Bahn-Sprecher Klaus-Dieter Josel bezeichnet den ICE-Systemhalt für Coburg als "nicht darstellbar". Damit die Region in Richtung Norden nicht abgehängt wird, könnte eine Verbindung von Erfurt nach Würzburg helfen.
Klaus Wünderling - der erst jüngst gemeinsam mit dem in Coburg lebenden Professor Christian Illies den Entwurf des "Intercity-quer" von Stuttgart über Coburg nach Dresden präsentierte - hat den ICE-Systemhalt Coburg endgültig zu den Akten gelegt. "Das Thema können wir begraben", sagt Wünderling und legt dabei ein Schreiben von Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Bayern, auf den Tisch.
Dort steht, an Wünderling gerichtet, unter anderem: "Sie haben absolut richtig erkannt, dass ein Systemhalt Coburg in der ICE-Linie Berlin-Halle/Leipzig-Erfurt-Nürnberg-München nicht darstellbar ist." Diese erstmals klaren Worte von Josel zum politisch geforderten ICE-Systemhalt alle zwei Stunden scheinen mit "ganz oben" bei der Bahn abgestimmt zu sein, denn der Konzernbevollmächtigte schreibt ausdrücklich im Namen von Bahnchef Rüdiger Grube.
Das Hauptargument, dass aus
Sicht der Bahn gegen einen Halt alle zwei Stunden in Coburg spricht, ist nicht neu: Der Umweg über die Einschleifung nach Coburg kostet nach Berechnungen der Bahn Zeit (12 Minuten). Zu viel Zeit, um den zwischen Erfurt und Nürnberg vorgesehenen Korridor von 90 Minuten für eine ICE-Fahrt einhalten zu können. Klaus Wünderling hat die Fahrzeit über die Umleitung in einem Regionalzug von Ebersdorf kommend einmal nachgestoppt, nickt jetzt zustimmend und sagt: "Das stimmt schon so."
Klaus Wünderling gefällt diese Argumentation natürlich nicht. Aber er sagt auch: "Man muss sie akzeptieren." Es sei nun einmal das Konzept der Bahn, auf den ICE-Strecken mit sehr hoher Geschwindigkeit von Knotenpunkt (Nürnberg) zu Knotenpunkt (Erfurt) zu fahren. Wer nicht direkt an der Strecke wohnt, muss sich eben mit Regional-Verbindungen begnügen - so einfach sieht das die Bahn.
Letzten Endes war die Philosophie auch das Aus für die von Wünderling und Illies vorgeschlagene Strecke "Intercity-quer". Diese würde nämlich auf langer Strecke parallel zum geplanten Ein-Stunden-Takt zwischen Dresden und Frankfurt verlaufen, was - so Josel wörtlich - zu einem "Kannibalismus" unter den verschiedenen Bahn-Angeboten führen würde.
Was bleibt also für den Coburger Raum? "Der Regionalexpress", sagt Wünderling und zieht eine neue Streckenskizze hervor. Darauf hat er zentral eine Verbindung zwischen Erfurt und Würzburg eingezeichnet. Darauf könnten nach Berechnungen von Wünderling/Illies zwei Züge pendeln und alle zwei Stunden (pro Fahrrichtung) in Coburg halten. "Es wäre so etwas wie ein Interregio", erklärt Wünderling, der lange Zeit im Arbeitskreis "Infrastruktur und Verkehr " der Coburger CSU aktiv war.
Politische Unterstützung bräuchte diese neue Regionalverbindung aber schon, schließlich müsste die Strecke von den Bundesländern Bayern und Thüringen gemeinsam bestellt werden. Dafür könnte man, meint Wünderling, sogar ganz auf den Coburger ICE-Halt verzichten.
Über Bamberg in den Norden Egal, wie denn Coburg einmal an den Fernverkehr angebunden sein wird - der große Knackpunkt wird die Fahrtrichtung Nord. Nach Süden eröffnet der Anschluss nach Bamberg (irgendwann ja einmal mit einer S-Bahn nach Nürnberg angebunden) genügend Möglichkeiten. Da stimmen Illies und Wünderling mit Klaus-Dieter Josel überein.
Aber nicht mit dessen Vorschlag, dass Reisende aus Coburg erst nach Bamberg und dann von dort aus mit dem ICE in Richtung Norden fahren sollen.
Der Widerstand der beiden "Erfinder" von "Intercity-quer" fängt schon beim finanziellen Aspekt an. Wie Christian Illies berechnet hat, kostet heute schon eine Zugfahrt von Coburg nach Berlin über Lichtenfels (86 Euro) deutlich weniger als über Bamberg (94 Euro). Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern.
Regionalexpress Erfurt - Nürnberg Technik Die zwei notwendigen neuen Zuggarnituren müssen druckdicht für die Fahrten durch die Tunnel-Bauwerke sein und mit moderner "ETCS"-Steuertechnik für signalfreies Fahren ausgestattet werden.
Gegenfinanzierung Sollte die Bahn einen Regionalexpress anbieten, wäre ein Tagesrandhalt für den ICE überflüssig. Damit könnte sich die Bahn den ICE-tauglichen Ausbau eines Bahnsteiges sparen.
Forderung Christian Illies und Klaus Wünderling wollen sich in einem weiteren Schreiben bei Bahnchef Rüdiger Grube für den neuen Regionalexpress einsetzen.
Ein Wieauchimmer-Express muss nicht in Coburg beginnen und auch nicht in Erfurt enden. Er muss auch nicht zwingend von der DB betrieben werden. So ein Zug muss auch nicht defizitär sein und wäre sicher eine Alternative für viele Reisende, weil er billiger ist als der ICE. Das beste Beispiel ist der München - Nürnberg - Express. Dieser Zug ist seit Jahren mehr als ausgelastet. Das es Leute gibt, die gerne auf ICE- Komfort verzichten zeigt schon die Auslastung der neuen Fernbusverbindungen.
....wird einmal Klartext geredet. Hoffentlich wachen die ICE-Halt-Träumer jetzt auf und setzen ihre Kraft und ihre Durchsetzungsfähigkeit für die Realisierung attraktiver RE-Verbindungen über Coburg nach Norden (Erfurt) ein, statt einem lächerlichen ICE-Halt in Tagesrandlagen. Viel Zeit ist nicht mehr.
Auf der Neubaustrecke? Zwischen Coburg und Erfurt gibt es KEINEN Bahnhof. Das Land Thüringen wird bestimmt keinen RegionalExpress bestellen und bezahlen, der exakt zwei Bahnhöfe hat, die hundert Kilometer auseinander liegen.
Auf der Werrabahn? Wo immer die auch laufen wird? Selbst wenn der Lückenschluss morgen beschlossen würde, würde eine Umsetzung wohl mindestens 10 Jahre brauchen.
Ich geben Ihnen durchaus Recht. Coburg ist mit einem regelmäßigen Nicht-ICE-Verkehr mehr geholfen, als mit einem ICE-Halt in Tagesrandlagen, wobei auch diese ja noch nicht und schon gar nicht auf Dauer garantiert sind. Aber warum sollte man jetzt schon aufgeben.
Meines Erachtens, sollte man das eine tun ohne das andere zu lassen. Nämlich für einen ICE kämpfen und für einen Verkehr unterhalb des ICE planen. Vor allem müssen die Verbindungen funktionieren. Passagiere aus Coburg oder auch Hof, Kronach, etc. müssen in Bamberg ankommen, kurz bevor dort der ICE abfährt, so dass sie keine Wartezeiten haben. Andernfalls ist ganz Oberfranken von der Welt abgehängt.