Der Umschlagplatz Coburg 2019 litt zwar unter der Hitze, nicht aber unter mangelnder Vielfalt und künstlerischem Spaß.
Werden die Künstler immer schräger? Immer witziger, immer ironischer? Ist es der Wahnsinn der Welt, dem nur noch mit Gelächter beizukommen ist? - Könnte man meinen nach dieser nun schon vierten Coburger Kunstmesse, die am Wochenende über 60 Künstler in die alten Pakethallen am ehemaligen Güterbahnhof zog.
Was immer wieder auffiel, waren Humor, Witz und Fantasie, vor allem eigenwillige Fantasy, die sich in vielen Kojen Bahn gebrochen hatten. Selbstverständlich nicht nur, selbstverständlich ist solch eine Verkaufsmesse bunt in jeder Hinsicht, vom durchaus unterschiedlichen künstlerischen Niveau bis zu den Themenfindungen. Das macht doch aber eben den Entdeckerspaß dieser von dem Coburger Veranstalter Heiko Bayerlieb aus Lust und Laune und aus dem Nichts gestemmten Messe.
Vor Frank Hummels originellen grafischen Schimpfereien hatte sich auch noch (s)ein Hund platt hingeschmissen. - Sagt doch alles, und zwar nicht nur über die quälenden Temperaturen am Samstag und Sonntag, die leider so manchem vom Besuch der Messe abgehalten haben.
Peter Schnellhardt aus Bad Rodach ist einer der regelmäßig hier den Schmunzelauftrag erfüllenden Lokalen. Ob die Häfners aus Nürnberg mit ihren verrosteten Comic-Scherenschnitten, Horst Wendlands (lebt in der Nähe von Memmingen) zerfressene Metallfiguren, geradezu teuflisch. Stefan Neidhardt (Suhl) hat es mit dem Märchenhaften, das aber ausgesprochen lachhaft modelliert. Und kommt er dann auch noch mit Frank Melech, ebenfalls Suhl, zusammen, bricht dessen überbordende, aber sehr präzise gemalte Fantasy ins Dreidimensionale.
Frank Melech ist Preisträger
Melech übrigens, der hatte ein Bild dabei, in dem sich der Thüringer Wald arg verdichtet hat, vorne in rötlichen Adern abstürzend und hinten ins Nebulöse ziehend. Ein irgendwie schrecklicher Turm mittendrin bietet auch keinen Trost.
Spannend an dieser Messe war es gerade, neben Berlinern und Münchnern und anderen so vielen technisch hervorragenden Künstlern mit inspirierenden Bild(er)findungen hier aus der weiteren Region zu begegnen, diesen Thüringern etwa. Und gerade auch einer Reihe von Coburgern, die es (noch) nicht - wie unsere durchaus vorhandenen lokalen Kunstheroen - aufs nationale Parkett oder gar darüber hinaus geschafft haben, die aber sehr beachtenswert sind:
Bettina Mautner mit ihren extra zum Albert- und Victoria-Jahr geschaffenen Alu Dibond-Drucken. Mario Wolf (Rödental) und seine intensiven Porträts. Oder auch der Rödentaler Helmut Langbein, der ganz normaler Handwerksmaler war und mittlerweile wahlweise Fantastisches oder stimmungsvolle Waldwege malt.