteiligter oder Beobachter?
Tobias T. hat seine Angaben gemacht, nachdem mehrere Augenzeugen und Polizeibeamte ausgesagt hatten. Kurz nach der Tat hatte ihn das Ehepaar mit Hilfe von Polizeifotos als Angreifer identifiziert, bei der Verhandlung selbst geriet der Ehemann aufgrund von wiederholtem Nachfragen durch den Verteidiger Andreas Günther ins Straucheln. Auf andere Zeugen, die nach der körperlichen Auseinandersetzung zum Tatort in der Nähe des Parkhauses Post kamen, habe T. "besorgt" gewirkt, er sei sogar geblieben, um den Rettungswagen zum Geschädigten zu lotsen.
Im Gespräch mit den Zeugen habe T. zwar erzählt, dass es zu einer Schlägerei gekommen war, jedoch mit keinem Wort erwähnt, selbst daran beteiligt gewesen zu sein. Beamte sagten aus, der Angeklagte habe sich "widerstandslos" verhaften lassen und sei bei der Überführung in die JVA Bamberg "locker" gewesen.
Immer wieder soll er beteuert haben, dass er unschuldig sei - unter anderem auch, als seine Schuhe sichergestellt wurden. Als ihm erklärt wurde, dass sie auf DNA-Spuren untersucht werden, soll er in Tränen ausgebrochen sein. Er sagte dem Beamten, es könne sein, dass sich DNA des Opfers auf den Schuhen befindet, weil er bei der Prüfung der Wunden das Opfer "versehentlich gesappt" haben könnte. In einem Brief, den der Angeklagte Tobias T. aus der JVA schrieb, sprach er von einem dritten, bisher unbekannten "Mann mit Ziegenbart", der statt ihm die Taten ausgeführt haben soll, während er unbeteiligter Beobachter gewesen sei.
"Fix und fertig": Täter doch unschuldig?
Ist Tobias T. möglicherweise doch unschuldig? Auf Nachfrage von Richterin Jana Huber und nach Absprache mit seinem Verteidiger Andreas Günther macht Tobias T. vor Gericht doch eigene Angaben zum Tatgeschehen. Demnach seien er, Daniel S. und dessen Bruder Florian S. nach dem Zapfenstreich vor dem Lokal gewesen und hätten noch ein Bier getrunken, dann sei es im Lohgraben zu einer Auseinandersetzung gekommen, er habe einen "dumpfen Schlag" gehört und sei dort hingerannt. Was dann passierte, wisse er nicht mehr genau - es könne sein, dass er über den Geschädigten "gestolpert sei", denn er sei "ja auch besoffen" gewesen.