Nadja Kücker praktiziert Yoga seit 24 Jahren und erzählt, was sie daran so gut findet.
Bunte Leggings, eine Tasse Tee in der Hand und ein Lächeln im Gesicht - Nadja Kücker sitzt im Schneidersitz auf dem weichen Sofa, im Hintergrund ertönt entspannende Musik. Sie ist die Ruhe selbst, Yogalehrerin durch und durch. Seit 24 Jahren praktiziert Nadja Yoga, seit zwölf Jahren hat sie ein eigenes Yogastudio in Coburg.
Yoga hilft auf vielen Ebenen, das weiß Nadja nur zu gut. Sie selbst bekam 2017 die Diagnose Krebs. Mittlerweile ist sie wieder gesund. Dem Tageblatt verrät sie, wie ihr Yoga in schwierigen Momenten hilft, und warum Yoga für alle Menschen zu empfehlen ist. Immer mehr Menschen machen Yoga und spüren, dass es ihnen guttut. Wie genau wirkt sich Yoga eigentlich auf unsere Gesundheit aus? Nadja Kücker: Die Yogapraxis mit Atem-, Entspannungs- und Körperübungen wirkt ganzheitlich. Körperliche Probleme und Schwierigkeiten können sich auflösen oder leichter werden. Wenn es dem Körper gut geht, geht es auch dem Geist gut - und umgekehrt: Die Leichtigkeit im Geist schenkt auch dem Körper Leichtigkeit. Was wird bei den körperlichen Übungen im Yoga denn alles trainiert? Letztendlich haben wir beim Yoga-Üben immer Training für unser Herzkreislauf-System, weil es nicht nur statische Übungen sind, sondern auch viele Bewegungen - und zwar in alle Richtungen. Muskuläre Dysbalancen, die im Alltag zum Beispiel durch langes Sitzen und einseitige Bewegungen entstehen, können wir im Yoga wieder ausgleichen. Gleichzeitig haben wir auch Körperübungen, die natürlich Kraft kosten. Yoga ist ja nicht nur "unter der Decke liegen". Für eine Yogastunde, die 60 oder 90 Minuten dauert, braucht man Ausdauer, Kraft, Mut und Durchhaltevermögen. So unterstützen wir unseren Muskelaufbau und unser Nervensystem. Gibt es bestimmte Menschen, für die Yoga besonders empfehlenswert ist - oder eben auch nicht? Jeder kann Yoga machen! Auch wenn er krank ist, nicht so gut zu Fuß ist, sich nicht hinknien kann - man findet immer eine Möglichkeit. Bei akuten Bandscheibenvorfällen oder Verletzungen muss man natürlich vorsichtig sein. Dann sind die Leute beim Orthopäden und Physiotherapeuten erstmal besser aufgehoben. Nach der ersten Abheilung können sie aber kommen. Ich finde, dass Yoga für alle Menschen wichtig ist, auch die, die keine körperlichen Schwierigkeiten haben. Dann lassen wir es gar nicht erst so weit kommen und können im Voraus entgegenwirken. Aber die meisten haben ja irgendeine körperliche Schwachstelle - oder eine mentale.
Warum fangen die meisten denn überhaupt mit Yoga an? Die meisten sehnen sich nach Entspannung und Ruhe. Aber dann merken sie: Das ist ja auch Kraft und Ausdauer - und es macht Spaß! Und es hat gar nichts mit ,Om'-Singen und Räucherstäbchen zu tun. Wie oft sollte man Yoga üben, um ein positives Ergebnis zu erzielen? Auch jemand, der zum allerersten Mal Yoga macht, geht danach raus und fühlt sich gut - ein bisschen erschöpft, aber gut. Er weiß erstmal gar nicht genau: Sind es die Körperübungen, der Sonnengruß, die Entspannung? Was ist denn jetzt genau das Gute daran? Er hat vielleicht ein bisschen Muskelkater, weil es andere Bewegungen sind, als er gewohnt ist. Aber er merkt dann mit der Zeit: Immer wenn er zum Yoga kommt, hat er dieses Gefühlt danach wieder. Er will besser werden, routinierter - in den Übungen, in den Atemtechniken und so weiter. Am Anfang reicht eine Stunde die Woche, aber irgendwann will er vielleicht zweimal oder dreimal kommen. Das Ziel ist es aber, Yoga in den Alltag einzubauen. Dass man auch mal zuhause zehn Minuten Yoga macht. Deshalb gibt es in unseren Stunden immer auch Input für zuhause. Darauf lege ich besonderen Wert. Kann Yoga als eigene Sportart gesehen werden? Es gibt verschiedene Yogastile: Anstrengende Stunden, wie Power und Ashtanga Yoga, die natürlich sportlicher sind als Soft oder YinYoga. Aber da findet jeder die Stunde, die zu ihm passt. Letztendlich finde ich alle Bewegungsformen gut, auch außerhalb vom Yoga. Herzkreislauftraining, Laufen, Walken. Alle Sportarten sind gut, wenn man sie nicht übertreibt. Im Yoga kann man ja auch übertreiben! Man muss einfach gesund bleiben und nicht in ein Extrem fallen. Yoga kann auch eine Ergänzung sein, zum Beispiel zum Joggen, zum Fitnessstudio, zum Zumba. Abgesehen vom körperlichen Aspekt: Gibt es beim Yoga noch andere gesundheitsförderliche Aspekte? Zum Beispiel in der Ernährung oder im allgemeinen Lebensstil? Ja, die Ernährung ist natürlich ein großer Bereich. Aber die meisten sind erstmal im Grobstofflichen, auf der körperlichen Ebene unterwegs. Aber wenn sie dann anfangen, sich für das Feinstoffliche zu interessieren, zum Beispiel für die Atmung und Entspannung, dann interessieren sie sich auch mehr für die Ernährung. Bei uns im Studio gibt es eben zum Beispiel keinen Kaffee, sondern Ingwertee und Wasser. Dann machen sie sich zuhause auch mal einen Ingwertee, weil sie merken, dass es ihnen hier gutgetan hat. Und dann verändert sich das Bewusstsein. Aber auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, der Umgang mit anderen und sich selbst spielen eine ganz große Rolle. Was hat dir denn in deiner Krankheitsphase besonders geholfen? Oder ist es dir dann auch mal schwergefallen, weiter dranzubleiben? Bei mir war es noch nie so, dass ich keine Lust hatte, ins Yogastudio zu kommen, eine Übung oder Meditation zu machen. Auch als ich ein bisschen körperlich eingeschränkter war, habe ich mich auf etwas anderes konzentriert. Dann habe ich mehr Atemübungen gemacht oder die Körperteile bewegt, die ich bewegen konnte. Besonders das Im-Moment-Sein hilft dann. Das ist auch das, was Yoga einen lehrt. Dass man im Hier und Jetzt ist und in diesem Moment lebt. Dass die Gedanken nicht in der Vergangenheit verhaftet sind oder man irgendwas bereut, aber auch nicht nur in der Zukunft lebt. Das hat mich Yoga gelehrt über die Jahre. Der Prozess dauert natürlich ein bisschen, aber bei mir hat es funktioniert. Das Interview führte Marieke Fiala. Bedeutung Yoga ist ein eine philosophische Lehre, die ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele wirkt. Die Yogapraxis beinhaltet nicht nur körperliche Übungen, sondern auch Entspannungs- und Atemtechniken. Mitmachen Für die Teilnahme an den Stunden sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Informationen gibt es in ihrem Studio "Yogate" in der Webergasse 32 in Coburg, oder telefonisch unter 09561/630878. Konferenz Vom 24. bis 26. April findet die erste Coburger Yoga Conference statt. Es gibt ein vielfältiges Programm mit Yogalehrern aus ganz Deutschland. Tickets und Informationen gibt es ebenfalls im "Yogate"-Studio.