Das Schauspiel startet heuer mit drei Komödien, jetzt mit "Die Sternstunde des Josef Bieder" von Eberhard Streul. Amüsiert Euch ruhig ein bisschen.
Darf jetzt ein bisschen Spaß sein? Aber bitteschön, sagt das Landestheater Coburg zur neuen Spielzeit, im Schauspiel zum Auftakt sogar geballt. Die ersten drei Premieren fallen unter die Kategorie Komödie.
Gleich jetzt am Wochenende wird Stefan Mertl losgelassen als Theaterrequisiteur Josef Bieder, der sich unerwartet einem gefüllten Zuschauerraum gegenübersieht. Er nutzt die Gelegenheit, um mal klarzustellen, wie das mit dem Theater so ist, hinter den Kulissen, aber auch davor, vor allem auch im Musiktheater. Denn Josef Bieder wollte einst Sänger werden. Oder Dirigent. Und Stefan Mertl ist unser Komiker für alle Fälle. Er ist aber auch Sänger. Gut vorstellbar, dass er als hinter- und abgründiger Theaterrequisiteur eigenstimmlich vorsingen kann, wie diverse Opernarien eigentlich zu klingen hätten.
Schon eine Woche später geht es weiter. Oder fängt das an, was in Nürnberg vor über 40 Jahren begann und über Jahrzehnte, bis 2009 lief, das fränkische Volksstück an sich, "Schweig, Bub!" von Fitzgerald Kusz. - Wieso wurde das hier in Coburg noch nie gespielt? Fragte sich auch der Coburger Schauspieldirektor Matthias Straub.
Die gesamte Theatersaison in Coburg steht unter dem Stichwort Familie. In "Schweig, Bub!" ist Konfirmation. Feste sind - das weiß jeder aus Erfahrung - der Gipfel des Familienlebens. In jeder Beziehung. Selbstverständlich entgleitet bei Fitzgerald Kusz das Fest auf zutiefst fränkische, aber auch generell familiär menschliche Weise.
Das Stück lebt aus seiner Situationskomik. "Es wird wahnsinnig viel gegessen", grinst Straub schon jetzt. Fitzgerald Kusz, der zur Matinee am Sonntag da war, erzählte, dass im Nürnberger Theater die Kostüme der Schauspieler gelegentlich "rausgelassen", also erweitert werden mussten. Ob es in Coburg so weit kommt, entscheiden die Zuschauer, was sicher auch davon abhängen wird, wie diese preußlichen Darsteller das mit dem Dialekt hinkriegen.
"Unser Dialektcoach"
"Thomas Straus, der ist ja wirklich Franke, aus Bad Kissingen, und sehr sprachbegabt, der ist unser Dialektcoach", berichtet Matthias Straub. Straus musste jede Rolle auf Band einspielen, und jetzt üben die wie die Verrückten. "Ich hab schon Angst vor der Sprachpolizei im Publikum. Ich hoffe aber, dass die Zuschauer nach dem Spaß suchen und nicht nach jedem kleinen Fehler in der Aussprache." Straub lacht; doch weil das Fränkische sprachlich Tausenderlei ist, könnte man ja fränkische Toleranz walten lassen. Schließlich ist auch schon bei Kusz selbst das Nembergerische ein stilisiertes Bühnenfränkisch.
Was wohl aus dem Ganzen wird? Jedenfalls will das Ensemble nah am Publikum sein, wie sich das für ein Volksstück gehört, ganz vorn an der Rampe, über die Rampe hinweg. Schaun mer mal, wie lange es dauert, bis das Publikum mitspielt. Den Braten riechen wird es jedenfalls.