So erleben Tausende von Fans bei freiem Eintritt das Klassik-Open-Air im Coburger Rosengarten: zwischen schönen Melodien und bangen Blicken zum Himmel.
Das schönste Kompliment erhalten das Philharmonische Orchester des Landestheaters und sein Generalmusikdirektor Roland Kluttig schon lange vor den ersten Tönen beim Coburger Klassik-Open-Air. Denn Tausende Fans bevölkern den Rosengarten, obwohl die Wetterprognosen ein eher feuchtes Konzertvergnügen erwarten lassen. Regenschirme, wetterfeste Kleidung und da und dort sogar kleine Zelte bestimmen das Bild. Wer schließlich will sich schon von banalen Wetter-Kapriolen den Spaß am Klassik-Open-Air vermiesen lassen?
Im Gegenteil: Fast scheint es, als würden Orchester und Dirigent von den meteorologischen Widrigkeiten geradezu beflügelt. Unter Roland Kluttigs jederzeit mühelos souveräner Leitung demonstriert das Philharmonische Orchester jedenfalls, dass sich auch unter Open-Air-Bedingungen ebenso differenziert wie mitreißend musizieren lässt.
Roland Kluttig weiß natürlich ganz genau, dass Freiluft-Konzerte ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen und am besten mit populären Stücken und einer bunten Werkauswahl funktionieren. "From Russia with Love" - diesen James-Bond-Titel hatte Kluttig als Motto für eine überaus eingängige Programmauswahl mit (fast ausschließlich) russischen Komponisten der Romantik gewählt.
Alexander Borodins "Polowetzer Tänze" aus der Oper "Fürst Igor" dienten als Ouvertüre. Schon hier beeindruckte das Philharmonische Orchester mit abgerundetem Klang, mit präzisem Zusammenspiel und rhythmischem Elan.
Mit Brillanz und Ausdruckskraft
Eigentlich leben Open-Air-Konzerte vom Reiz der Abwechslung und von der Abfolge möglichst nicht allzu langer Stücke. Umso verblüffender, dass es an diesem Abend möglich war, Sergej Rachmaninows ausgedehntes 2. Klavierkonzert c-Moll so zu präsentieren, dass das Publikum bis zum Schluss gebannt und fasziniert zuhörte.
Ganz entscheidenden Anteil daran hatte die Solistin Diana Zohrabyan, die als Instrumentalistin eine außergewöhnliche Doppelbegabung besitzt. Als hervorragende Geigerin ist sie seit einer Reihe von Jahren 2. Konzertmeisterin des Philharmonischen Orchesters. Und als virtuose Pianistin bewährte sie sich als souveräne Rachmaninow-Interpretin. Mit technischer Brillanz und intensiver Ausdruckskraft gestaltete sie das ebenso effektvolle wie melodienreiche Werk und zog das Publikum gemeinsam mit dem überaus klangvoll agierenden Philharmonischen Orchester von den ersten Takten an in Bann.
"Bilder eines Ausstellung
Ausschnitte aus Mussorgskys Zyklus "Bilder einer Ausstellung" und aus Tschaikowskys "Eugen Onegin" und "Schwanensee", dazu Alexander Glasunows Orchesterfassung des Liedes der Wolgaschlepper - der zweite Teil des Abends hatte durchaus den Charakter einer Klassik-Hitparade. Für zusätzliche Abwechslungs sorgten gleich mehrere Vokalsolisten. Als Fürst Gremin beeindruckte der Bassist Michael Lion mit einer Arie aus "Eugen Onegin", die Sopranstin Ana Cvetkovic-Stojnic beeindruckte mit der virtuosen Koloraturarie "Die Nachtigall" von Alexander Alabiev und verzauberte das Publikum mit Sergej Rachmaninows "Vocalise".
James-Bond-Titelmelodie
Ganz zum Schluss des (offiziellen) Programms dann das Motto des Abends: "From Russia with Love" - die Titelmelodie des zweiten James-Bond-Films von 1963 aus der Feder von John Barry und stilsicher interpretiert von Simon van Rensburg.
Zu den Zugaben gehörten auch in diesem Jahr zwei in Coburg fast schon obligatorische Strauß-Stücke - die Polka "Unter Donner und Blitz" und der "Radetzky-Marsch".
auch bei Nieselregen ein Genuß!
mal beipflichten !