An der Hochschule Coburg läuft ein zweijähriges Forschungsprojekt, das nach Schnittstellen zwischen Hoch-Kultur und kultureller Bildung sucht.
Kultur ist das Aktivitätsfeld einer Gesellschaft, das ihre Zukunftsfähigkeit bestimmt. In ihr werden - oder sollten - die Grundfragen des Zusammenlebens und Daseins verhandelt und Perspektiven entwickelt werden. Das funktioniert umso wirkungsvoller, je mehr Menschen daran teilhaben.
Unter der Frage "Elfenbeinturm oder Kultur für alle" hatte die Hochschule Coburg am Montag eine Podiumsdiskussion mit Coburger (Hoch-)Kulturvertretern organisiert. Sie fand im Rahmen der Auftakttagung eines zweijährigen Forschungsprojektes statt, das nach "Schnittstellen zwischen Hoch-Kultur und kultureller Bildung" suchen will. Die Moderation führten der Leiter des Projektes, Julius Heinicke, Professor für angewandte Kulturwissenschaften, und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Katrin Lohbeck.
Ausgerichtet vor allem auf angewandte Wissenschaft, geht es der Hochschule Coburg bei diesem Forschungsprojekt darum, die Problematik auszuloten, vor allem aber auch konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen, sogenannte "Formate" zu entwickeln, wie das derzeit überall heißt. Studierende haben in den letzten Monaten bereits Vorschläge entwickelt, etwa eine Kultur- und Erlebnis-App für Coburg.
Die Diskussion und die Berichte von Gastreferenten dieser Tagung aus verschiedenen Teilen Deutschlands belegten, dass die Stadt Coburg als Experimentierfeld dafür geeignet ist wie kaum eine sonst. Weil sie weiter ist als viele andere. Es war Norbert Tessmer, der vor seiner Zeit als Oberbürgermeister zwölf Jahre lang als Kultur- und Sozialreferent zwischen den Kulturinstitutionen und den Bildungseinrichtungen vermittelnde Strukturen wie den Kultur- und Schulservice KS:Cob und das Bildungsbüro geschaffen hat, dabei lange nicht auf Gegenliebe stoßend, wenn er darauf beharrte, dass jeder für Kultur ausgegebene Euro später nicht für Soziales gebraucht werde.
Die Kultureinrichtungen wie Landestheater und Kunstsammlungen auf der Veste ihrerseits sind im eigenen Interesse längst dabei, vielfältige Angebote in die kulturelle Bildung einzuspeisen.
Kommunikationsprobleme
Bevor die Diskussion in der Hochschul-Aula in Selbstbestätigung versinken konnte, wurde die grundsätzliche Problematik deutlich. Die Übermittlung, die Kommunikation, die Verknüpfung bleibt schwierig, auch wenn sich in Coburg viel getan hat und viel genutzt wird. Die "organisierte Sprachlosigkeit" ist keineswegs überwunden. Weshalb dieses Forschungsprojekt ja so zu begrüßen ist.
"Die Schulen und das Landestheater, das sind zwei riesige Tanker, die schwer auf parallele Fahrt zu bringen sind", dämpfte etwa Oberschul-Lehrerin Marina Krauß aus langjährigem Bemühen die Euphorie. Intendant Bernhard F. Loges zeigte die Bestrebungen des Landestheaters im Bereich Kinder- und Jugendtheater auf, sagte aber auch: "Irgendwann kommen wir alle, Sie ja auch, an die Grenzen unserer Kräfte. Wir haben zwar viele Ideen und Angebote von Seiten unserer Musiker und Künstler, aber nur eine Theaterpädagogin, die vermittelt".