Der Coburger Kunstverein hat sich auf den Weg der Erneuerung gemacht. Erste Ergebnisse sind sichtbar.
Zeit für Veränderung. Jetzt besonders beim Coburger Kunstverein, der mit seinen 1450 zahlenden Mitgliedern der größte Bayerns ist. Der 1981 aus Vorläufern gegründete Verein ist einer der tragenden Säulen des Coburger Kulturlebens, so tragend, dass seine kontinuierliche Präsentation von herausragenden überregionalen wie den wichtigen regionalen plus nachkommenden jungen Künstlern als pure Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Und dann womöglich auch gar nicht mehr so wahrgenommen wird, wie derlei Engagement es verdient und braucht.
Vorsitzender Joachim Goslar und ein Kreis von Mitarbeitern müht sich seit Jahren. Mit dem altersbedingten Rückzug des langjährigen Geschäftsführers Kurt Neun verschärfte sich die Belastung. Probleme und Aufgaben nahmen zu. Die "Manpower" nicht.
Im Sommer letzten Jahres schloss sich - "nach reiflicher Überlegung" - Reinhard Heinritz dem Kunstverein an, zu tatkräftiger Mitarbeit bereit. Zu dem Zeitpunkt beendete der promovierte Gymnasiallehrer für Deutsch, Englisch und Ethik seine Laufbahn am Neustadter Arnold-Gymnasium, nachdem er zuvor viele Jahre am Gymnasium Albertinum in Coburg gewesen war.
Heinritz ist selbst literarisch aktiv, Gedichte und Essays schreibend und übersetzend, und mittlerweile auch im Organisationsteam von "Coburg liest". Zusammen mit Carola Rückert hat er im Thieracher Garten - einem wunderbaren Natur- und Kunstort in dem Rödentaler Stadtteil - ein bemerkenswertes Kulturprogramm etabliert. "Ich habe schon länger auf den Coburger Kunstverein geblickt. Ich wusste, worauf ich mich einlasse", sagt er, nur ganz leicht ironisch, im Gespräch mit dem Tageblatt. Mit Reformstau und Erneuerungsbedarf charakterisiert er den aktuellen Zustand der verdienten Kulturinstitution.
Wer kümmert sich worum
Heinritz wurde letztes Jahr zum 2. Vorsitzenden gewählt. Mit 1. Vorsitzenden Joachim Goslar verbindet ihn weitgehende "Einigkeit", wie beide betonen. Weshalb sich ja auch in relativ kurzer Zeit nach außen sichtbar einiges tun konnte. Goslar sagt mit deutlicher Erleichterung: "Mit Dr. Heinritz haben wir einen Mitstreiter mit klugen Ideen gewonnen, die er auch sofort umsetzt." Der bauliche Zustand des 1986 eingeweihten Ausstellungspavillons am Hofgarten ist der eine - gravierende - Teil der zu lösenden Probleme. Dazu siehe Artikel unten.
Was die personelle Verstärkung anbelangt, hoffen Goslar und Heinritz, baldigst drei weitere Mitstreiter nicht nur gefunden, sondern davon überzeugt zu haben, dass sie bestimmte Aufgaben übernehmen sollten. Heinritz nennt Öffentlichkeitsarbeit, die Pflege eines den heutigen Standards entsprechenden Internetauftrittes (die Homepage ist mittlerweile überarbeitet) oder auch Organisation und Bewältigung der Ausstellungsaufsicht. Auch der Programmbeirat befindet sich in Veränderung, "die bewährten Haudegen werden aber bleiben", beruhigt Heinritz. Wenn diese Felder bewältigt wären, dann brauche man keinen weiteren Geschäftsführer im früheren Sinne, das seien dann Goslar und er.
Das größte Anliegen ist Goslar und Heinritz die inhaltliche und programmatische Neuausrichtung des Kunstvereines. "Wir müssen weg vom ausschließlichen Präsentieren und Dozieren hin zum lebendigen Gedankenaustausch mit dem Publikum", fasst Heinritz die prinzipielle Aufgabe zusammen, die er sogar eine Kehrtwende nennt. "Das Bedürfnis nach dem Gespräch über Kunst und unsere Gegenwart ist da. Ich beobachte vielfach Verunsicherung über moderne Kunst. Die Leute möchten etwas erfahren, Standpunkte kennenlernen, und sie möchten selbst über ihre Erfahrungen reden."